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Neuburg: Sommerserie (1): Das Herz von Verena Weig schlägt für Hunde

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Sommerserie (1): Das Herz von Verena Weig schlägt für Hunde

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    Verena Weig leitet die Hundeschule mit Herz aus Neuburg. Darin bildet sie Vierbeiner zu Blindenhunden aus.
    Verena Weig leitet die Hundeschule mit Herz aus Neuburg. Darin bildet sie Vierbeiner zu Blindenhunden aus. Foto: Laura Freilinger

    In unserer Sommerserie „Auf Achse“ begleiten wir Menschen aus der Region, die beruflich viel in der Stadt und der Umgebung unterwegs sind. Sie berichten uns, was ihnen an ihrem Beruf besonders gefällt, welche Schwierigkeiten oder Vorurteile dieser manchmal mit sich bringt und welche Rolle das mitunter heiße Wetter spielt.

    Eine kleine Hündin läuft durch den Neuburger Hofgarten und sieht sich aufmerksam um. Erst überquert sie einen Zebrastreifen, dann nähert sie sich einer Treppe. Pflichtbewusst hält sie vor dieser an und signalisiert ihrer Führhundtrainerin Verena Weig, dies ebenfalls zu tun. Hündin Emma steht am Anfang ihrer Ausbildung zum Blindenführhund. Neben einigen Grundbegriffen aus der Hundeschule kennt sie bereits Anweisungen wie „links“ und „rechts“.

    Trainerin Verena Weig beginnt ihr Training schon früh morgens, um die Hunde nicht in der sommerlichen Hitze ausführen zu müssen. „Wir laufen jeden Tag einige Kilometer und sind bis zu acht Stunden unterwegs“, erklärt die Leiterin der Hundeschule mit Herz. Pro Jahr bildet sie ungefähr fünf Hunde aus.

    Warum Verena Weig die Hundeschule mit Herz betreibt

    Es erfülle sie, Zeit mit den Hunden zu verbringen und ihnen neue Dinge für eine gute Sache beizubringen. „Wenn ein Hund und der neue Halter mich nicht mehr brauchen und zu einem Team werden, werde ich immer sehr emotional“, schwärmt die Blindenführhundtrainerin über ihren Beruf. Außerdem betont sie, dass Trainingserfolge sind immer beidseitig seien. „Der Hund wird belohnt, und der Trainer weiß, dass er alles richtig gemacht hat“, freut sich die Neuburgerin. Ihre Kunden kommen trotz zahlreicher Hundeschulen aus ganz Deutschland. Die Hunde kauft sie bei Züchtern oder Trainerkollegen und beginnt nach zwölf Monaten mit der Ausbildung zum Blindenführhund. „Meiner Meinung nach eignen sich Rassen wie Labradore, Pudel und Riesenschnauzer am besten. Sie sind am wesensstärksten und lernen schnell“, erklärt die Hundetrainerin.

    Verena Weig arbeitet bei der Erziehung der Hunde ohne Strafen, dafür mit Belohnung.
    Verena Weig arbeitet bei der Erziehung der Hunde ohne Strafen, dafür mit Belohnung. Foto: Laura Freilinger

    Die Vierbeiner sollen den Sehbehinderten mittels 40 erlernten Zeichen Freiheit und Mobilität ermöglichen. Dabei sollten Halter und Tier möglichst gut zusammen passen. „Für eine ältere, langsame Dame kann ich keinen agilen, lebhaften Hund ausbilden“, erklärt sie. Einer ihrer Kunden käme aus Hamburg und würde regelmäßig nach New York fliegen. „Der Kunde wollte eine etwas kleinere Hündin wie Emma, die ihn im Flugzeuginnenraum begleiten soll. Sie bekommt daher intensiveres Flughafentraining“, erklärt Weig. Ein Basis-Flughafentraining in München stünde aber für alle Hunde auf dem Programm.

    Darauf kommt es bei der Ausbildung von Blindenführhunden an

    Gerade jetzt in der Hitze würden die Klimaanlagen das Training wesentlich angenehmer machen, findet Weig. Das Klima ist aber nicht die einzige Herausforderung. Nach dem Ende der Ausbildung soll der Hund sein erlerntes Wissen nicht wieder verlieren. „Deshalb müssen wir uns in die Tiere hineinversetzen“, erklärt Weig. „Wie lernt ein Hund? Wie bleibt er motiviert?“ Einfühlungsvermögen ist auch gefragt, wenn sie Kontakt zu Sehbehinderten aufnimmt, erklärt Weig. Oft erfahre sie von Schicksalsschlägen. Eine Herausforderung sei auch, dass sie viel unterwegs ist und es manchmal schwer ist, ihre Partnerschaft zu pflegen.

    Seitdem sie sich selbstständig gemacht hat, folgt Verena Weig einem von der europäischen Hundetrainerin Viviane Theby ausgearbeiteten Erziehungskonzept, das ausschließlich mit Belohnung funktioniert. „Ein Hund macht nur das, was sich lohnt. Das kann ein Leckerli oder Spielen sein, aber auch ein Nachmittag am See. Tiere zu bestrafen, führt letztlich zu nichts. Man muss ihnen auf eine nette Art Grenzen setzen“, erläutert Weig die Philosophie der Hundeschule mit Herz. Beschäftigt man sich einmal genauer mit der Lerntheorie, merke man sofort, dass es kein anderer Weg besser funktionieren könne, betont Weig. Ein häufiger Fehler wäre beispielsweise, den Tieren beim Training zu viel abzuverlangen.

    Verena Weig arbeitet in ihrer Hundeschule ohne Gewalt und Strafen

    Damit in Zukunft mehr Hunde mit einem Belohnungssystem – und vor allem ohne Gewalt und Strafen – erzogen werden, bildet Verena Weig in ihrer Hundeschule in diesem Jahr vier Hundetrainer aus ganz Deutschland zu Blindenführhundtrainern aus. Eine der Auszubildenden möchte ihren Beruf der Assistenzhundetrainerin durch diese Fortbildung abschließen.

    Erst wenn ein Hund auch in Ausnahmesituationen richtig reagiert, wird er an seinen Besitzer abgegeben. Während der Ausbildung muss Verena Weig finanziell sowohl für Untersuchungen als auch Sprit- und Hotel sowie Verpflegungskosten aufkommen. Im Anschluss verkauft sie ihr Tier für 27.000 bis 30.000 Euro. Die Kosten würden im Normalfall von der Krankenkasse übernommen werden. Es sei schon vorgekommen, dass ein Hund kurz vor Ende der Ausbildung einen zu starken Jagdinstinkt entwickelt hätte. Diesen musste sie dann schweren Herzens für nicht mal zehn Prozent des Preises verkaufen. „Das ist natürlich sehr schade, aber ich kann ein solches Tier nicht als Blindenführhund abgeben“, erzählt Weig.

    Einen Hund konnte Verena Weig nicht gehen lassen

    Am Ende jeder Ausbildung steht eine Prüfung. Sowohl der Hund als auch der zukünftige Halter werden von einem Gespannprüfer und einem Sachbearbeiter der jeweiligen Krankenkasse getestet. Während Verena Weig und Emma gemeinsam durch die Neuburger Innenstadt gehen, scheint die Trainerin glücklich. „Am Schlimmsten ist es wirklich, die Hunde am Ende gehen lassen zu müssen. Einmal habe ich es nicht geschafft und ihn behalten – da war ich wohl schwer verliebt“, scherzt sie und lacht.

    Die junge Hündin Emma ist mittlerweile sichtlich nervös und will sich wieder bewegen. Trotzdem strengt sie sich an, um auf ihren vier Pfoten sitzen zu bleiben – und es lohnt sich: stolz gibt ihr Verena Weig ein Leckerli und tätschelt ihr liebevoll auf den Kopf.

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