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Serie (6): Die Dorfhelferinnen an der Neuburger Berufsschule unterstützen in der Not

Serie (6)

Die Dorfhelferinnen an der Neuburger Berufsschule unterstützen in der Not

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    Sie leben das Dorfleben: Als Dorfhelferin muss man auch mitunter im Stall mithelfen.
    Sie leben das Dorfleben: Als Dorfhelferin muss man auch mitunter im Stall mithelfen. Foto: Gloria Geißler

    Mit dem Erhalt des Zwischenzeugnisses stellt sich für viele Schüler spätestens jetzt die Frage, wie es nach dem Abschluss weitergehen soll. Viele Berufe werden klassisch in einem Unternehmen oder einer Institution ausgebildet. Es gibt aber auch Berufe, die werden ausschließlich an Berufsfachschulen unterrichtet. Die Neuburger Rundschau stellt die Neuburger Berufsfachschulen in einer kleinen Serie vor.

    Es ist ein Job, bei dem man immer ein neues Abenteuer eingeht. Und gerade das macht für Lisa-Marie Manzinger den Reiz aus. Die 22-Jährige aus Mühldorf absolviert gerade den schulischen Teil ihrer Ausbildung zur Dorfhelferin in Neuburg. Nach 15 Monaten an der Landwirtschaftsschule in Pfaffenhofen verbringen Lisa-Marie und ihre Mitschülerinnen gerade den zweiten Ausbildungsteil beim Kooperationspartner, der Stiftung St. Johannes. In Bayern ist dies der einzige Weg zur Dorfhelferin. Kein Wunder also, dass die Schülerinnen von weit her kommen.

    Zwischen zehn und 15 Frauen lassen sich pro Kurs in Neuburg zu Dorfhelferinnen ausbilden

    Auch mit den technischen Feinheiten eines Bauernhofes sollten die Dorfhelferinnen vertraut sein.
    Auch mit den technischen Feinheiten eines Bauernhofes sollten die Dorfhelferinnen vertraut sein. Foto: Gloria Geißler

    Zwischen zehn und 15 sind es pro Kurs, die sich für diesen Berufswunsch entscheiden, sagt Irina Grimm, die Leiterin des Bildungszentrum für soziale Berufe, das im Gebäude der Neuburger Geriatrie untergebracht ist. Franziska Rauscher ist eine von ihnen. Sie wird nach der Ausbildung bäuerliche Familien unterstützen, die für eine begrenzte Zeit auf Hilfe angewiesen sind, zum Beispiel, weil die Mutter ins Krankenhaus muss, wegen Komplikationen in der Schwangerschaft das Bett hüten sollte oder sich die Familie durch einen Todesfall neu sortieren muss. „Wir wissen nie, was uns genau erwartet“, sagt die 26-Jährige.

    Meist werden die Einsatzorte über den Maschinenring vermittelt – üblicherweise innerhalb des eigenen Landkreises. Die Aufgaben sind vielfältig und richten sich nach den Tätigkeiten der Person, die ausfällt: ältere Familienangehörige pflegen, sich um die Kinder kümmern, mit ihnen Hausaufgaben machen, Mahlzeiten kochen, waschen, bügeln, putzen oder auch Gartenarbeiten erledigen. Ab und an fallen auch Tätigkeiten in der Landwirtschaft an, wie zum Beispiel das tägliche Melken oder Versorgen der Tiere. „Aber wir sind nicht dazu da, Liegengebliebenes abzuarbeiten“, stellt Franziska klar. Ihre Aufgabe als Dorfhelferin ist es, den Alltag aufrechtzuerhalten und den Familien das Leben ein Stück weit zu erleichtern. „Das ist so ein schönes Gefühl“, sagt Lisa-Maria Manzinger. „Anstrengend, aber schön.“

    Das männliche Pendant zur Dorfhelferin ist der Betriebshelfer

    Sofia Argstatter hat gerne Menschen und Tiere um sich. Die vielfältige Tätigkeit als Dorfhelferin kommt da gerade recht.
    Sofia Argstatter hat gerne Menschen und Tiere um sich. Die vielfältige Tätigkeit als Dorfhelferin kommt da gerade recht. Foto: Gloria Geißler

    Die Dorfhelferin ist klassischerweise weiblich. Das männliche Pendant dazu ist der Betriebshelfer. Die Einsätze dauern üblicherweise vier bis sechs Wochen, länger als ein halbes Jahr gehen sie nicht. Schließlich sollen sich die Dorfhelferinnen nicht zu sehr an die Familien gewöhnen. Denn der Abschied fällt auch so schon oft sehr schwer.

    Während ihrer Praktika konnten die Schülerinnen schon einmal in ihren zukünftigen Alltag hineinschnuppern. Wochenweise gehört zur Ausbildung aber auch der Einblick in andere Bereiche, wie die Altenpflege, die Säuglingsstation oder die Ambulante Pflege. Der Job ist fordernd, physisch wie psychisch. Deswegen ist zum Ablegen der Prüfung ein Mindestalter von 25 Jahren erforderlich. „Die Dorfhelferinnen sollten schon eine gewisse Reife mitbringen“, erklärt Schulleiterin Irina Grimm. „Schließlich kommen sie meist dann, wenn ein familiärer Notfall vorliegt. Damit muss man umgehen können.“ Viele der Schülerinnen haben deswegen oft schon eine andere Ausbildung abgeschlossen. Lisa-Maria Manzinger zum Beispiel ist gelernte Bankkauffrau, wurde damit aber nicht glücklich und entwickelte neue Zukunftspläne. Und welche Eigenschaften sollte man als Dorfhelferin mitbringen? „Offenheit und auf Menschen zugehen können“, sagt die 22-Jährige. Auch Flexibilität und Mobilität seien gefragt. Wenn man das alles ist, sei es ein wundervoller Job.

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