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Denkendorf: Gründer des Dinoparks Denkendorf: Herr über mehr als 70 Dinosaurier

Denkendorf

Gründer des Dinoparks Denkendorf: Herr über mehr als 70 Dinosaurier

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    Michael Völker ist Chef des Denkendorfer Dinosaurier-Museums. Er hat den Park im Jahr 2016 eröffnet.
    Michael Völker ist Chef des Denkendorfer Dinosaurier-Museums. Er hat den Park im Jahr 2016 eröffnet. Foto: Peter Schinzler

    Als Michael Völker noch ganz klein war, da hatte er nicht viel mit Dinos am Hut. Die frühen 70er Jahre, das waren nicht die Zeiten, als Kinder mit Dino-Figuren gespielt haben und bei Erzieherinnen und Lehrern immer wieder für Erstaunen sorgten, wenn sie Tyrannosaurus Rex oder Brachiosaurus nicht nur fehlerfrei aussprechen konnten, sondern auch noch ihre Größe oder ihren Lebensraum ganz genau kannten. 

    Michael Völker hat bei Unilever gekündigt und den Dinopark in Denkendorf gebaut

    Kaum zu sehen sind die Besucher neben diesem Brachiosaurus.
    Kaum zu sehen sind die Besucher neben diesem Brachiosaurus. Foto: Luzia Grasser

    Die 70er, das waren Jahre, in denen Jungen in Hannover davon träumten, einmal Pilot zu werden. So wie Michael Völker, heute 58 Jahre alt. Flugzeuge hat er im Lauf seines Lebens nicht gesteuert, doch das, was er vor mehr als zehn Jahren gemacht hat, haben manche zumindest als Himmelfahrtskommando gesehen. Michael Völker hat mit Ende 40 seinen Mangerjob in Berlin geschmissen und ist mitten nach Bayern, nach Beilngries, gezogen. Seine Idee: Er möchte einen Dinosaurier-Park samt Museum bauen. Einen Plan B gab es nicht. "Ich habe alles auf diese eine Karte gesetzt", sagt Völker.

    Heute sitzt er in seinem Büro und schaut hinaus durch die riesige Glasfront. Er sieht einen großen Teich, in dem sich urzeitliche Tiere tummeln, er beobachtet Eltern, wie sie einen Bollerwagen mit kleinen Kindern hinter sich herziehen, und er hat die neun Meter hohe Museumhalle im Blick, hinter deren Türen sich Dinge verbergen, die in Pressemitteilungen des Parks immer wieder als "Weltsensation" betitelt werden: Rocky, das weltweit einzige Original-Skelett eines jugendlichen Tyrannosaurus Rex, oder Dracula, der größte jemals entdeckte Flugsaurier. Alles, sagt Völker, sieht heute so aus, wie er das vor vielen Jahren auf einem Zettel skizziert hatte: "Ich bin zufrieden." 

    Zehn Jahre lang hatte Michael Völker darüber nachgedacht, ein Dinosauriermuseum zu gründen

    Eigentlich wollte Völker Lehrer für Biologie und Sport werden. Doch dann studierte er weiter, diesmal Wirtschaft. Er ging zu Unilever nach Hamburg, einem der weltweit größten Lebensmittelkonzerne. Dort klettere die Karriereleiter hoch, lebte zuletzt mit seiner Frau und den beiden Söhnen vor den Toren Berlins und brachte es bis zum Kundenbereichsdirektor. Er war dafür zuständig, bei Freizeitparks oder Zoos im Nordosten Deutschlands das Eis einer bekannten Marke zu platzieren. 2011 kündigte Michael Völker, da war er 46 Jahre alt. Zehn Jahre lang hatte Völker da schon mit dem Gedanken gespielt, ein Dinosauriermuseum zu bauen, fünf Jahre später war Eröffnung.

    Nach der Kündigung zog Völker mit seinem 13-jährigen Sohn von Berlin nach Bayern. Seine Ehe war zuvor in die Brüche gegangen, der ältere Sohn studierte bereits. "Mit nichts als einem Koffer" und einer Idee im Kopf ist er im Altmühltal angekommen. Dass es diese Gegend geworden ist, war kein Zufall. Hier gab es einige der bedeutendsten Fossilienfunde der Welt und nicht zuletzt hatte die Region schon immer viele Touristen angezogen.

    Der Dinosaurierpark zieht viele Touristen ins Altmühltal

    Leichtsinnig sei er das Dinosaurier-Projekt nicht angegangen, betont Michael Völker. Allerdings mit einer gewissen Leichtigkeit - Völker spricht von "pragmatischer Sorglosigkeit" - die ihn schon immer durchs Leben getragen hat, und der Überzeugung: "Das wird schon." Und tatsächlich wurde es dann auch. Bei den Politikern vor Ort sei er nicht als der Verrückte, der was mit Dinos machen will, abgestempelt worden, sondern als einer mit einer Idee, die den Tourismus weiter ankurbeln könnte. Mit den Banken wurde er sich bald einig und die Suche nach einem Grundstück endete in Denkendorf. Nah an der Autobahn A9, zwölf Hektar groß, mitten im Wald, weit weg von den nächsten Häusern - für Völkers Plan die optimalen Bedingungen.

    Gerade viele Familien besuchen den Dinopark bei Denkendorf und machen sich auf einen Spaziergang durch die verschiedenen Erdzeitalter.
    Gerade viele Familien besuchen den Dinopark bei Denkendorf und machen sich auf einen Spaziergang durch die verschiedenen Erdzeitalter. Foto: Luzia Grasser

    Heute stehen rund 70 Modelle verschiedener Tiere aus der Urzeit entlang eine eineinhalb Kilometer langen Rundwegs im Park. Manche, die nur so klein sind wie eine Katze, oder riesige wie der Brachiosaurus, neben dem die Besucher aussehen wie Zwerge. Gefertigt werden die mehrere tausend Euro teuren Glasfaserkunststoff-Modelle in Niedersachen, wo es seit den 90er Jahren den Dinopark Münchehagen gibt. Völker aber wollte mehr als nur einen

    Die Vorstellung, dass die Geschichte der Menschheit auf einem Zeitstrahl seit Entstehung des Lebens nur ein paar Millimeter einnimmt - für Völker noch immer ein Faszinosum. Er hat Kontakte in die Szene geknüpft und ist dabei auf Fossilienforscher Raimund Albersdörfer gestoßen, der zum Mitgründer des Museums wurde. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler präparieren heutzutage im Museum Funde aus den vergangenen Millionen. Einen T-Rex für einen Millionär in den USA, einen Diplodocus für die Uni Zürich. "Vielen ist nicht bewusst, dass wir Weltniveau haben", sagt Völker.

    Die Rosenheim-Cops haben bereits im Dinopark gedreht

    Im Dino-Museum gibt es nicht nur lebensgroße Modelle von Dinosauriern, sondern auch Fossilien.
    Im Dino-Museum gibt es nicht nur lebensgroße Modelle von Dinosauriern, sondern auch Fossilien. Foto: Luzia Grasser

    Doch nicht nur in Wissenschaftskreisen und bei Familien mit Kindern hat sich das Museum inzwischen einen Namen gemacht. Immer wieder wird es auch zum Schauplatz für Fernsehsendungen oder Filme. Beni vom Disney Channel und Spiegel TV war schon hier oder "Die Rosenheim-Cops". Dinopark-Chef Völker hatte in dieser Folge selbst einen Auftritt - als Leiche. Schauplatz eines echten Krimis ist der Park auch schon einmal geworden. 2019 klaffte plötzlich eine Lücke - ein Dinosaurier war verschwunden. Geklaut von Unbekannten. Im Schnee fanden sich nur ein paar Fußspuren. Von den Tätern? Einige Tage später war der Coelophysis 40 Kilometer weiter weg wieder aufgetaucht, an einem Kreisverkehr im niederbayerischen Abensberg. Völlig ramponiert allerdings. Heute ist er wieder repariert und steht an seinem angestammtem Platz.

    Mehr als eine Million Besucherinnen und Besucher sind in den vergangenen fast acht Jahren bereits an ihm und seinen Artgenossen vorbeiflaniert. Im Jahr sind es inzwischen an die 220.000 Menschen, die eintauchen wollen in die Welt der Urzeit-Riesen. Als sich Michael Völker am 25. August 2016, vormittags, auf eine der Stühle auf der Restaurant-Terrasse gesetzt hatte, war das noch nicht abzusehen. In der Nacht zuvor hatte er kaum geschlafen, um Mitternacht war noch eine Natursteinplatte an einem Waschbecken kaputt gegangen. Völker saß da also ziemlich müde auf dem Stuhl, ein paar Minuten vorher erst waren die allerersten Besucher in den Park gekommen. Und es wurden immer mehr, den ganzen Tag lang kamen die Menschen, über 1000 waren es am Abend des Eröffnungstags. Da war Völker sicher: Er hatte die richtige Entscheidung getroffen. 

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