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Neuburg/Valetta: Mission Menschenleben

Neuburg/Valetta

Mission Menschenleben

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    Wer jemals ein Flüchtlingsboot auf offener See beobachtet hat, der weiß, dass es nicht mit dem Ziel losgeschickt wurde, jemals Land zu erreichen. Auf der Seite, an der die überfüllten Schlauch- und abgewrackten Motorboote ablegen, hat gerade ein Schleuser gutes Geld gemacht. Auf der anderen Seite verbarrikadiert sich nach und nach die Festung Europa. Dazwischen schlingert ein voller Leben beladenes Stück Treibgut seinem Schicksal entgegen.

    Es waren diese Bilder, die Bert Schuler angetrieben haben, den Ort aufzusuchen, an dem Mittwochnachmittag sein Flieger gelandet ist. Valletta, Malta, ein Flecken Europa mitten im Mittelmeer.

    Im Herbst 2015 hat eine kleine Gruppe um den Regensburger Unternehmer Michael Buschheuer beschlossen, dem Sterben im Mittelmeer nicht mehr tatenlos zuzusehen. Sie kauften den 60 Jahre alten Kutter namens Sternhai, testeten ihn im Hafen von Rostock und machten sich unter dem neuen Namen Sea-Eye auf den Weg an die Küste von Libyen. Weil ein Kutter nicht Hunderte Menschen an Land transportieren kann, verfolgt die Crew um Buschheuer einen anderen Plan, um in Seenot geratene zu retten. Sie suchen nach den Flüchtlingsbooten, verteilen Rettungswesten und Nahrungsmittel und setzen ein SOS-Signal an die Seenotleitstelle Mittelmeer in Rom ab. Das Seerecht erfüllt den Rest der Rettungsmission. Dieses verpflichtet alle Schiffe in Reichweite dazu, die Schiffbrüchigen aufzunehmen.

    Bert Schuler ist schon in seiner Kindheit gesegelt. Sein Vater hat ihm auf dem Bertoldsheimer Stausee erste Grundkenntnisse vermittelt. Seit rund 30 Jahren beherrscht er das Segeln. Seine Erfahrung hat ihm auf der Sea-Eye den Posten des Wachgängers eingebracht. Als einer, der schon nautische Erfahrung mitbringt. Acht Crewmitglieder, unter denen immer ein Arzt oder Sanitäter sein muss, ziehen so also in die siebte Mission des Rettungskutters.

    Zum Jahresanfang hat der Bergheimer aus der Zeitung erfahren, dass in Regensburg der Verein Sea-Eye Helfer sucht. Er ging zu einer Veranstaltung und mit einer klaren Meinung wieder heraus: „Es ist ein Unding zuzusehen, wie die Menschen im Mittelmeer ersaufen.“ Auf der Donau hat er mit den anderen Helfern trainiert, wie man Schiffbrüchige rettet. Grundkenntnisse für die zweiwöchige Mission. „Wir sind alles Laiendarsteller“, sagt er. „Wir machen es, weil es sonst niemand macht.“

    Zu was Laiendarsteller nur in der Lage sind. Erst vor wenigen Tagen erreichte die bayerischen Medienhäuser die Nachricht, dass die Sea-Eye auf einen Schlag 700 Menschen vor dem Massengrab Mittelmeer gerettet hat. In den ersten beiden Monaten sollen es 1600 Flüchtende gewesen sein. Aber das Wort, sagt Bert Schuler, streichen sie. Er meint Flüchtende, Flüchtlinge und alles, was Menschen kategorisiert, als gäbe es einen Unterschied zwischen einem Leben und dem anderen. Die Mission lautet Menschenleben retten. Ohne politischen Auftrag, ohne zu fragen, warum.

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