Die Inflation macht den Menschen zu schaffen. Das zeigt sich auch bei der Caritas-Sozialberatung im Bistum Eichstätt. Knapp 70 Prozent von 82 Ratsuchenden an den sieben Kreisstellen haben bei einer bundesweiten Erhebung (Stichtag 21. September) erklärt, dass sie mit der Preissteigerung Probleme hatten. Über die Hälfte nannten hierfür die Verteuerungen bei Nahrungsmitteln und Energie, teilt die Caritas mit. „Vor allem für Nachzahlungen beim Strom von zum Teil hunderten Euro haben wir ziemliche Tragödien erlebt“, erklärt Bernhard Gruber. Er ist Sozialberater bei der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt und Sprecher für die allgemeine Sozialberatung der Caritas in der Diözese Eichstätt.
Mit 51 Prozent gab denn auch mehr als die Hälfte der Ratsuchenden bei der Stichtagserhebung an, aufgrund von finanziellen Problemen die Sozialberatung der Caritas aufzusuchen. Knapp 40 Prozent nannte als Grund „Krankheit“. „Viele haben körperliche, aber auch psychische Probleme, die wir manchmal an unsere Caritas-Beratungsstelle für psychische Gesundheit weitervermitteln“, erzählt Gruber.
Sozialberatung der Caritas: Menschen bevorzugen persönliches Gespräch
Über drei Viertel der 82 Ratsuchenden haben ein persönliches Beratungsgespräch wahrgenommen, ein knappes Viertel telefonierte und nur ein Prozent nutzte die Caritas-Onlineberatung. Dafür sieht Gruber zwei Gründe: Zum einen seien viele Anliegen so komplex und vielschichtig, dass sie oft nur persönlich besprochen werden könnten. „Zum anderen suchen viele aber auch persönlichen Kontakt zu uns, weil Behörden seit der Coronazeit direkt schlechter erreichbar sind. Wir Caritasstellen nehmen da inzwischen eine Vermittlungsfunktion ein.“
Gut ein Drittel gab bei der Untersuchung an, dass die Beratung durch Sprachprobleme erschwert sei. Bernhard Gruber kann dies aus eigener Erfahrung bestätigen. Dies habe damit zu tun, dass über die Hälfte der Hilfesuchenden einen Migrationshintergrund hat. „Viele von diesen Menschen, die in der Regel in den ersten drei Jahren zur Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer der Caritas gehen, kommen anschließend zur allgemeinen Sozialberatung“, so Gruber. Für Zuwanderer müssten die Stellen noch mehr „Wegweiser durch den Behördendschungel“ sein als für Einheimische, erklärt der Sozialberater. Sie bräuchten noch mehr Unterstützung bei unter anderem der Beantragung von Bürger- oder Wohngeld. Neben Problemen mit Behörden, Arbeit und Wohnungsangelegenheiten kämen bei ihnen oft noch aufenthaltsrechtliche Fragen hinzu.
Fast die Hälfte der Ratsuchenden im Bistum Eichstätt lebt alleine
Mit 43 Prozent war fast die Hälfte der Ratsuchenden am Stichtag alleine lebend. Viele von diesen Menschen haben laut dem Sozialberater keine Unterstützung durch Mitmenschen und leiden unter Einsamkeit. Dabei handele es sich vor allem um Seniorinnen und Senioren sowie Leute mit einer Erwerbsminderungsrente. „Ihnen vermitteln wir unter anderem Kontakte zu Pfarreien und Nachbarschaftshilfen, wenn sie es wollen“, sagt Gruber.
Ein gutes Drittel der Ratsuchenden hatte keine abgeschlossene Berufsausbildung. Viele von diesen Menschen arbeiten Gruber zufolge in Billigjobs, zum Beispiel im Bereich Security. „Zusammen mit dem Jobcenter versuchen wir in letzter Zeit zunehmend, solche Leute in Qualifizierungsmaßnahmen zu bringen.“ Knapp die Hälfte der Ratsuchenden bekommt Bürgergeld und rund ein Drittel der Sozialleistungsbezieher erhält diese bereits seit mehr als 48 Monaten. „Viele unserer Klientinnen und Klienten sind langzeitarbeitslos und sozial abgehängt“, informiert der Caritas-Sozialberater.
Überwiegend Frauen suchen bei der Caritas Hilfe
Knapp zwei Drittel der Ratsuchenden waren weiblich. Dies liegt laut Gruber zum einen daran, dass viele alleinerziehende Frauen die allgemeine Sozialberatung aufsuchten. „Doch auch aus den Familien kommen vor allem die Frauen. Sie tun sich in der Regel leichter, über Probleme zu sprechen als Männer und sind für Unterstützung aufgeschlossener.“
Allgemeine Sozialberatung leisten im Bistum Eichstätt unter anderem die Caritas-Kreisstellen in Eichstätt, Ingolstadt und Weißenburg. Außenstellen gibt es zudem zum Beispiel in Beilngries, Kösching und Wemding. Diese Arbeit wird aus Kirchensteuermitteln sowie Spenden finanziert. (AZ)