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Rohrenfels: Wie in Rohrenfels ein Pferd bei der Waldarbeit hilft

Rohrenfels

Wie in Rohrenfels ein Pferd bei der Waldarbeit hilft

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    Norris legt sich ordentlich in das Geschirr, um die Stämme an den Abholplatz zu bringen. Werden die Lasten noch schwerer, setzt Reinhard Hundsdorfer einen Zweispänner ein. 
    Norris legt sich ordentlich in das Geschirr, um die Stämme an den Abholplatz zu bringen. Werden die Lasten noch schwerer, setzt Reinhard Hundsdorfer einen Zweispänner ein.  Foto: Manfred Dittenhofer

    Das Holz liegt kreuz und quer. Vorsichtig hebt er seine Hufe und steigt über die Stämme, die er gleich durch den Wald ziehen wird. Norris, so der Name des süddeutschen Kaltbluts, ist ein Rückepferd. Der elfjährige Wallach bildet mit Reinhard Hundsdorfer ein Team, das man in der Region kein zweites Mal findet. Reinhard Hundsdorfer rückt mit seinem Pferd Norris Bäume. Das heißt, er holt mit seinem Ross gefällte Stämme aus dem Wald. Und hinterlässt dabei kaum Spuren im Dachswäldchen bei Rohrenfels.

    Kurt Mandelmeier hat das Rücketeam Hundsdorfer-Norris bestellt, um einige frisch gefällte Stämme zum Platz für den Abtransport zu ziehen. Der Jagdvorsteher und Waldbesitzer möchte kein schweres Gerät in seinem Wald, das Furchen und Schneisen im Boden hinterlässt. Deshalb hat er sich für eine Methode entschieden, die mit der Entwicklung von Maschinen für die Forstwirtschaft fast gänzlich aus der Mode gekommen ist. Das Rücken mit Pferden war früher die gängige Methode, um Holz aus dem Wald zu holen. Was heute Holzvollernter und Rückezug mühelos schaffen, mussten früher Pferde bewältigen.

    Pferde kommen im Wald nur noch selten zum Einsatz

    Heute kommt nur noch selten ein Pferd wie Norris zum Einsatz. Werden die Stämme für ein Pferd zu groß und schwer, hat Reinhard Hundsdorfer auch noch Chuck im Stall stehen. Und wenn Chuck und Norris gemeinsam anziehen, dann bleibt kein Stamm liegen.

    „Komm hier entlang! Brrr, links – brrr, zurück.“ Die Befehle, die Reinhard Hundsdorfer seinem Norris gibt, hört man kaum. Er klingt eher wie ein Gespräch. Ein leichter Zug am Zaumzeug und der Wallach marschiert in die richtige Richtung. Beim Stamm angekommen, lässt Hundsdorfer den Führungsgurt fallen, um den Stamm anzuhängen. Dabei hantiert der Denkendorfer Fuhrmann direkt an den Hinterläufen des Pferdes. Norris steht ruhig an einer Stelle, ist die Ruhe selbst. Dass es hinter ihm klappert und scheppert, das stört den Wallach nicht im Geringsten. Steht Norris auf einem Riemen oder auf der Kette des Zuggestells, reicht ein kurzer Tipp an den Lauf und der Wallach hebt das Bein, damit Hundsdorfer das Geschirr freibekommt.

    Kurt Mandelmeier hat das Pferd für die Arbeit in seinem Wald bestellt

    Beim anschließenden Kommando „Zieh!“ legt sich Norris mächtig ins Geschirr. Und merkt das Pferd, dass der Stamm schwer ist, versucht es, diesen permanent in Bewegung zu halten. Dann lässt Hundsdorfer die Gurte auch schon mal los und Norris zieht alleine weiter. Schließlich will der Fuhrmann das Pferd bei der Arbeit nicht einbremsen. Und Norris bleibt auch bei der Ablagestelle stehen. Ein eingespieltes Team eben, das auch an Wettkämpfen, bis hin zur Europameisterschaft, teilnimmt. Zur Zeit ist Reinhard Hundsdorfer Deutscher Meister beim Rücken mit Zweispännern. Regelmäßig ist der 55-Jährige mit seinen beiden Pferden Chuck und Norris bei Wettkämpfen und Vorführungen. Auch Europameister war er schon, diverse deutsche und bayerische Meistertitel hat er mit seinen Pferden errungen. Zudem ist der 55-Jährige in der Interessensgemeinschaft Zugpferde Bayern aktiv.

    Zu richtigen Arbeitseinsätzen kommt Hundsdorfer eher selten. Auf feuchten und schwer zugänglichen Waldstellen wird er ab und zu gebraucht. Dort, wo die großen Maschinen Probleme haben, kommen seine Pferde zum Einsatz. Kurt Mandelmeier bekam den Hinweis auf den Pferdefuhrmann von Ulla Eller. Die hat den Pferderücker bei einem Pferdetag in Marienheim kennengelernt und auch schon im eigenen Wald eingesetzt. Sie ist begeistert von dieser Art der Waldarbeit. „Sie ist äußerst schonend. Das Pferd hinterlässt weit weniger Spuren und Beschädigungen. Und dazu wird – was ein schöner Nebeneffekt ist – der Boden auch gleich für neue Keimlinge aufgerissen.“

    Das Pferd geht vorsichtig mit den gefällten Stämmen um, die es zieht

    Hundsdorfer ist klar, dass es ohne Maschinen nicht geht. Beides aber habe seine Berechtigung. In Donauwörth zum Beispiel finde gerade ein Umdenken statt, so der Fuhrmann. Dort plant ein Förster den Waldumbau, wo immer möglich, mit Pferden.

    Norris weicht derweil kleineren Bäumen aus, zieht nach rechts und links, um den Stamm zwischen den jungen Baumsprösslingen vorbeizubringen. Er beschädigt auch keine Rinden von stehenden Bäumen. Das gefällt dem Waldbesitzer. „Komm, das schaffst du! Auf geht’s! Hüa! Prima!“ Das Pferd schlängelt sich durch die Bäume, ohne Spuren an ihnen zu hinterlassen. So kräftig Norris auch ist, Hundsdorfer charakterisiert sein Arbeitspferd als eher sensibel, als regelrecht zurückhaltend, was fremde Pferde angeht. „Er braucht immer etwas Zuspruch und muss gelobt werden.“ Man möchte es kaum glauben. Im Wald geht das Tier mit einer stoischen Ruhe kraftvoll zu Werke. Und am Zweispänner hilft er, junge Pferde anzulernen. „Der Norris ist unser Schaukelpferd – und für mich ein treuer Begleiter, der zu allem zu haben ist.“

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