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Serie (7): Auwald bei Neuburg: Diese Pflanze belagert die Ufer-Auen

Serie (7)

Auwald bei Neuburg: Diese Pflanze belagert die Ufer-Auen

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    So sieht es aus, das heimische Große Springkraut oder Rühr-mich-nicht-an.
    So sieht es aus, das heimische Große Springkraut oder Rühr-mich-nicht-an. Foto: Michael Denk

    Der Donau-Auwald zwischen Neuburg und Ingolstadt bietet vielen bedrohten Tier- und Pflanzenarten eine Heimat. Das Aueninstitut Neuburg erforscht seit über zehn Jahren dieses besondere Ökosystem und unterstützt so die Arbeit des Wasserwirtschaftsamtes Ingolstadt und der Naturschutzbehörde Neuburg und Ingolstadt bei deren Bemühungen, den Auwald und seine natürlichen Bedingungen zu erhalten. Hier wird regelmäßig über besondere Arten, fragile Beziehungen und Kuriositäten aus der Aue vor unserer Haustüre berichtet.

    Auwald bei Neuburg: Auch hier ist die „Bauernorchidee“ zu finden

    Schlendert man dieser Tage im Auwald an den Uferböschungen der Donau oder des Ottheinrichbachs entlang, begegnet man gewiss einer mannshohen krautigen Pflanze, welche nicht nur durch ihre auffälligen purpurroten bis weißen Blüten hervorsticht, sondern sich auch durch ihr süßliches Aroma bemerkbar macht. Die Rede ist vom Drüsigen oder auch Indischen Springkraut, im Volksmund auch „Bauernorchidee“ genannt. Sie ist eine von drei in Mitteleuropa anzutreffenden Spezies von Springkräutern, die weltweit etwa 1000 Arten umfassen. Der wissenschaftliche Name dieser Gattung lautet Impatiens, also lateinisch für „ungeduldig“. Diese Namensgebung ist auf den Ausbreitungsmechanismus der Früchte zurückzuführen, der folgendermaßen funktioniert:

    Der Mechanismus basiert darauf, dass der Zellsaftdruck in der Frucht erhöht wird, sodass deren Zellwände anschwellen und bei Fruchtreife unter hoher Spannung stehen. Die kleinsten Erschütterungen sorgen dafür, dass diese angeschwollenen Früchte schlagartig explodieren, wodurch die darin enthaltenen kleinen Samen bis zu drei Meter weggeschleudert werden. Befinden sich die Pflanzen in der Nähe eines Fließgewässers, können die Samen mit dem Wasser sehr weite Strecken zurücklegen und neue Gebiete erobern.

    Die drei bei uns vorkommenden Springkraut-Arten sind anhand ihrer unterschiedlichen, aber doch ähnlich aufgebauten attraktiven Blüten, die alle einen Nektar produzierenden Sporn tragen, gut zu erkennen. Sie haben auch ähnliche Ansprüche an ihr Habitat. So bevorzugen sie feuchte, nährstoffreiche Böden an eher schattigen Standorten, also meist Uferböschungen oder Waldwege sowie Kahlschläge. Es sind einjährige Pflanzen, die mit den ersten Frösten absterben.

    Gefährlich ist das Drüsige Springkraut im Auwald bei Neuburg vor allem massenhaft

    Lediglich eines dieser drei Springkräuter ist tatsächlich einheimisch: das Große Springkraut oder „Rühr-mich-nicht-an“, was auf Lateinisch „noli-me-tangere“ heißt. Das Indische Springkraut sowie das Kleinblütige Springkraut stammen hingegen aus Asien. Die beiden Kräuter wurden im 19. Jahrhundert als Zierpflanzen eingeführt, fanden jedoch bald den Weg in die freie Natur. Es beansprucht dabei eine freie Nische, ohne das bestehende Gefüge der heimischen Arten zu schädigen. Anders sieht es jedoch beim Drüsigen Springkraut aus. Die aus dem Himalaya stammende Pflanze stellt in Europa eine invasive Spezies dar, die sich auf Kosten anderer Arten ausbreitet. Schädlich für den Standort, in unserem Fall die Aue, ist außerdem auch noch, dass dieses einjährige Kraut nur ein schwaches Wurzelwerk ausbildet.

    Der Auwald bei Neuburg ist besonders pflanzen- und tierreich.
    Der Auwald bei Neuburg ist besonders pflanzen- und tierreich. Foto: Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen (Symbol)

    Tritt das Drüsige Springkraut in Massen an Uferböschungen auf, bieten seine Wurzeln dem Substrat nur wenig Halt, wodurch es zu stärkerer Bodenerosion bei Hochwasser kommen kann. Fazit: Das Drüsige Springkraut kann zu einer starken Veränderung der Standortbedingungen und zu einer Verarmung der Biodiversität führen, vor allem wenn es massenhaft auftritt.

    An die Belagerung der Auen-Ufer durch das Drüsige Springkraut haben wir uns leider längst gewöhnt. Für die Zukunft wird es jedoch unerlässlich sein, intakte Ökosysteme zu bewahren und auch zu entwickeln, denn in diese können invasive Arten nicht so leicht eindringen. Nur so lassen sich die zum Teil verheerenden Folgen auf die einheimische Artenvielfalt abfedern.

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