Der Ambrosia-Jäger ist wieder unterwegs: Stefan Nawrath sucht im Auftrag des Freistaats Bayern nach der Pflanze, die allergische Reaktionen und Hautverbrennungen verursachen kann. Während ihre Verbreitung bayernweit kaum mehr gestoppt werden kann, sieht es im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen besser aus.
Biologe Stefan Nawrath bekämpft Ambrosia in Neuburg-Schrobenhausen
Biologe Stefan Nawrath und sein Team haben hier etliche Bestände entdeckt und zum Teil gleich selbst mit der Wurzel herausgezogen. Das war in einem Wohngebiet in Rennertshofen, in Neuburg und im Donaumoos der Fall. Lob hält der Wissenschaftler für die staatliche Straßenmeisterei Neuburg bereit. Sie habe die gemeldeten Ambrosia-Standort entlang der Bundesstraße 16 bei Burgheim nachhaltig beseitigt. Es sei dort kaum mehr Nachwuchs zu entdecken. Noch vor zehn Jahren gehörte Neuburg-Schrobenhausen zu den Landkreisen mit starker Verbreitung.
Ambrosia findet häufig entlang der Transportwege von Saatgut, Düngemittel oder Vogelfutter über Anhaftungen von Reifen oder andere Verluste den Weg in die Landschaft. An der B16 könnten das Transporte zu Firmen wie Degro oder Dehner in Rain gewesen sein. Sonnenblumenkerne oder Vogelfutter seien bisweilen „belastet“, auch Erdaushub oder Verfüllungen könnten Ambrosia-Samen enthalten.
Rund 500 Ambrosia-Bestände in Bayern: Je 100 Pflanzen haben sich ausgesät
Schlechter als im Kreis Neuburg-Schrobenhausen sieht es dagegen an den Autobahnen aus. Das „Beifußblättrige Taubenkraut“ habe sich zum Beispiel an den Schnellstraßen rings um München massiv ausgebreitet. Das liege daran, dass sich die Autobahnmeistereien nicht mehr um Ambrosia kümmerten. Im Raum Augsburg haben die Bekämpfer „katastrophale Bestände“ entdeckt. Nawrath und seine Mitstreiter befürchten, dass ein „Kipppunkt bald überschritten ist.“ Dann lasse sich die unerwünschte Pflanze nicht mehr stoppen.
Ähnlich wie beim Indischen Springkraut oder beim giftigen Südafrikanischen Greiskraut „gibt es dann kein Halten mehr.“ Neben der Ambrosia gehört zu den Neophyten (gebietsfremde, eingeschleppte Pflanzen) auch der große Bärenklau. Hautkontakt mit der Pflanze kann zum Verlust von UV-Schutz und zu Verbrennungen auf der Haut führen.
In Bayern gibt es immer noch rund 500 größere Ambrosia-Bestände ab 100 Pflanzen. Der Klimawandel mit heißen Sommern könne Allergien Vorschub leisten. Deshalb müsse das aus Nordamerika eingeschleppte Taubenkraut verschwinden, bevor die „kritische Masse“ erreicht sei.
Doch das wird nur gelingen, wenn alle Beteiligten aktiv mitmachen. „Es ist doch absurd, wenn die Leute in ihren Gärten Ambrosia beseitigen sollen, aber an großen Straßen wird nichts gemacht“, ärgert sich Stefan Nawrath. Er hält rechtliche Vorgaben für notwendig, „denn das Zeitfenster zum Stoppen der Ambrosia wird immer kleiner.“ Der promovierte Biologe ist mittlerweile seit 18 Jahren im Auftrag des Bayerischen Gesundheitsministeriums als Ambrosia-Jäger unterwegs.
Ambrosia löst Allergien aus: Asthma, Heuschnupfen und Hautausschläge drohen
Für Allergiker kann Ambrosia zum Albtraum werden. Die im Aufwuchs eher unscheinbare Pflanze erreicht bis zu eineinhalb Meter Höhe, bildet bis zu 5000 Samen und kann Millionen Pollen ausstoßen – und das bis in den Herbst hinein. Asthma und Heuschnupfen kommen dann im Oktober. Außerdem weisen die Fachleute Ambrosia die Schuld an heftigen Hautausschlägen zu. Sie könne auch die unangenehme Nesselsucht auslösen.
Das Bayerische Gesundheitsministerium warnt davor, dass sich die Leidenszeit der Allergiker um mehrere Wochen pro Jahr verlängert – mit entsprechenden Folgekosten für das Gesundheitswesen. Breitet sich Ambrosia großflächig in Deutschland aus, werden die Gesamtkosten (medizinische Kosten, Produktivitätsverluste und landwirtschaftliche Kosten) für Deutschland für das Jahr 2032 auf 1,1 Milliarden Euro geschätzt.
Ein vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördertes Forschungsvorhaben der Ludwig-Maximilians-Universität München hat gezeigt, dass in Bayern bereits etwa 30 Prozent von Allergikern gegen die Beifuß-Ambrosie anfällig waren. Die Hälfte davon reagiere bei starkem Kontakt mit dem Allergen bereits mit klinischen Symptomen wie Heuschnupfen oder Bindehautentzündung. Im schlimmsten Fall kann eine Ambrosia- Allergie zu Asthma führen.
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