Vermisster Lehrer Helmut Strigl: Jetzt berichtet Aktenzeichen XY
Der Fall des vermissten Lehrers Helmut Strigl erfährt nun bundesweite Aufmerksamkeit. "Aktenzeichen XY … ungelöst" berichtet am 3. Juli.
In den Fall des vermissten Lehrers aus Trugenhofen könnte nun vielleicht doch noch einmal Bewegung kommen. Seit fast sechs Jahren gilt Helmut Strigl als vermisst, sein Verschwinden wirft bis heute viele Fragen auf. Jetzt setzt die Kriminalpolizei Ingolstadt erneut auf Hinweise aus der Bevölkerung. In der beliebten ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY … ungelöst" wird der Fall des vermissten Seniors kommenden Mittwoch Thema sein.
Die Ermittlungen zu Helmut Strigl (70) laufen im Kommissariat 1 in Ingolstadt zusammen. Leitende Ermittlerin ist Silke Poller. Als die Kripo im Herbst 2022 begann, nach Strigl zu suchen, war der erfahrenen Beamtin klar, dass dies ein schwieriger Fall sein würde. "Wir wissen ja nicht einmal, seit wann Helmut Strigl genau verschwunden ist. Den Tag x gibt es nicht", sagt Poller. Im November 2021 gab eine Cousine des ehemaligen Lehrers bei der Polizei in Neuburg eine Vermisstenanzeige auf, doch da war der Trugenhofener wohl schon jahrelang nicht mehr gesehen worden. Die Ermittlungen ergaben, dass der Senior zuletzt im Juni 2018 nachweislich gesehen worden war. Ein Kaminkehrer hatte bei ihm an der Tür geklingelt und mit Strigl gesprochen.
Vermisster Lehrer aus Trugenhofen: Jetzt sucht die Kripo über das TV nach Helmut Strigl
"Das große Zeitfenster erschwert uns die Suche nach Ermittlungsansätzen", sagt Poller. Lebt Strigl überhaupt noch? Hatte er einen Unfall? Wurde er Opfer eines Gewaltverbrechens? "Wir ermitteln in alle Richtungen", sagt Poller und weiß selbst, wie unkonkret das klingt. Doch sie macht klar: "Verfolgen wir nur eine Hypothese, schränken wir uns zu sehr ein."
Belegt ist bisher Folgendes: Nach seiner Pensionierung lebt Helmut Strigl zurückgezogen in Trugenhofen und Neuburg. Im Hertlingweg hatte er eine Eigentumswohnung geerbt. Wenn er in Neuburg war, besuchte er ein Café am Schrannenplatz, doch die Besuche werden immer weniger. Auch in Trugenhofen beteiligt er sich nicht mehr am öffentlichen Leben. Doch offenbar schenkt er einem heute 43-jährigen Rumänen sein Vertrauen. Diesen bezahlt er für Fahrdienste mit seinem blauen BMW. Der Osteuropäer hat offensichtlich Einfluss auf den Rentner, fährt ihn zum Arzt und besorgt für ihn die Einkäufe.
Ebendieser Mann wird sieben Monate nach Beginn der Ermittlungen rechtskräftig wegen gewerbsmäßigen Betrugs zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt. Zum Verschwinden des Lehrers schweigt er sich aus, aber die Kripo kann ihm nachweisen, dass er das Bankkonto des pensionierten Lehrers geplündert hat. Dafür fälschte er regelmäßig die Unterschrift Strigls. Nach Informationen dieser Redaktion soll es sich um einen mittleren sechsstelligen Betrag gehandelt haben.
Aktenzeichen XY: Polizei erhofft sich neue Hinweise zum Fall Helmut Strigl
Der Verbleib des Wagens von Helmut Strigl, ein BMW 318i in Montageblau, wurde zwischenzeitlich geklärt. Dieser wurde an einen Schrotthändler verkauft, der wiederum den Wagen zerlegt und die Einzelteile verkauft hat. Eine weitere Spurensicherung, die möglicherweise Licht ins Dunkel bringen könnte, ist also auch hier nicht möglich.
Nach Helmut Strigl wird weiterhin geforscht. Kurz bevor diese Redaktion das erste Mal über das Verschwinden berichtete, durchkämmt die Polizei den ehemaligen Bauernhof in Trugenhofen, auf dem Strigl zuletzt gelebt hatte. Die Zimmer waren stark vermüllt, es bestand der Verdacht, sein Leichnam könnte unter dem Unrat gefunden werden. Auch die Sickergrube wurde ausgepumpt. Das alles dauerte Wochen, wie Polizeihauptkommissar Michael Graf von der Kripo Ingolstadt damals schilderte.
Sowohl die intensive Suche vor Ort, in der Eigentumswohnung in Neuburg als auch die öffentliche Fahndung brachte den Ermittlern keine heiße Spur. Im August 2023 hatte die Kripo nochmals mit einem neuen Plakat und weiteren Informationen auf Hinweise aus der Bevölkerung gehofft. Nur wenige Personen hatten sich infolgedessen bei den Beamten gemeldet. Nun hofft man bei der Kripo Ingolstadt über die TV-Sendung "Aktenzeichen XY … ungelöst" auf neuen Schwung in den Ermittlungen.
Wie Polizeihauptkommissar Graf erklärt, sei die Kripo Ingolstadt gezielt mit dem Fall auf die Redaktion der TV-Sendung zugegangen. Bereits im November 2022 stand im Raum, Helmut Strigl über das Fernsehen zu suchen. Damals kam es allerdings nicht dazu. Das ist jetzt anders.
Vermisstenfall Helmut Strigl bei Aktenzeichen XY … ungelöst: Ermittlerin live im ZDF
Zu sehen sein wird die Darstellung des Falles am kommenden Mittwoch um 20.15 Uhr im ZDF. Neben zwei weiteren Fällen wird es um den mysteriösen Fall des "verschwundenen Lehrers aus Neuburg" gehen. Der Film zeichnet wohl das Leben Strigls ab seiner Pensionierung als Lehrer bis zu seinem Verschwinden nach. Möglicherweise erinnert sich der ein oder andere aufgrund der bildlichen Darstellung doch noch an Details. Darauf hofft auch Kommissariatsleiterin Silke Poller, die selbst im Studio live zu Gast sein und Moderator Rudi Cerne Frage und Antwort stehen wird.
"Wir ermitteln weiter in alle Richtungen", sagt Poller unterdessen. Seit vergangenem Sommer habe sich in den Ermittlungen nichts Entscheidendes getan. Angesichts der Nationalität des verurteilten Fahrers hatte die Kripo um Amtshilfe in Rumänien gebeten. "Das gestaltet sich allerdings sehr schwierig", sagt Poller. Ihr sei es wichtig, dass jeder, der auch nur ein noch so nichtiges Detail über Helmut Strigl bisher für sich behalten hat, auf die Polizei zukomme. "Niemand hat etwas zu befürchten, weil er vielleicht erst jetzt wichtige Informationen mitteilt."
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