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Weichering: Protest: Das Paketzentrum in Weichering „macht alles platt“

Weichering

Protest: Das Paketzentrum in Weichering „macht alles platt“

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    Bürgermeister Thomas Mack (Mitte) hatte beim Sonntagstreffen keinen leichten Stand. BI-Sprecher Ludwig Moosheimer (rechts) befürchtet, dass das Paketzentrum „alles platt macht“.
    Bürgermeister Thomas Mack (Mitte) hatte beim Sonntagstreffen keinen leichten Stand. BI-Sprecher Ludwig Moosheimer (rechts) befürchtet, dass das Paketzentrum „alles platt macht“. Foto: Winfried Rein
    In dieser Landschaft, hier in Blickrichtung Maxweiler, soll das regionale Verteilzentrum entstehen.
    In dieser Landschaft, hier in Blickrichtung Maxweiler, soll das regionale Verteilzentrum entstehen. Foto: Winfried Rein

    Das geplante Paketverteilzentrum erhält weiteren Gegenwind. 100 interessierte Bürger aus Manching, Maxweiler und Weichering versammelten sich am Sonntag zu einer Demo an der Muna-Kurve. Es waren auch Befürworter dabei, doch die große Mehrheit stand hinter der Devise: „Wir lassen uns die Heimat nicht kaputtmachen.“

    Das Treffen in Weichering war als Info-Veranstaltung gedacht

    Eigentlich sei das Treffen nur als Infoveranstaltung gedacht gewesen, erklärte Initiator Ludwig Moosheimer. Die Informationen der Kommunen seien dürftig gewesen, „im Gemeindeblatt stehen gerade mal vier Zeilen drin.“

    Polizei und Vertreterinnen des Landratsamts begleiteten das Demo-Treffen an der Muna-Kurve.
    Polizei und Vertreterinnen des Landratsamts begleiteten das Demo-Treffen an der Muna-Kurve. Foto: Winfried Rein

    „Wir sind erst am Anfang“, entgegnete Weicherings Bürgermeister Thomas Mack (CSU). Er versprach umfassende Information von Post und Gemeinde, zunächst vor allem über Internet – auch für Maxweiler, das zur Stadt Neuburg gehört. Der Bürgermeister erhielt Beifall für sein Erscheinen und durfte letztlich eine Stellungnahme abgeben. Dass die Gemeindepolitik bereits seit 2019 über das Projekt informiert sei, wies er zurück: „Die erste Anfrage kam im Frühjahr 2020.“

    Die Post will 100 Millionen Euro in Weichering investieren

    Im Zuge des boomenden Onlinehandels will die Deutsche Post, wie berichtet, rund 100 Millionen Euro in ein Paketzentrum zwischen Weichering und Maxweiler investieren. Es soll den Großraum Ingolstadt versorgen und Wege verkürzen. Den angekündigten 400 neuen Arbeitsplätzen stehen ein Flächenbedarf von 14 Hektar, die Abwertung eines Landschaftsschutzgebietes und 800 Lkw-Fahrten täglich (vor allem auf der B16) gegenüber. Neun der 14 Hektar sollen überbaut, gepflastert oder anderweitig versiegelt werden.

    Die Gegner des Post-Projekts bezweifeln den Nutzen

    Die Gegner bezweifeln heftig, dass der ökonomische Nutzen die Eingriffe in die Landschaft und die Verkehrsbelastung ausgleichen könne. Ein Bürgerentscheid steht im Raum. „Wir starten jetzt ein Bürgerbegehren und sammeln Unterschriften“, kündigt Ludwig Moosheimer an. Etwa 200 Unterzeichner seien notwendig. Eine Abstimmung wäre nur in Weichering möglich, die neue Bürgerinitiative will auch Gleichgesinnte in Manching und Maxweiler mobilisieren.

    Der Protest aus dem Neuburger Stadtteil ist nicht zu überhören. Am Sonntag waren die Maxweiler wohl in der Überzahl. „Die holzen den ganzen Wald ab, wir haben den Verkehr und Weichering hat den Goldesel“, rief ein Besucher. Arbeitsplätze seien natürlich willkommen, so Roger Eiselstein (Maxweiler), „aber so in die Natur eingreifen und zehn Hektar zupflastern, das trifft viele Menschen“.

    Die Manchinger Bürgerinitiative solidarisiert sich mit den Weicheringer Gegnern des Projekts

    Die Manchiger Bürgerinitiative gegen den „autobahnähnlichen Ausbau“ der B 16 solidarisiert sich mit den Weicheringer Gegnern des Post-Projekts. Mit dem vierspurigen Ausbau der Bundesstraße 16 erwarte die Anlieger „ein 50 Meter breiter Korridor durch die Landschaft, der alles vernichtet“, so das Szenario von Christian Schneele. Der Manchinger rief zum Zusammenhalt auf, „denn B16 und Paketzentrum sind ein komplettes Paket.“

    Anwohner aus Weichering befürchten mehr Verkehr und mehr Lärm

    Die Daten des möglichen Zentrums und seiner Frequenz werden unterschiedlich ausgelegt. 14 Meter hohe Gebäude, acht Meter hohe Lärmschutzwände, zehn Hektar Versiegelung, 1600 Lkw-Fahrten pro Tag „und alle 30 Sekunden ein Kfz auf der B 16“, hat Ludwig Moosheimer ausgerechnet. Bürgermeister Thomas Mack schüttelte den Kopf. Moosheimer sagte „50 Prozent mehr Lärm durch Lastwagen“ und die bevorzugte Abkürzung über die Kreisstraße voraus. Der Sprecher der neugegründeten BI-Gruppe „Die Dorfgemeinschaft“ (nicht zu verwechseln mit der politischen „Dorfgemeinschaft Weichering“) wunderte sich über die mögliche Verschiebung des Landschaftsschutzgebiets „Brucker Forst“ und den hohen Landverbrauch: „Da machst du eine Radltour nach Weichering und plötzlich stehst du vor der Wand eines Paketzentrums.“

    Das Sonntagstreffen an der Kurve verlief – unter Begleitung von Polizei und Landratsamt – friedlich und die Betroffenen haben ihre Sicht deutlich gemacht. Der Bürgermeister will stärker in die Offensive gehen, „was bisher in der Pandemie kaum möglich war.“ Die Post habe bis jetzt noch keine Grundstücke gekauft, sondern nur optional den Kauf vereinbart.

    Wenn das Paketzentrum 2025 tatsächlich steht, kann sich Barbara Vocht aus Manching dort einen Spaziergang mit ihren Enkeln nicht mehr vorstellen: „Nur noch durch Gewerbegebiete und über Unterführungen zu laufen, das ist doch grauenhaft.“

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