Lange haben die Gemeinderäte in Ehekirchen mit der Entscheidung gerungen, nun haben sie sie unter Bauchschmerzen getroffen: Die Gemeindebücherei, die seit vergangenem Jahr im leerstehenden Lehrerwohnhaus der Grund- und Mittelschule untergebracht war, wird aufgegeben. Damit verschwindet nach über 30 Jahren ein kulturelles Kleinod der Gemeinde, das zwar mit der Zeit rapide an Bedeutung verloren hatte, jedoch von Groß und Klein sehr geschätzt wurde. Eine Zukunft haben die literarischen Werke dennoch, allerdings nicht als Teil einer öffentlichen Bücherei.
Im Juni hatte der Gemeinderat noch versucht, die Gemeindebücherei zu retten
Im Juni war die Zukunft der Gemeindebücherei zuletzt im Ehekirchener Gemeinderat diskutiert worden. Nachdem 2023 die Mittagsbetreuung in das Gemeinschaftshaus umgezogen war, waren die Bücher in den leer stehenden, unbeheizten Räumlichkeiten des Lehrerwohnhauses untergebracht worden. Ursprünglich sollte die Gemeindebücherei hier auch eine neue Heimat finden, doch zunächst wären umfangreiche Sanierungsarbeiten nötig gewesen. Für rund 30.000 Euro, so schätzte die Verwaltung damals, müssten etwa Toiletten installiert, die Wände neu verputzt und die Böden gefliest werden - viel Geld also für die notorisch klamme Gemeinde.
So beschloss der Gemeinderat, dass die Gemeindebücherei als Schulbücherei weitergeführt werden soll, und reichte dafür einen Antrag beim Schulverband ein. Erklärtes Ziel der damaligen Entscheidung war, weiterhin eine öffentliche Ausleihe zu ermöglichen. Bei einer erfolglosen Umsetzung des Plans sollte das Thema auf die Tagesordnung des Gremiums zurückkehren. Am 20. November entschied nun der Schulverband, dass die Bücherei nicht öffentlich weitergeführt werden könne. „Falls keine Lösung mit dem Gemeinderat Ehekirchen gefunden wird, strebt der Schulverband die Einrichtung einer reinen Schulbücherei an“, hieß es in dem Beschluss.
Ehrenamtliche Mitarbeiter wollten eine zeitnahe Entscheidung zur Gemeindebücherei
Büchereileiter Walter Brunner teilte dem Schulverband mit, dass die Ehrenamtlichen nicht zur Verfügung stünden, sollte die Gemeindebücherei als reine Schulbücherei weitergeführt werden. Außerdem mahnte er an, dass eine Entscheidung möglichst bald zu treffen sei, da die Bücher unter den Bedingungen im unbeheizten Lehrerwohnhaus leiden und noch immer laufende Kosten anfallen. Ehekirchens neue Schulleiterin Gabriele Kleemann bot daraufhin Räumlichkeiten und Personal an, für den Fall, dass die Gemeindebücherei als reine Schulbücherei weitergeführt werden sollte.
Eben jenes Angebot stand nun bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats am Dienstag zur Diskussion. „Eine reine Schulbücherei halte ich für die beste Lösung, weil dann auch die Lehrkräfte die Verwaltung der Bücher übernehmen können“, sagte Gerd Kaufmann. Man müsse eben sparen, deshalb sei er dafür, dass die Gemeindebücherei aufgegeben wird. Otto Plath sah dies ähnlich und verwies dabei auf die stark rückläufigen Zahlen der Bücherei. Waren es zu Beginn im Jahr 1989 noch 10.000 Ausleihen, wurden 2004 nur noch rund 4000 Bücher ausgeliehen. In den Jahren vor dem Umzug waren es gar nur noch zwischen 1000 und 2000 Ausleihen pro Jahr. „Wenn man bedenkt, dass 70 Prozent davon über die Schule ausgeliehen wurden, rentiert sich eine Investition für die breite Öffentlichkeit schlicht nicht“, so Plath.
Die Ehekirchener Gemeindebücherei wird zukünftig nicht mehr öffentlich nutzbar sein
Paul Utz hätte nach eigenen Worten dennoch eine andere Lösung bevorzugt, beispielsweise eine Neugestaltung der Gebühren. „Ich hätte es schön gefunden, wenn die Gemeindebücherei weiter bestehen könnte. Besonders für die Menschen, die sich dort engagiert haben, ist es schade, dass sich die Bücherei nun gewissermaßen in Luft auflöst“, sagte er und wollte wissen, ob man das Lehrerwohnhaus nicht ohnehin sanieren müsse. Diese Frage dürfte in der nächsten Sitzung des Schulverbandes besprochen werden, dem das Lehrerwohnhaus gehört. Am wahrscheinlichsten sei es, so Bürgermeister Gamisch, dass das Gebäude saniert und dann vermietet werde. „Wir hätten es als Gemeinde entweder für die 30.000 Euro sanieren oder eben dafür Miete zahlen können. Das macht aber finanziell keinen großen Unterschied.“
Schlussendlich entschied der Gemeinderat bei drei Gegenstimmen, die Gemeindebücherei aufzugeben. Das bedeutet auch, dass sie als reine Schulbücherei nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich und nutzbar sein wird, wie Gamisch auf die Nachfrage von Christian Badstieber erklärte. „Vielleicht kann man ein öffentliches Regal oder eine Art Telefonzelle aufstellen und bestücken, darüber hinaus wäre aber der Aufwand für die Schule zu hoch.“
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