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Neuburg: Neuburger Apotheken: „Wir stehen weiter an der Front“

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Neuburger Apotheken: „Wir stehen weiter an der Front“

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    Weil viele Geschäfte geschlossen haben, kommen ältere Menschen öfter in die Apotheke, um Kontakt zu suchen. Apotheker aber warnen vor diesem Verhalten.
    Weil viele Geschäfte geschlossen haben, kommen ältere Menschen öfter in die Apotheke, um Kontakt zu suchen. Apotheker aber warnen vor diesem Verhalten. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Während das Virus weiter einem Höhepunkt entgegen wütet, steht das öffentliche Leben in Deutschland und der Region zunehmend still. Restaurants haben geschlossen, Geschäfte den Betrieb heruntergefahren, Unternehmen die Angestellten nach Hause geschickt. Alltag in Corona-Zeiten. Doch nicht alle Branchen können angesichts der Pandemie die Türen verschließen, Supermärkte zum Beispiel und Krankenhäuser ebenso wie Apotheken – ihre Mitarbeiter können nicht ins Homeoffice.

    „Wir stehen weiter an der Front“, sagt Reiner Schermer, der zusammen mit seiner Tochter Laura

    Die Lage in den Neuburger Geschäften ist angespannt

    Die Fragen danach, wie die Krise einzuschätzen sei, die schwinden. Allerdings sind Lieferengpässe ein Problem, die einige Apotheker in der Region beschäftigen. Schon lange machen sie auch Ärzten und Patienten das Leben schwerer. Covid-19 hat dazu beigetragen, das sich dies mindestens vorübergehend verschlimmert hat. Durch eine vermeintliche Falschinformation ist etwa Ibuprofen in Verdacht geraten, die Symptome einer Corona-Infektion zu fördern. Die Konsequenz: Die Nachfrage nach Paracetamol ist nahezu überall gestiegen. Von Knappheit betroffen sind und waren aber auch bestimmte Blutdrucksenker oder Schmerzmittel, wie verschiedener Apotheker berichten.

    In Neuburg jedenfalls hat Dominik Weigl nicht den Eindruck, dass Menschen Medikamente zuhause horten. Die Abgabe, sagt der Betreiber der Apotheke der Barmherzigen Brüder, sei ohnehin reguliert. Er beobachtet, dass sich die Verunsicherung der Bürger grundsätzlich beruhige. Das aber bezieht sich nicht auf die Frage von Otto-Normal-Verbrauchern nach Atemschutzmasken, die „brutal“ hoch bleibe. Der Apotheker-Sprecher aus Neuburg findet: „Handschuhe, Desinfektionsmittel und Masken – das sollte jetzt Ärzten, Kliniken und Apotheken vorbehalten werden.“ Bei ihm trägt das Personal Baumwollmasken, „sodass zumindest wir niemanden anstecken“.

    Masken gibt es kaum noch in den Apotheken

    Von ähnlichen Zuständen berichten Reiner und Laura Schermer aus Neuburg, aber auch Karola Distl von der Donaumoos-Apotheke in Karlshuld. Auf dem Land scheinen die Bewohner insgesamt gelassener zu sein, doch auch hier avanciert Atemschutz gerade zum Luxusgut. „Masken gibt es gar nicht mehr, nicht einmal für die Mitarbeiter“, sagt die Apotheken-Betreiberin. Insgesamt sei die Unabsehbarkeit dieser Krise deutlich spürbar. „Die Leute kennen das Ausmaß dieser Pandemie nicht. Es gibt erste Corona-Fälle in Schrobenhausen, in Neuburg und Ingolstadt. Und man weiß nicht, wie lange es dauert.“ Das wühle die Menschen auf, darüber wollten sie sprechen.

    Auch abseits von Corona scheint der Redebedarf vieler Kunden in der Apotheke gestiegen zu sein. Neben Lebensmittelmärkten ist sie einer der letzten Anlaufstellen mit sozialer Funktion. So spricht auch Roland Frankenberger in Neuburg von Leuten, die zu ihm in die Rosen-Apotheke kommen – einfach um zu plaudern. „Oft geht es nicht um das Arzneimittel selbst, sondern um den Kontakt“, sagt er. In der Corona-Krise ist das allerdings nicht leistbar, weshalb ein Schild mit den Worten „Kurzfassen“ diesen Plausch in der Rosen-Apotheke verhindern soll. Die Kunden sollen ihre Verweildauer möglichst einschränken und Abstand halten. Und: Es gibt Desinfektionsmittel, aber kein „Bussi-Bussi“, wie es Roland Frankenberger formuliert.

    Senioren kommen öfter in die Neuburger Apotheke - sie haben Redebedarf

    Auch Dominik Weigl erzählt von einzelnen Fällen, die öfter in seine Apotheke der Barmherzigen Brüder kommen – öfter als es gut und nötig ist. Er findet es zwar nachvollziehbar, dass besonders Senioren einen gewissen Redebedarf haben. Aber: „Hier sind viele kranke Leute, außerdem ist das doch nicht der Sinn der Sache.“ Es sei nun an der Familie, sich um einsamere Menschen zu kümmern, sie öfter anzurufen und für sie einzukaufen. Auch wenn der Stolz der Senioren manchmal groß sei: „Die jungen Leute verstehen das und machen das gerne.“ Grundsätzlich aber müssten alle zuhause bleiben. „Denn Niemand will sich später vorwerfen lassen, man habe diese Krise nicht ernst genommen.“ Das gilt in erster Linie für die Politik. In zweiter auch für die Familie und Mitarbeiter. Anders ausgedrückt: „Wer hätte schon gedacht, dass man irgendwann die Welt vor dem Fernseher retten kann?“ Jetzt kann man es. Also sollte man es auch tun.

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