Aus, Schluss, Sense: Ab heute wird es wieder still im Land. Alle Geschäfte und Einrichtungen, die nicht unbedingt für das tägliche Leben notwendig sind, müssen schließen. Wieder einmal. Der am Wochenende angekündigte Lockdown, der vorerst mindestens bis 10. Januar gilt, hat jedoch dazu geführt, dass die letzten Tage noch einmal intensiv genutzt wurden – etwa für einen Friseurbesuch, die Suche nach einem Weihnachtsgeschenk oder aber, um die Betreuung von Schülern und Kindergartenkindern zu organisieren.
Ein Überblick über den letzten Tag vor dem Shutdown:
- Einzelhandel: So günstig gab es Weihnachtsgeschenke noch nie: Der Hagebaumarkt in Neuburg-Nord schenkte am Dienstag hunderte Weihnachtssterne, Amaryllis und andere Blühpflanzen her. Vor Geschäftsschluss gab es auch noch Christbäume zum Nulltarif. „Nach Weihnachten braucht die niemand mehr“, kommentierte Marktleiter Christoph Eitl die angeordnete Schließung der Baumärkte. Auf die Anordnungen zum Schutz vor Infektionen reagiert er mit Verständnis, auch wenn sie einen erheblichen Geschäftsausfall mit sich bringen. Außerdem kann die Gartenabteilung Pflanzen für einige tausend Euro abschreiben, weil sie bis Mitte Januar nicht halten.
Verärgert ist die Hagebau-Mannschaft vor allem über den Verkehrsstau vor ihrer Haustüre. Auch beim Lockdown im April hatte die Sperrung der Bergheimer Brücke potenzielle Kundschaft abgehalten. „Jetzt passiert das gleiche Theater wieder, schlechter kann es für uns nicht kommen“, findet der Marktleiter.
Auch Buchhandlungen sind nicht lebenswichtig und mussten schließen. Am Dienstag stürmte noch jede Menge Kundschaft den Buchhandel Rupprecht, um schnell ein Lesegeschenk auszusuchen. Neuburg-Bücher gingen ruckzuck weg. „Vor allem am Samstag war die Hölle los“, beschreibt eine Verkäuferin das Auf und Ab der vergangenen Wochen. Die Buchhandlung in der Rosenstraße behilft sich jetzt mit Online- und Telefonbestellungen. Die Bücher können dann jeweils von 11 bis 13 Uhr sowie von 16 bis 18.30 Uhr im Durchgang zum Parkplatz abgeholt werden.
- Friseure: Vor der Schließung herrschte auch in den Friseur-Betrieben der Region Hochbetrieb. Der Salon Alexandra zum Beispiel musste zuletzt seinen Anrufbeantworter neu bestücken, um Kunden zu vertrösten, weil die Nachfrage zu groß war. „Wir arbeiten seit Samstag fast ununterbrochen“, sagt Alexandra Demuth, die den Salon zusammen mit Silvia Fourmont in Neuburg führt. Die Leute hätten Angst, erklärt sie, dass die Zeit, die es dann ohne Friseur zu überbrücken gilt, doch länger werde als eigentlich gedacht. Wobei ihre Klientel vor allem eins vor dem Shutdown möchte: „Farbe, Farbe, Farbe.“ Bereits seit fünf Uhr morgens war auch das Team um Claudia Böhme am letzten Tag vor dem Lockdown mit Waschen, Schneiden und Colorieren beschäftigt. Man freue sich darüber, dass man die letzten Tage noch mitnehmen könne. „Wir machen das Beste daraus.“
- Schule: Auch die Schulen werden ab Mittwoch größtenteils verlassen sein. Angesichts der Vorerfahrung sei die Umstellung auf den Distanz- unterricht – zumindest organisatorisch – nicht allzu stressig, sagt Peter Seyberth, Schulleiter des Neuburger Descartes-Gymnasiums. Die Lehrer müssten jedoch die Stunden, die sie vorbereitet haben, auf den digitalen Weg umstellen. „Das ist ein nicht zu unterschätzender Aufwand.“ Außerdem war die Schule am Dienstag noch damit beschäftigt, eine Notbetreuung einzurichten. Die soll es Kindern, die zuhause nicht durch die Eltern betreut werden können, ermöglichen, in die Schule zu kommen und dort arbeiten zu können. „Das betrifft aber wohl nur wenige Schüler, wir sind hier im einstelligen Bereich“, berichtet Seyberth.
Laut der neuesten Verordnung des Kultusministeriums wird es am Anfang der kommenden Woche zwar keinen Unterricht geben, die Lehrer werden jedoch für Rückfragen bereitstehen. Die Schüler sollen diese Zeit vor Weihnachten zum Wiederholen und Vertiefen des Stoffes nutzen. „Ich bin nicht sicher, wie viele Schüler sich eifrig hinsetzen und ihre Lehrer fragen werden“, bleibt der Schulleiter realistisch. Seyberth geht nicht davon aus, dass es nach den Ferien wieder im Vollbetrieb weitergehen wird. „Wir lassen uns überraschen.“
- Kinderbetreuung: Seit Montagabend gibt es eine offizielle Stellungnahme des Bayerischen Staatsministeriums in Sachen Kinderbetreuung. Was Ministerpräsident Markus Söder in seiner Pressekonferenz angekündigt hatte – nämlich „die Notbetreuung ist sicher“ – klang zwar gut, stellte die Einrichtungen aber vor große Herausforderungen und viele Fragen. Denn es gab bis zunächst keine genaue Definition, wer die Notbetreuung in Anspruch nehmen darf. In dem Schreiben heißt es nun, dass jeder „in Not“ einen Anspruch hat. Dazu gehören Kinder berufstätiger Eltern, die keine Möglichkeit haben, Urlaub zu nehmen, Kinder mit Behinderung und Kinder, bei denen eine Betreuung durch das Jugendamt vorgeschrieben ist.
„Für uns ist es schwierig, zu beurteilen, bei wem es wirklich ein Notfall ist“, sagt Kathrin Aigner, Leiterin der Kinderkrippe „St. Ludwig“ in Karlshuld. Hier wurde der Bedarf bereits am Montag abgefragt. Besonders Kinder, die normalerweise im langen Betreuungszeitraum zwischen 7 und 16.30 Uhr in der Einrichtung sind, kommen auch weiterhin. „Ich höre von Eltern immer wieder, dass man das bis zum 10. Januar schon irgendwie geregelt kriegt“, sagt Aigner. Die große Frage ist: Was ist danach?
Kerstin Egerer leitet den Kindergarten Marstall in Neuburg. Sie schätzt, dass bei ihr zwischen sechs und neun von insgesamt 40 Kindern die Notbetreuung besuchen werden. „Die Eltern geben sich große Mühe, die Kinder selbst zu betreuen.“ Beide Leiterinnen stellen aber fest, dass das häufig bedeutet, dass Omas und Opas in die Kinderbetreuung einbezogen werden. „Ich bin deshalb sehr froh, dass nicht nur die systemrelevanten Berufe ein Recht auf Notbetreuung haben. Sonst würden bei der Betreuung noch mehr die Großeltern eingespannt.“ (in Zusammenarbeit mit wiel, ands, elisa)
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