Die „Ulmer Schachteln“ sind wieder auf großer Fahrt. Es war die Mannschaft der "Schwaben", die sich als einzige auf die heimische Donau gewagt und in Neuburg Halt gemacht hat. Sie war in Neu-Ulm gestartet und musste etliche Klippen überwinden.
„Diesmal war es eine Herausforderung“, so formulierte es Cheforganisator Anton Guggelfuß aus Oberelchingen. In Donauwörth hatten die Behörden unterhalb der Brücke derart massive Flussbausteine in die Donau gebracht, dass an eine Passage nicht zu denken war. Die „Schwaben“-Freunde organisierten Lkw und Autokran, hoben ihr Schiff heraus und setzten es bei Bertoldsheim in den Stausee ein.
An der dortigen Brückenbaustelle durften sie durch die Schleuse, das hatte Josef Gehring vom Landratsamt gestattet. Ansonsten bleibt die Schleuse Bertoldsheim gesperrt. Wegen des leichten Wehrüberlaufs an den Staustufen benötigten die Schachtel-Fahrer die Unterstützung der Lech-Elektrizitätswerke (LEW), um alle Schleusen donauaufwärts nutzen zu können. „Das hat geklappt und wir sind der LEW sehr dankbar“, so Anton Guggelfuß, „aber in Donauwörth stehen wir jedes Jahr vor dem gleichen Dilemma.“ Auch die Gesellschaft der Donaufreunde mit der großen Ulmer Schachtel wartet seit Jahren darauf, dass Stadt und Wasserwirtschaftsamt endlich eine brauchbare Schifffahrtsrinne am Donauwörther Stadthafen zustande bringen.
Ulmer Schachtel stoppt am Ruderclub in Neuburg
In Neuburg war der Schachtel-Stopp am Donauruderclub kein Problem. Ein Teil der Mannschaft ging zum Essen in die Innenstadt, geschlafen wird im Regelfall auf dem Schiff. „Neuburg ist immer ein schöner Halt“, findet der Kapitän. Am nächsten Morgen gab er um 8 Uhr das Signal zur Abfahrt. 13 Mann stellten sich auf das Oberdeck und der Trompeter spielte „Muss i denn zum Städtele hinaus.“
Bei flotter Strömung führte die Fahrt über Ingolstadt und Kelheim nach Regensburg. Dort warteten die „Stadt Ulm“, „Elchingen“, „Donauspatz“ und „Ulma“ auf die Kollegen. Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer gab einen Empfang. Im Korso geht es am Wochenende weiter Richtung Passau und Österreich. Die „Schwaben“ fährt bis nach Weissenkirchen in der Wachau. Nach zwei Wochen geht es im Bus zurück nach Neu-Ulm. Bis zum Schwörmontag am 24. Juli ist man wieder einsatzbereit.
Für die Schachtelfreunde bedeuten die Donaufahrten ein paar Tage abschalten vom Alltag. „Das muss sein“, erklärt Anton Guggelfuß den Drang, jedes Jahr neue Touren zu organisieren. 2023 ging es erstmals bis zum „Eisernen Tor“ nach Serbien. Die große „Stadt Ulm“ schaffte es mittlerweile viermal von zuhause bis zum Delta am Schwarzen Meer. Vier bis sechs Wochen kalkulieren die Donaufahrer dafür ein.
Mit der Ulmer Schachtel bis ans Schwarze Meer
In gewisser Weise setzen sie damit eine Tradition fort, die im Mittelalter mit Warentransporten der freien Reichsstadt Ulm begonnen hatte. Zu den Frachtkähnen kamen im 18. Jahrhundert die sogenannten Ordinarischiffe dazu, die nicht nur Holz und andere Materialien auf der Donau transportierten, sondern auch Aussiedler, die sich in Ungarn und Rumänien eine neue Existenz gründeten.
Heute sehen die Schwaben ihre Schachtelfahrten als besonderen Urlaub. Man trifft Freunde an der Donau und pflegt alte Kontakte nach dem Motto: „Wir fahren die Donau hinab und suchen nach Freunden sie ab.“ An Bord herrscht einigermaßen Disziplin, Handys sind untersagt. „Diese fröhlichen Rituale erinnern an einen einstmals blühenden Wirtschaftszweig, die ulmische Donauschifffahrt“, so beschreibt es das Ulmer Tourismusbüro.