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Oberhausen-Sinning: Die Engel der Kranken

Oberhausen-Sinning

Die Engel der Kranken

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    Die Station Sinning wird zum 1. August 1985 aufgelöst. Schwester Irmtrudis (li.) und Clarentia verlassen nach dem Abschiedsgottesdienst am 28. Juli 1985 die Sinninger Pfarrkirche und kehren ins Mutterhaus des Dritten Ordens nach München zurück.
    Die Station Sinning wird zum 1. August 1985 aufgelöst. Schwester Irmtrudis (li.) und Clarentia verlassen nach dem Abschiedsgottesdienst am 28. Juli 1985 die Sinninger Pfarrkirche und kehren ins Mutterhaus des Dritten Ordens nach München zurück. Foto: Ludwig Ried

    Dass der Josefstag des Jahres 1917 zu einem regional geschichtsträchtigen Tag wird, hätten sich die Gründer des Ambulanten Krankenpflegevereins Sinning und Umgebung e.V. wohl nicht träumen lassen. Dekan Werner Dippel sah in seiner Predigt in der Jubiläumsandacht durchaus Parallelen zum Heiligen Josef. Worte von ihm haben die Evangelisten nicht überliefert, wohl aber seine Taten. Er war ein Mann, der handelte.

    Unter dem Motto „Vieles kann der Mensch entbehren, nur nicht den Menschen“ hat der Ambulante Krankenpflegeverein auch nach 100 Jahren noch seinen Stellenwert, wenn auch bei veränderten Aufgaben. An die Stelle von Krankenschwestern des Dritten Ordens aus München sind inzwischen Pflegedienstleister getreten. Sozial erschwingliche Wohnungen sind heute ein brennendes Thema. Oberhausens Bürgermeister Fridolin Gößl erinnerte, dass der Verein erstmals eine organisierte Form der Krankenpflege war. Heute unterstützt der Verein die Sozialstation finanziell. Inzwischen ist auch die Familie nicht mehr der Garant für Versorgung. Hier habe der Verein weiterhin seine Berechtigung, wenn es um menschliche Wärme und Fürsorge geht für Leistungen, die die Kasse nicht finanziert. Dazu hatte Fridolin Gößl noch ein wertvolles Kuvert mitgebracht.

    Neuburgs 2. Bürgermeister Rüdiger Vogt erinnerte, dass 2017 der Erste Weltkrieg tobte, Amerika in diesen eintrat und auch die Russische Revolution die Welt mit veränderte. Diese Ereignisse schlugen auch auf das Leben auf dem Lande durch. Als Hausarzt könne er beurteilen, welchen Stellenwert Pflege und Pflegedienst haben.

    „Wir brauchen Sie zwingend“, appellierte Landrat Roland Weigert an die Vereinsmitglieder. Dies unterstreiche schon die Tatsache, dass in Deutschland 80000 Krankenhausbetten eingespart werden. Der Landkreis sorge für die stationäre Krankenversorgung und schätze Partner in der ambulanten Versorgung. Mit der Geriatrie habe man eine gute, wohnortnahe Reha-Behandlung geschaffen. Auch der Landkreischef hatte einen willkommenen Umschlag dabei.

    Um die Chronik hatte sich Ludwig Ried im Vorfeld des Jubiläums intensiv gekümmert. Das erste Protokollbuch gibt es nicht mehr. Trotzdem weiß man Einiges darüber, weil der Geistliche Rat Matthias Forster aus Straß zum 50. Jubiläum im Jahr 1967 eine Niederschrift angefertigt hatte. Die dramatische Notlage des Jahres 1917 spiegelte sich auch durch sieben gefallene Sinninger wieder. Das erste Treffen zur Gründung fand in Ambach statt. Unter der Leitung des Leidlinger Pfarrers Eugen Gebele wählte die Versammlung den Ambacher Pfarrer Glotz zum Vorsitzenden. Drei Jahre später übernahm Eugen Gebele den Vorsitz.

    Neben der Not hatte der Verein auch mit anderen menschlichen Problemen zu kämpfen. Eine eigenmächtige Eiersammlung für das Mobiliar im Schwesternwohnheim führte zu einem Zerwürfnis. Eine Holzspende des Barons Weveld zugunsten der äußerst dürftig ausgestatteten Schwestern ist in den Chroniken ebenfalls vermerkt. Im Jahr 1929 herrschte ein besonders strenger Winter. Die Mitglieder kamen per Schlitten zur Generalversammlung. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg gab es das erste Motorrad für die Schwestern.

    Als diese im September 1939 zum Lazarettdienst eingezogen wurden, ruhte die Tätigkeit des Vereins. Kurz vor Ende des Krieges zerstörte eine Bombe die Einrichtung des Wohnheims. Kaum herrschte Waffenstillstand, reparierten die Schwestern selbst die Motorräder, erkämpften sich gestohlene Fahrräder zurück, und eine Besucherin erinnerte sich an Schwester Daniela, ohne die sie 1947 ihre Diphtherie wohl nicht überlebt hätte.

    1954 begann das Engagement von Geistlicher Rat Matthias Forster aus Straß im Verein. Zwei Jahre später zogen die Schwestern in das Sinninger Schulhaus ein und bekamen einen VW. Matthias Forster führte den Verein von 1959 bis 1991. Eine seiner ersten Amtshandlungen war ein neues Haus für die Schwestern im Wert von 27000 D-Mark. Zuschüsse gab es vom Landkreis, dem Caritasverband und den Gemeinden, die pro Einwohner 20 Pfennig beisteuerten. Im gleichen Jahr gab es auch noch ein neues Auto. Der segensreiche Dienst der Schwestern blieb auch an höherer Stelle nicht verborgen. Landrat Dr. Walter Asam überreichte 1975 Schwester Clarentia das Bundesverdienstkreuz am Band. Fünf Jahre später wurde im Schwesternhaus eine Telefonanlage installiert. Weitere fünf Jahre später endete die Ära der Schwestern des Dritten Ordens in Sinning. Clarentia und Irmtrudis mussten von Sinning nach München zurück. Die Sozialstation übernahm deren Aufgabe. Dies kommentierte die Generaloberin so: „So leicht wie in Sinning konnte ich noch nie eine Außenstelle auflösen.“ Zum Abschied gab es noch ein Geschenk von 1000 Mark.

    An die Zeit der Schwestern erinnert heute noch ein Emblem am Sinninger Maibaum. Seitdem dienen die Mitgliedsbeiträge als finanzielle Unterstützung der Sozialstation. Die neue Ära begann mit einem Startkapital von 140000 D-Mark. 1994 übernahm August Hugl den Posten des Vereinskassiers. Für Dekan Werner Dippel ist er „so etwas wie ein Geschäftsführer“. Die Mitgliederwerbung ist für August Hugl von zentraler Bedeutung. Erst im vergangenen Jahr kaufte der Verein eine Wohnung in der Oberhausener Anlage „Jung & Alt.“ Die Mieten aus den zwei vereinseigenen Immobilien sind wichtige Pfeiler einer nachhaltigen Finanzierung.

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