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Rennertshofen-Bertoldsheim: Ein neuer Polder in Bertoldsheim „vernichtet die Natur“

Rennertshofen-Bertoldsheim

Ein neuer Polder in Bertoldsheim „vernichtet die Natur“

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    Den Sprecher des Bauernverbandes, Ludwig Bayer (links), kann Umweltminister Thorsten Glauber (rechts) nicht überzeugen. Der Agrarier befürchtet durch den Polder extreme Nachteile für Anlieger und Landwirtschaft. 
    Den Sprecher des Bauernverbandes, Ludwig Bayer (links), kann Umweltminister Thorsten Glauber (rechts) nicht überzeugen. Der Agrarier befürchtet durch den Polder extreme Nachteile für Anlieger und Landwirtschaft.  Foto: Winfried Rein

    „Das Gespenst ist wieder zurück.“ Landrat Peter von der Grün (FW) konnte es nicht glauben, dass die bayerische Staatsregierung den Donaupolder in seinem Heimatort Bertoldsheim wieder aufleben lässt. München setzt auf Gutachten und die Wirkung einer „Polderkette“ gegen große Hochwasser der Donau.

    Aufgetaucht ist eine neue Betrachtung, wonach zuerst Polder donauabwärts gebaut werden sollten und danach erst Bertoldsheim an der Reihe sein sollte. „Ich gehe davon aus, dass wir das Becken Bertoldsheim dann gar nicht mehr brauchen“, überlegt etwa Staatssekretär Roland Weigert (FW).

    Die betroffenen Anlieger geben sich damit nicht zufrieden. Sie wollen die Pläne endgültig zu den Akten legen. CSU und Freie Wähler sollten ihren Koalitionsvertrag einhalten, verlangt der Landrat, „der Landkreis hat mit dem Polder Riedensheim und der Absiedlung des Dorfes Moos seinen Beitrag geleistet.“ Es könne nicht sein, dass mit einem 19-Millionen-Kubikmeter-Becken in Bertoldsheim „der ganze nordwestliche Landkreis zum Überflutungsgebiet wird“, schreibt Peter von der Grün an Ministerpräsident Markus Söder.

    Polder Bertoldsheim: Neue Pläne eine „Unverschämtheim“

    Dass der Polder plötzlich wieder aktuell wird, „ist eine Unverschämtheit“, schimpft Franz Dürl aus Bertoldsheim. 2018 sei politisch vereinbart worden, dass der Landkreis in dieser Sache entlastet werde. Die Sachlage habe sich nicht geändert, „was wollen wir denn mit zwei großen Poldern nacheinander?“

    Während Harald Dürl von Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger fordert, er solle „den Minister Glauber an die Kandare nehmen“, zeigen sich die Bürgermeister aus Rennertshofen, Burgheim, Marxheim und Niederschönenfeld entschlossen, die Kehrtwendung nicht hinzunehmen. Mit dem Rückstau der Ussel, dem verschlammten Stausee Bertoldsheim und dem Polder Riedensheim habe seine Marktgemeinde genug Schlamassel, betont Georg Hirschbeck. Dass er von einem weiteren Großprojekt in Bertoldsheim nichts hält, hatte er bereits 2015 beim Baustart für Riedensheim der damaligen Umweltministerin Ulrike Scharf klargemacht. Einen erneuten „Dialog vor Ort“, wie im Münchener Kabinett vorgeschlagen, hält der Bürgermeister für sinnlos: „Die Standpunkte sind ausgetauscht.“

    Das natürlich gegebene Rückhaltebecken zwischen Usselmündung Stepperg und Bertoldsheim „wird stets außer Betracht gelassen“, ärgert sich Bezirksrat Ludwig Bayer (FW). Dabei staut sich hier die Ussel zurück, flutet Gärten, Keller und Straßen. Wenn dann ein Polder Bertoldsheim abgelassen würde, „dann fließt das Wasser zum Wasser, das wäre katastrophal.“

    Flutpolder sollte in Bertoldsheim sollte eigentlich nicht gebaut werden

    Eine zehn Kilometer lange Seenlandschaft mit Polder Riedensheim, Usselhochwasser und Polder Bertoldsheim bis Marxheim mag sich der Sprecher des Bauernverbandes gar nicht vorstellen. Die Landwirtschaft dort wäre dann „kaputt“. Am meisten ärgert den kampferprobten Agrarier, dass externe Theorien „wichtiger sind als die Kenntnisse der Betroffenen vor Ort.“ Die würden meistens ignoriert.

    Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) stellt sich vor, dass Rückhaltebecken im Oberlauf der Donau für die Stadt Neuburg positiv wären. Aber den Widerstand der betroffenen Gemeinden Rennertshofen und Burgheim könne er nachvollziehen: „Ein zweiter Polder gleich nebenan wäre eindeutig zu viel.“

    Das sieht auch Dieter Graf von Brühl so. Der Initiator der „Stiftung Naturerbe Donau“ wehrt sich zusammen mit Ehefrau Maja Gräfin Du Moulin Eckart entschieden gegen die Polderplanungen Bertoldsheim. „Bei einem sieben Meter hohen Aufstau in den Auen wäre alles tot“, prophezeit Dieter von Brühl. Die Natur wäre der Verlierer, von der größten Eisvogelpopulation am Fluss bis zur seltenen Flora. Für ihn steht fest: „Ein solcher Polder ist etwas Vernichtendes für die Natur.“

    Die Bürgerinitative gegen den Polder formiert sich neu. „Wir lassen uns das nicht gefallen“, kündigt die neue Sprecherin Angelika Gutmann (Bertoldsheim) an. Die Betroffenen bestehen auf der Einhaltung der 2018 gegebenen Zusage. „Das werden wir nächste Woche Herrn Söder schreiben.“

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