Das Jahr 1648 füllt dicke Bände der deutschen Geschichte. Herausragendes Ereignis war der Westfälische Friede, der den Dreißigjährigen Krieg beendete. Doch auch in Burgheim wirkt ein Ereignis von 1648 bis heute nach. Not, Elend und vor allem die Pest zeichneten das Leben der Bevölkerung. Dies motivierte einige Burgheimer dazu, auf ihren Kirchturm zu steigen und nach dem größten Kirchturm in der Umgebung Ausschau zu halten. In den Blickfang geriet Mauern. Dorthin sollte künftig alljährlich eine Wallfahrt stattfinden. Eine Votivtafel aus dem Jahr 1797 in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt erinnert an das Burgheimer Gelöbnis.
Dies hat auch 375 Jahre nach der ersten Pilgerschaft im Jahr 1649 seinen Bestand. Rund 70 Gläubige versammelten sich am 1. Mai im Morgengrauen am Nettoparkplatz, um betend und singend rund zweieinhalb Stunden nach Mauern zu pilgern. An der Spitze des Zuges positionierte sich Kreuzträger Peter Bauer, daneben hielten Gustl Hugl und Heiner Formann die Kirchenfahnen hoch. „Ich mach’ das schon seit 15 Jahren und es ist immer wieder eine Freude“, beschreibt Formann seinen alljährlichen Bittgang. Daneben pilgerten weitere Burgheimer mit Fahrrad und Auto nach Mauern. Dazu zählte diesmal auch Burgheims Pfarrer, Dekan Werner Dippel, aus Zeitdruck. Er musste sofort nach dem Festgottesdienst nach Baring weiter fahren, weil Bischof Bertram Meier dort zu Besuch war. Burgheims Geistlicher bekannte freimütig, dass er beim Bischof einen „guten Eindruck“ hinterlassen möchte. Aber auch die Gastgeber hatten sich auf das Wallfahrtsjubiläum vorbereitet.
Von Pestnot zu Pilgerpfad: Wallfahrt nach Mauern gibt es seit über 300 Jahren
Eine Delegation um Rennertshofens Pfarrer Johannes Huber, in die sich auch Werner Dippel einreihte, ging als Empfangskomitee den Burgheimern entgegen, um sie beim großen Kastanienbaum abzuholen. Gemeinsam zog man betend und singend in Mauern ein. In der festlich geschmückten Kirche zelebrierten Dekan Werner Dippel und Kaplan John Edosomwan den Festgottesdienst. Burgheims Pfarrer wünschte sich, dass das Jubiläum auch ein Ansporn für die Zukunft ist. Er erinnerte sich noch sehr genau, als sie im Jahr 2000 lediglich zu dritt nach Mauern pilgerten.
Die Festpredigt hielt Rennertshofens Pfarrer Johannes Huber. Dabei schlug er einen Bogen zum Evangelium über die Hochzeit zu Kanaan. Zum Feiern war den Gelobenden von 1648 sicher nicht zumute. Aus Not und Bedrängnis, gestärkt im Glauben, suchten sie einen großen Kirchturm und den Bestand der Gottesmutter Maria. Die ließ bei der Hochzeit zu Kanaan die Krüge bis zum Rand füllen. Dies solle im übertragenen Sinn auch heute geschehen. Neben der Tradition sollen die Wallfahrer die Begegnung mit Gott suchen.
Nach dem Festgottesdienst wartete der Pfarrgemeinderat Mauern mit einer schönen Geste auf. Bei einem Stehempfang vor der Kirche füllten sie die Kaffeetassen und reichten den Pilgern leckeren Kuchen. Nach dem Wallfahrerprotokoll ist eine „Einkehr“ in Mauern nicht vorgesehen. Dafür aber in Rennertshofen, wo ein „Vorauskommando“ auf einem Parkplatz für die Fußwallfahrer Tische, Bänke und eine mobile Küche aufgebaut hatte.