Um kurz vor halb elf am Mittwoch stand es endgültig fest: Der Ingolstädter Oberbürgermeister Christian Scharpf ist neuer Wirtschaftsreferent und damit auch Chef der Wiesn in München. Mit 44 von 78 gültigen Stimmen haben ihn die Mitglieder des dortigen Stadtrats gewählt. Alles andere wäre allerdings auch eine Riesenüberraschung gewesen, denn der 53-Jährige war als Kandidat der rot-grünen Stadtratskoalition ins Rennen gegangen und konnte so - zumindest auf dem Papier - mit einer Mehrheit rechnen. Sein Gegenkandidat war der bisherige Referent Clemens Baumgärtner, der auf 29 Stimmen kam.
Christian Scharpf hat lange Jahre im Münchner Rathaus gearbeitet
Ein Unbekannter ist Scharpf im Münchner Rathaus nicht. Vor fast 20 Jahren hatte der promovierte Jurist dort seine Karriere begonnen, nach seiner Wahl sagte er dann auch: „Ich freue mich, bald wieder hier zu sein.“ Während seiner Zeit in München hatte Scharpf lange Jahre eng mit den beiden Oberbürgermeistern Christian Ude und Dieter Reiter zusammengearbeitet. Bis er schließlich 2020 selbst für viele völlig überraschend zum Oberbürgermeister in Ingolstadt gewählt worden ist.
Doch diesen Posten räumt Scharpf nun nach nicht einmal einer Amtsperiode, denn seinen neuen Posten tritt er bereits zum 1. März an. Für den Schritt seien ausschließlich familiäre Gründe ausschlaggebend gewesen, betonte Scharpf stets. Seine Frau und seine vier Kinder wohnen weiterhin in der Landeshauptstadt, er möchte künftig mit ihnen wieder unter einem Dach leben. Der formale Karriererückschritt - vom Oberbürgermeister einer Großstadt zum Referenten - könnte für Scharpf allerdings auch ein politisches Sprungbrett sein. Auch wenn er selbst diesen Hintergedanken stets dementiert. Denn nicht zum ersten Mal könnte ein Münchner Wirtschaftsreferent auch der nächste Münchner OB werden.
In Ingolstadt bringen sich mehrere Interessenten in Stellung für die OB-Wahl 2025
In Ingolstadt sucht man derweil schon nach geeigneten Kandidaten, die zur vorgezogenen OB-Wahl - vermutlich am 9. Februar - antreten können. In der CSU zeichnet sich eine Entscheidung zwischen Scharpfs Vorgänger Christian Lösel und dem Juristen Michael Kern ab. Als möglicher Kandidat eines links-grünen Bündnisses haben ebenfalls zwei Männer ihr Interesse bekundet: SPD-Fraktionsvorsitzender Christian De Lapuente und Michael Mißlbeck von der UWG. Die Freien Wähler werden voraussichtlich den ehemaligen DK-Chefredakteur Stefan König ins Rennen schicken und auch die AfD hat einen eigenen Kandidaten angekündigt.
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