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Unterstall: Im Unterstaller Forst wachsen Pilze und Wiesen-Viagra

Unterstall

Im Unterstaller Forst wachsen Pilze und Wiesen-Viagra

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    Gut versteckt zwischen Farn und Moos entdecken die beiden Jäger Franz Rucker und Christine Liepelt vom Jagdschutzverein Neuburg eine Marone im Unterstaller Forst. Die Pilzsaison ist heuer schon fast vorbei.
    Gut versteckt zwischen Farn und Moos entdecken die beiden Jäger Franz Rucker und Christine Liepelt vom Jagdschutzverein Neuburg eine Marone im Unterstaller Forst. Die Pilzsaison ist heuer schon fast vorbei. Foto: Andreas Dengler

    Der Boden ist mit weichem Moos, hohen Farnen und einem wilden Gestrüpp von Waldbrombeeren überzogen. Von Weitem sind spielende Kinder zu hören. Das Stimmenwirrwarr kommt vom Unterstaller Waldkindergarten. Wenige Meter entfernt liegt eine Jagdhütte, dort beginnt die Pilzsuche mit Christine Liepelt und Franz Rucker. Liepelt ist die Vorsitzende und Rucker der Kassier des Neuburger Jagdschutzvereins.

    Die Suche nach Schwammerl wird zum erholsamen Waldbaden. Die vorherigen Nächte waren zu kalt und die Pilzsaison für dieses Jahr sei schon fast zu Ende, erklären die Jäger den leeren Korb. Aber das macht nichts. In dem Nadelwald rücken die Alltagshektik, der Verkehrslärm und selbst die Corona-Pandemie für einen kurzen Moment in den Hintergrund.

    Urlaubsgefühle im Unterstaller Forst

    Vom Galgenberg aus, so wird der Hügel zwischen Ried und Unterstall genannt, ist der Blick auf Neuburg unverstellt. An klaren Tagen sehe man von hier die Zugspitze und den Alpenkamm, sagt Rucker und deutet in Richtung Neuburg. Erst vor Kurzem bot sich ihm ein solches Panorama, als er mit seiner Frau an der Jagdhütte Rast machte. „Wer muss da noch in den Urlaub fahren“, sagt der 68-Jährige.

    2020 ist nicht nur ein Corona-Jahr, sondern auch ein Jahr, in dem viele ihre Heimat wieder neuentdecken. Die vielen Pilzsucher, die mit ihren Körben die Wälder absuchten, bestätigen den Trend. Die Corona-Pandemie und die Beschränkungen locken viel mehr Leute in den Wald, sagt Liepelt überzeugt. Die Pilzschwemme in diesem Herbst tat ihr Übriges. „Es hat heuer zur richtigen Zeit geregnet“, sind sich Liepelt und Rucker einig, warum die Pilze in diesem Herbst so aus dem Waldboden sprießen. Der Herbst sei zwar die Hauptsaison der

    Pilzsaison ist fast das ganze Jahr

    Die Jägerin war in dieser Saison bereits sechsmal auf Pilzsuche. Rucker war auch mehrmals im Wald und suchte nach Schwammerl. Er hat aber seine ganz eigene Herangehensweise: „Ich suche nicht, sondern ich finde Pilze.“ Oft würden die Sammler sich so ins Dickicht verirren, dass sie die

    Auf die Frage, wie es dem Wald in Neuburg und Umgebung geht, antworten Liepelt und Rucker zögernd. Als Jagdpächter mit jahrzehntelanger Jagderfahrung kennen sie die Wälder in der Region wie kaum ein anderer. „Unserem Wald geht es schlecht“, antwortet Liepelt. Der Klimawandel, die Trockenheit, der Borkenkäfer, das alles seien Indizien für seinen schlechten Zustand. Der Jagdkollege Rucker stimmt nickend zu. „Aber die Zeit heilt alle Wunden“, versucht er positiv zu bleiben. Die Frage ist nur, wie viel Zeit es braucht. Selbst 34 Jahre nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl lassen sich die tödlichen Strahlen in Pilzen und Wildschweinen – auch im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen – noch nachweisen.

    Was ist das Wiesen-Viagra?

    Wer beim Waldbaden keine Pilze findet, muss trotzdem nicht mit leeren Händen nach Hause gehen. Brennnesseln, Beifuß oder Brombeeren sind nur ein paar Zutaten, die in den heimischen Wäldern zu finden sind. „Beifuß ist ein gutes Gewürz für den Gänsebraten“, weiß Liepelt. Brennnesseln können hingegen als Tee oder Spinat zubereitet werden. Brennnesselsamen wird noch eine besondere Wirkung zugeschrieben: Sie gelten als Wiesen-Viagra, ergänzt Liepelt schmunzelnd. Für alle Pflanzen, die sie nicht kennt, hat sie ein Ratgeberbuch. „Das ist immer dabei“, sagt sie und blättert darin nach einem Kraut mit gelben Blüten, das sie am Wegrand entdeckt hat.

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