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Neuburg: Wie "Mallets & Friends" das Birdland in Neuburg verwandeln

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Wie "Mallets & Friends" das Birdland in Neuburg verwandeln

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    Das fünfköpfige Ensemble um Vibraphonist Bernhard Reitberger (links) mischt Swing mit Funk und Jazz-Balladen.
    Das fünfköpfige Ensemble um Vibraphonist Bernhard Reitberger (links) mischt Swing mit Funk und Jazz-Balladen. Foto: Anna Hecker

    Nach acht Monaten sind sie zurückgekommen mit einem Heimspiel auf der Bühne des Birdland. Die Rede ist von "Mallets & Friends", dem Jazz-Quintett um den Neuburger Vibraphonisten Bernhard Reitberger. Zusammen mit Sängerin Angelina Siegert, Saxophonist Christoph Zoelch, Ted Matschi am Kontrabass und Drummer Joachim Holzhauser interpretierte er „The Lady sings the Swing“. Dass dabei jedoch nicht nur die Lady des Ensembles ordentlich in Schwung geriet, zeigte sich bereits nach wenigen Takten, als Reitberger seine vier Holzschlägel (Mallets) zum Glühen brachte.

    "Mallets & Friends" in Neuburg: Zoelch und Reitberger toben im Birdland

    Eigentlich kann das Vibraphon mit seinem glockenhellen Klang die Sterne vom Himmel holen. Doch was Reitberger da im Gewölbe des Hofapothekenkellers aus seinem Instrument erschuf, glich eher einer Supernova. Immer wieder trieb er sich selbst zur Höchstform an, sein Spiel mit dem ganzen Körper glich einem ekstatischen Tanz, der in einer halsbrecherischen Tonfolge gipfelte. Schnell drängte sich der Gedanke auf, Reitberger werde den Abend klar dominieren, doch der Musiker hatte nicht umsonst seine Freunde mitgebracht. Von Takt zu Takt entspann sich ein neckisches Spiel zwischen den Bandmitgliedern, in dem zumeist Matschi und Holzhauser einen unerschütterlichen Rhythmus vorgaben, in dessen Rahmen sich Saxophon und Vibraphon austoben konnten.

    Und wie Zoelch und Reitberger tobten. Fast wie in einem Wettstreit toppten sie gegenseitig ihre Soli, wurden zum Echo, zum Spiegelbild des jeweils anderen und kehrten doch wieder artig in die kraftvolle Melodie der Kollegen zurück. Ob es nun Michael Franks „Popsicle Toes“ war oder „I found my yellow basket“ von Ella Fitzgerald, das Quintett interpretierte die großen Meister des Swings mit fast kindlicher Unbeschwertheit und wagte sich auch mal an Variationen „in unerhörtem Gewand“ heran, wie bei „LOVE“ von Bert Kaempfert, das deutlich feuriger und beschwingter um die Ecke kam, als man es vom verträumt gemütlichen Original gewohnt ist.

    Mallets & Friends verausgabten sich in reinen Instrumentalstücken, in denen sich durchaus auch ein Blick auf Matschis Finger lohnte, um sich von deren flinken Tanz über die Basssaiten, wie in Bobby Timmons‘ „Moanin“, für einen Moment gefangennehmen zu lassen. Dazwischen wurde es immer wieder ruhiger, die Momente für Siegert waren gekommen.

    Jazz im Birdland: Sängerin Angelina Siegert brilliert mit ihrer Soulstimme

    Mit ihrer voluminösen Soulstimme brillierte sie besonders in melancholischen Balladen wie „Mist“ von Fitzgerald, zu denen sie auch selbst zum Instrument griff und die Melodie mit Gitarrenakkorden würzte. Ganz sachte stiegen dann ihre „Friends“ in die Melodie ein, Holzhauser zeichnete gefühlvolle Figuren mit den Besen auf der Trommel. In diesen Momenten paraphrasierte die Band das in den vorangegangenen Liedern vorherrschende Tempo, kostete nun jeden einzelnen Ton aus, der in voller Länge schwingen durfte. Ein besonderer Gänsehautmoment, wenn Siegert das Lied ausklingen lässt, die anderen Instrumente wie im Weggehen immer leiser werden und die Stimme der Sängerin zu einem Ton verhallt, der die Vokalistin in einen vibrierenden Klangkörper verwandelt.

    Das Publikum gab sich begeistert vom fünfköpfigen Ensemble.
    Das Publikum gab sich begeistert vom fünfköpfigen Ensemble. Foto: Anna Hecker

    Das Publikum zeigte sich begeistert, gab genügend Raum wenn nötig und feuerte gerade bei den Soli der Musiker mit Rufen und Applaus an. Vor allem nach der Pause entstand eine spürbare Energie im Birdland, die die Musiker wie auf Flügeln trug und die nötige Kraft für ihr Schlusslied gab, „vor dem wir wahnsinnig zittern“, wie Reitberger gestand. „Criss Cross“ forderte von dem fünfköpfigen Ensemble noch einmal alles. Doch hier stimmte das „criss“, es passte das „cross“, ein fulminanter Abschluss für einen gelungenen Abend.

    Das Vibraphon schickte den letzten Sternenschauer, bevor das Ensemble mit einem gemeinsamen dominanten Ton die Instrumente zum Schweigen brachte.

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