Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neuburg
Icon Pfeil nach unten

Eichstätt: Eichstätter Mordprozess: "Es ist alles sehr, sehr schnell gegangen"

Eichstätt

Eichstätter Mordprozess: "Es ist alles sehr, sehr schnell gegangen"

    • |
    Einem 25-Jährigen wird vorgeworfen, einen Mann in Eichstätt ermordet zu haben. Das Urteil am Landgericht Ingolstadt soll Ende April fallen.
    Einem 25-Jährigen wird vorgeworfen, einen Mann in Eichstätt ermordet zu haben. Das Urteil am Landgericht Ingolstadt soll Ende April fallen. Foto: Dorothee Pfaffel

    Der Junge war noch in der Grundschule, da wusste sich die Mutter nicht mehr anders zu helfen, als ihren Sohn ins Heim zu geben. Sie war alleinerziehend, musste den ganzen Tag arbeiten, der Sohn war zappelig - Ärzte haben bei ihm ADHS diagnostiziert - und "der große Bruder hat ihn wie einen Sklaven genommen". Das Jugendamt, so erzählt es die Mutter, habe ihr schließlich geraten, den Sohn ins Heim zu geben. Dort blieb er viele Jahre. Heute gibt sie sich die Schuld für vieles, was später passiert ist. Der Sohn ist mittlerweile 25 Jahre alt und sitzt seit vergangener Woche auf der Anklagebank am Landgericht in Ingolstadt. Der Vorwurf: Mord. "Ich bereue es so, dass ich ihn weggegeben habe", sagte die Mutter am zweiten Prozesstag unter Tränen.

    Der Mann hatte sich nach der Tat von der Polizei in Eichstätt festnehmen lassen

    Obwohl das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn in den vergangenen Jahren alles andere als einfach war, war sie die Erste, die er am späten Nachmittag des 19. Juni des vergangenen Jahres angerufen hat. "Mama, ich hab' Scheiße gebaut", sagte er am Telefon. "Mama, glaub mir, ich wollte das nicht." Immer wieder soll er das wiederholt haben. Dann rief er auf den Rat seiner Mutter hin bei der Polizei an und ließ sich an der Schlagbrücke in Eichstätt festnehmen. Da wusste er noch nicht, dass der Mann, auf den er nur ein paar Minuten vorher mit einem Messer eingestochen hatte, verblutet war. "Es ist alles sehr, sehr schnell gegangen", wird später der Münchner Rechtsmediziner Randolph Penning vor Gericht sagen. Der eine Stich hatte ihn mitten ins Herz getroffen. Die Verletzung sei "in dieser Form nicht überlebbar", so Penning.

    Dem Mann, der an diesen Tag an der Clara-Staiger-Straße in Eichstätt gestorben war, war der Angeklagte zuvor nie begegnet. "Ich wollte eigentlich nur zu den Kindern und dann kam ein wildfremder Mann auf mich zu", sagte der 25-Jährige spätabends am Tattag, als er von Beamten der Kripo in Ingolstadt vernommen wird. Er war ins Haus seiner Schwester gekommen, denn dort hat er seine Ex-Freundin mit den beiden gemeinsamen Kindern vermutet. Das spätere Opfer - 20 Zentimeter größer als er und recht muskulös - stellte sich ihm in den Weg. Es kam zum Streit, der Angeklagte zückte ein Messer, "um ihn einzuschüchtern". 

    Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt wirft dem 25-Jährigen Mord vor

    Doch der Mann ließ sich nicht einschüchtern, "wie zwei Steinböcke", Nase an Nase, standen sie sich laut Penning eine halbe Minute gegenüber. Bis der Angeklagte zustach. Alles zu sehen auf einem Video, das die Ex-Verlobte aufgezeichnet hatte.

    Stunden später wiederholte der Angeklagte bei der Kripo immer wieder diesen einen Satz: "Es war nie geplant." Doch gerade einmal eine halbe Stunde vorher hatte er an seine ehemalige Verlobte Sprachnachrichten geschickt mit Inhalten, die nur wenig später auf tragische Weise Realität werden sollten. "Der Typ stirbt, versprochen", sagte er. "15 Jahre nehme ich in Kauf." Die Staatsanwaltschaft geht deshalb davon aus, dass er in dem 35-Jährigen, selbst Vater, einen Nebenbuhler ausgemacht hat. 

    Weder Drogen noch Alkohol dürften bei der Tat eine maßgebliche Rolle gespielt haben. Zu diesem Schluss kamen die beiden Gutachter. Zwar hatte der 25-Jährige zumindest einen Joint geraucht, allerdings war ihm das Cannabis wegen seiner ADHS-Erkrankung und seiner Schlafstörungen vom Arzt verschrieben worden. Und auch ein paar Flaschen Bier hatte er im Laufe des Tages getrunken. Auf mehr als 1,22 Promille kann es der schmächtige Angeklagte allerdings nicht gebracht haben, eher darunter. Penning sprach vor Gericht von "keiner relevanten Intoxikation". Auch keinem Zeugen war aufgefallen, dass der Mann in irgendeiner Form berauscht gewesen sein könnte.

    Ein Urteil soll Ende April fallen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden