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Tragödie: Sinninger Neonazi erschießt nach ersten Vermutungen Sohn im Wald

Tragödie

Sinninger Neonazi erschießt nach ersten Vermutungen Sohn im Wald

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    Der Tatort im Wald zwischen Attenfeld und Ried. Dort hat der Sinninger mit hoher Wahrscheinlichkeit seinen Sohn erschossen und sich danach selbst eine Schussverletzung am Bauch zugefügt. Blutflecken am Boden sowie die Einweghandschuhe und Spritzen vom Einsatz des Notarztes blieben am Tatort zurück.
    Der Tatort im Wald zwischen Attenfeld und Ried. Dort hat der Sinninger mit hoher Wahrscheinlichkeit seinen Sohn erschossen und sich danach selbst eine Schussverletzung am Bauch zugefügt. Blutflecken am Boden sowie die Einweghandschuhe und Spritzen vom Einsatz des Notarztes blieben am Tatort zurück. Foto: Foto: Manfred Reichl

    Sinning/Attenfeld Eine Familientragödie spielte sich gestern am frühen Nachmittag in einem Waldstück bei

    Ein Zeuge informierte die Polizei, „dass etwas nicht stimmt“

    „Wir stehen erst am Anfang der Ermittlungen, viele Hintergründe sind noch völlig unklar“, sagte gestern Abend Oberstaatsanwalt Wolfram Herrle zur Neuburger Rundschau. Der stellvertretender Leiter der Ermittlungsbehörde in Ingolstadt berichtete von einem Zeugen aus dem Umfeld von Vater und Sohn, der der Polizei einen Tipp gab, dass „etwas nicht stimmen könnte“. Wenig später wusste die Kripo bereits, dass sich die beiden Männer in einer Waldhütte aufhalten, die der Vater besaß. Die liegt nur ein paar Steinwürfe vom Bergheimer Waldkindergarten zwischen Ried und Attenfeld.

    Mehrere Polizeieinheiten machten sich gegen 13 Uhr auf den Weg. Als sich die Beamten der Hütte näherten und von dem 65-Jährigen gesehen wurden, nahm er eine Faustfeuerwaffe und schoss sich in den Bauch. Er wurde lebensgefährlich verletzt. Ein Notarzt konnte ihn noch am Tatort stabilisieren. Dann kam der Sinninger ins Klinikum Ingolstadt, wo umgehend eine Notoperation eingeleitet wurde. Seinen Zustand bezeichnete Oberstaatsanwalt Herrle gestern Abend als stabil, aber immer noch bedenklich. Der Patient und mutmaßliche Mörder seines Sohnes wird jetzt im Klinikum von der Polizei bewacht.

    Zurück zum Tatort: Bereits nach kurzer Zeit entdeckte die Polizei unweit der Hütte die Leiche des 23 Jahre alten Sohnes. Der Körper wies mehrere Einschüsse auf. Die dürften aus jener Faustfeuerwaffe abgegeben worden sein, mit der sich der Vater in den Bauch schoss. Eine andere Waffe wurde nicht am Tatort gefunden.

    Nach erster Einschätzung gehen die Ermittler von einer gezielten Tötung aus. Mehr noch: Am weiträumig abgesperrten Tatort war gestern auch davon die Rede, dass eine „Hinrichtung“ des Sohnes durch den Vater stattgefunden haben könnte. Der 23-Jährige war offenbar psychisch krank, wie gestern mehrere Informanten unabhängig voneinander unserer Zeitung sagten. Nähere Aufschlüsse über den Tatablauf dürften die Ergebnisse einer Obduktion bringen, die heute in München durchgeführt wird. Bei dem 65-Jährigen handelt es sich um denselben Mann, der schon mehrfach für Schlagzeilen sorgte und zeitweise auch vom Verfassungsschutz überwacht wurde, weil er neonazistisches Gedankengut pflegte. Zusammen mit Gleichgesinnten wollte er in Echsheim bei Pöttmes auch einen „Runenhof“ sowie ein „Siedlungsprojekt Sinning/Neuburg“ realisieren, wo Neonazis „herangezogen“ werden sollten, so die Befürchtungen damals.

    Der Vater gehörte einst zur „Wehrsportgruppe Hoffmann“

    Der Mann war auch Mitglied der „Wehrsportgruppe Hoffmann“ sowie der „Wiking-Jugend“. 1999 überführte ihn die Staatsanwaltschaft Ingolstadt, weil er mit Maschinengewehren und Granaten gehandelt hatte. Dafür bekam er drei Jahre und acht Monate Gefängnis.

    Das neonazistische Treiben des 65-Jährigen hat auch für erheblichen Widerstand in der Bevölkerung gesorgt. Daraus ging schließlich auch die „Sinninger Initiative gegen Rechts“ hervor, die den 65-Jährigen auch in den letzten Jahren nicht aus dem Visier verlor, obwohl es nach außen deutlich ruhiger um den Mann geworden war.

    Oberhausens Bürgermeister Fridolin Gößl kennt diesen Gemeindebürger seit Jahren. „Wenn man mit ihm am Tisch saß, gab er sich im Grunde ganz normal. Aber er hatte bei bestimmten Themen ein völlig anderes Gedankengut, insbesondere, wenn es um Ausländer ging.“

    Geschockt reagierten Sinninger und Bürger aus der Nachbarschaft gestern Abend auf die Schreckensmeldung vom Blutbad im Wald. Die Ehefrau des 65-Jährigen und Mutter des erschossenen Sohnes musste medizinisch und psychisch betreut werden.

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