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Vohburg: Explosion in der Raffinerie: Aus der Katastrophe lernen

Vohburg

Explosion in der Raffinerie: Aus der Katastrophe lernen

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    Die Explosion in der Bayernoil-Raffinerie hat viele in der Region Ingolstadt verschreckt. Bei einer Podiumsdiskussion wurde nun die Logistik hinter so einem Großeinsatz erklärt. 
    Die Explosion in der Bayernoil-Raffinerie hat viele in der Region Ingolstadt verschreckt. Bei einer Podiumsdiskussion wurde nun die Logistik hinter so einem Großeinsatz erklärt.  Foto: Stefan Küpper

    Als die Bayernoil-Raffinerie in Irsching explodierte, war der Schreck bei der umliegenden Bevölkerung groß. Die Katastrophe zeigte aber zugleich auch: Das Zusammenwirken der Rettungskräfte hat funktioniert und noch schlimmere Folgen verhindert.

    Am Donnerstagabend hatte die Hanns-Seidel-Stiftung nach Vohburg geladen, um am Beispiel der Raffineriekatastrophe zu zeigen, wie die einzelnen Kräfte bei einem solchen Katastrophenfall zusammenarbeiten. Dazu hatten sich Führungskräfte von Polizei, Feuerwehren, Hilfsdiensten und Rettungsdiensten, die am 1. September im Einsatz waren, im Kultursaal in

    Vohburgs Bürgermeister: Rettungskräfte kooperierten bestens

    Das Fazit zog Vohburgs Bürgermeister Martin Schmid schon zu Beginn der Veranstaltung. Die eingesetzten Kräfte hätten bestens miteinander kooperiert. So schlimm der Brand gewesen sei, so habe er doch gezeigt, dass die Alarmierungen und das Zusammenwirken der unterschiedlichen Einsatzkräfte wie ein geöltes Räderwerk ineinander gegriffen hätten.

    Einen interessanten Einblick in die Geschehnisse beim Brand der Raffinerie gewährte Armin Kappen. Auch der Leiter der Werksfeuerwehr von Bayernoil wurde durch einen lauten Knall aus dem Schlaf gerissen, wie die vielen Anwohner. Als er aus dem Fenster blickte, machte er sich auch gleich auf den Weg. Er war bereits im Auto unterwegs zur Feuerwache, als die Alarmierung kam. Dann der Schock beim Eintreffen bei der zerstörten Feuerwache auf dem Gelände der

    Nach der Explosion in Vohburg: „B16-Schiene“ hat perfekt funktioniert

    Die sogenannte B-16-Schiene habe perfekt funktioniert. Dieses Netzwerk an Berufsfeuerwehren von Airbus bis hin zu den anderen Großbetrieben mit eigenen Feuerwehren habe sich bewährt. Innerhalb von Minuten seien schwere Löschfahrzeuge vor Ort gewesen. Kappen und seine Kollegen von der Werksfeuerwehr waren in vorderster Front bei der Bekämpfung des Großfeuers, während die Freiwilligen Feuerwehren für den Nachschub und die Peripherie sorgten.

    Schon 15 Minuten nach der Explosion hätten die ersten Schaulustigen abgehalten werden müssen, so berichtete Klement Kreitmeier, Leiter der Polizeiinspektion Geisenfeld. Währenddessen hatten sich die Kräfte des Bayrischen Roten Kreuzes auf die zu erwartenden Verletzten eingestellt, wie Kreisbereitschaftsleiter Thomas Schwarzmeier berichtete.

    Nach der Explosion in Vohburg stiegen Drohnen für das „big picture“ auf

    Armin Wiesbeck, Kreisbrandrat von Pfaffenhofen, erinnerte sich daran, was ihm bei seiner 25-minütigen Anfahrt nach der Alarmierung durch den Kopf ging: „Ich hoffte, dass am frühen Morgen eines Samstags nicht so viele Menschen auf dem Gelände waren.“ Wichtig sei gewesen, einen schnellen Überblick der Lage zu bekommen. Und da helfe bei Großbränden nur ein Blick aus der Luft. In diesem Fall waren Spezialkräfte des THW mit Drohnen und ein Polizeihubschrauber im Einsatz.

    Dieses „big picture“ benötigte auch die Führungsgruppe Katastrophenschutz im Landratsamt Pfaffenhofen. Niklas Hafenrichter hatte dort die Leitung. Er organisierte mit seinen Mitarbeitern in Pfaffenhofen „all das, was die Kräfte vor Ort brauchten, von der Toilette bis hin zur Verpflegung“. Zur Not schickt das Landratsamt auch eigene Mitarbeiter los, um das Lagebild vor Ort zu vervollständigen.

    Bei Großeinsätzen wie dem in Irsching werden zudem überregional die Krankenhäuser schon einmal vorgewarnt, dass eventuell Brandverletzte eingeliefert werden. Da dafür Spezialisten im OP gebraucht werden, ging die Vorwarnung sogar über Deutschland bis nach Österreich, Frankreich und Belgien hinaus. „Wir fürchteten bis zu 25 Schwerverletzte und die können nicht zeitgleich in einer einzigen Klinik operiert oder behandelt werden“, erklärte Hafenrichter.

    Werksfeuerwehr: Lagertanks in Vohburg waren nie in Gefahr

    Für die durch das Feuer gefährdeten Stahltürme der Raffineriekolonnen wurde spezielles Erdbebengerät vom THW genutzt, um genau vermessen zu können, ob sich die Stahlkonstruktionen neigen. Laut Berufsfeuerwehrleiter Kappen ist die Ausstattung auch an Förderpumpen inzwischen sehr gut, und mit den gut vorbereiteten Einsatzkräften war die Situation schnell im Griff. Die Lagertanks seien nie in Gefahr gewesen. Und die Evakuierung sei eine Vorsichtsmaßnahme gewesen, wie Kreitmeier und Schmid versicherten.

    Ein sicherlich nicht nur für Vohburg und Umgebung interessantes Thema hat die Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) zeitnah aufgegriffen, um der Bevölkerung zu zeigen, wie Einsatzkräfte bei Katastrophen funktionieren. Dazu Organisator Heinz Enghuber, der als Regionalbeauftragter der HSS Veranstaltungen dieser Art betreut: „Wir wollten das Vertrauen in diese Kräfte stärken.“ Allerdings gelang es nicht, mit diesen Informationen die breite Masse aus dem Wohnzimmer zu locken. Viele Stühle im Kulturstadel in Vohburg blieben leer – trotz des spannenden und aktuellen Themas.

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