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Neuburg: Wie junge Neuburger in der Coronakrise den Ramadan erleben

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Wie junge Neuburger in der Coronakrise den Ramadan erleben

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    Der Gebetsraum der DITIB-Moschee in Neuburg. Weltweit begehen gläubige Muslime gerade den Ramadan. Am kommenden Samstag endet der Fastenmonat. Das anschließende Zuckerfest wird wegen Corona aber anders ablaufen. 
    Der Gebetsraum der DITIB-Moschee in Neuburg. Weltweit begehen gläubige Muslime gerade den Ramadan. Am kommenden Samstag endet der Fastenmonat. Das anschließende Zuckerfest wird wegen Corona aber anders ablaufen.  Foto: Laura Freilinger

    Kein Gebet in der Moschee, kaum Ablenkung durch Freunde aufgrund der Kontaktbeschränkungen und kein ausgelassenes Fastenbrechen im großen Kreis: Am Wochenende endet ein Ramadan, wie es ihn noch nie zuvor gab. Die drei jungen Muslime Ceyda Altinsoy, Emre Kabal und Emine Özdemir aus Neuburg berichten von ihren Erlebnissen. Trotz aller Einschränkungen können sie dem diesjährigen Fastenmonat doch Positives abgewinnen.

    Ceyda Altinsoy.
    Ceyda Altinsoy. Foto: Altinsoy

    Die Fastenzeit ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders. In dieser Zeit feiern gläubige Muslime die Herabsendung des Korans. In diesem Jahr startete der Ramadan am Donnerstag, 23. April, mitten in der Corona-Krise. Gläubige Muslime sollen tagsüber auf Essen und Trinken verzichten und fünfmal täglich beten. Schwangere Frauen oder Kranke müssen die Regeln weniger streng einhalten.

    Viele Muslime können es nicht erwarten, bis der Ramadan beginnt

    „Die meisten Muslime können es kaum erwarten, bis der heilige Fastenmonat beginnt“, sagt Ceyda Altinsoy. Ceyda kommt aus Neuburg und ist mit der religiösen Tradition aufgewachsen. „Ich bewunderte das

    Wenn Traditionen plötzlich auf den Kopf gestellt werden, wie in diesem Jahr wegen der Pandemie, ist es für Gläubige eine große Herausforderung. So erging es auch der Familie von Emine Özdemir. Letztlich half ihnen Kreativität zu einem Stück Normalität im Ramadan. Emine ließ sich die Freude an den Gastgeschenken, die normalerweise beim gemeinsamen Fastenbrechen verteilt werden, nicht nehmen. Da sie in diesem Jahr aber keine Freunde zu sich einladen konnte, beschenkte sie stattdessen Gemeindemitglieder. Ihr Bruder hilft mit, dass sie den Ramadan so intensiv wie nur möglich erleben. „Unser Imam erklärte meinem Bruder das Vorbeten bestimmter Gebete im Ramadan. Diese sind nun sogar ohne Moschee möglich. Außerdem leben in meinem Haushalt über zehn Leute, da funktioniert das gut“, erzählt sie.

    Die Ausgangsbeschränkungen helfen beim Fasten

    Emre Kabal.
    Emre Kabal. Foto: Kabal

    Dennoch vermisst sie das Zusammentreffen in der Moschee. Emre Kabal stimmt ihr zu. „Ramadan fühlt sich in diesem Jahr monotoner an. Es fehlt das Fastenbrechen in der Gemeinde am Wochenende“, gibt der 21-jährige Neuburger zu. Gerade in den vergangenen Wochen habe er sich als Jugendbetreuer der DITIB-Gemeinde Mevlana Camii in Neuburg dafür eingesetzt, das Fasten so normal wie nur möglich zu gestalten. Die DITIB-Jugend fand einen Weg, auch in Zeiten von Corona die Werte des Islams zu leben. So organisierten sie Geschenkkörbe für das Pflegepersonal im Krankenhaus, um den Kranken eine Freude zu bereiten. „Wir sind zusammen am stärksten – unabhängig von Religion oder Nationalität“, betont der junge Mann.

    Ceyda findet ebenfalls positive Seiten am diesjährigen Ramadan. „Das Haus ist ruhiger als sonst. Ich erlebe umso mehr, wie wichtig die eigene Familie ist“, sagt sie. Außerdem freut sich die Realschülerin, dass sie das Haus aufgrund der Vorsichtsmaßnahmen nicht so oft verlassen muss. Dadurch falle ihr der Verzicht auf das Essen tagsüber leichter. „Ich fühle mich glücklicher, gesünder und habe ein besseres Gewissen denn je“, fasst Ceyda ihre Erfahrungen zusammen.

    Statt sich mit Freunden zu treffen, lesen die Muslime im Koran

    Die drei jungen Neuburger stimmen überein, dass sie unter normalen Umständen viel mehr Zeit mit Freunden und Verwandten verbracht hätten. Emre verbringt seine Zeit stattdessen, indem er im Koran liest. Emine hingegen nutzt das Internet, um sich über ihren Glauben auszutauschen. „Die Idee kam meinen Freundinnen und mir“, erzählt Emine, die ebenfalls als Jugendkoordinatorin in der Gemeinde aktiv ist. „Wir diskutieren per Videoanruf über unsere individuellen Interpretationen verschiedener Suren“, sagt die junge Frau.

    Am kommenden Samstag, 23. Mai, endet der Fastenmonat in diesem Jahr. Dann heißt es ein letztes Mal, das Fasten zu brechen. Einen Tag später feiern die Muslime das Zuckerfest, an dem sich die Gläubigen gegenseitig beschenken und miteinander essen. Die drei Neuburger sind sich schon jetzt einig: Das Zuckerfest wird zwar anders sein, aber trotzdem schön. „Verwandte darf man ja wieder treffen. Freunden wünscht man notfalls per Facetime ein frohes Fest“, sagt Emine.

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