Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neuburg
Icon Pfeil nach unten

Neuburg: Umsätze gestiegen: Auf dem Neuburger Wochenmarkt läuft es im Lockdown

Neuburg

Umsätze gestiegen: Auf dem Neuburger Wochenmarkt läuft es im Lockdown

    • |
    Hat trotz Regenwetters gut lachen: Inge Gutschmidt verkauft Fisch auf dem Neuburger Wochenmarkt. Die Pandemie habe ihre Umsätze steigen lassen, sagt sie.
    Hat trotz Regenwetters gut lachen: Inge Gutschmidt verkauft Fisch auf dem Neuburger Wochenmarkt. Die Pandemie habe ihre Umsätze steigen lassen, sagt sie. Foto: Andreas Schopf

    Zwei Scheiben Thunfisch sollen es sein. Inge Gutschmidt greift sich routiniert den Fisch und lässt ihr Messer in einer Bewegung durch das rote Fleisch gleiten. „Thunfisch läuft gerade wie geschnitten Brot“, plaudert die Händlerin mit norddeutschem Dialekt. „Ist super für Sushi.“ Gutschmidt betreibt einen Fischstand auf dem Neuburger Wochenmarkt. Hört man sie und andere Händler auf dem Schrannenplatz reden, wird deutlich: Auf dem Wochenmarkt läuft es im Lockdown. Warum ist das so?

    Wochenmarkt in Neuburg: Händler machen im Lockdown mehr Umsatz

    An ihrem Obst- und Gemüsestand auf dem Neuburger Wochenmarkt machen Johann Euringer und Anna-Maria Bichler während des Lockdowns etwa zehn bis 20 Prozent mehr Umsatz, heißt es.
    An ihrem Obst- und Gemüsestand auf dem Neuburger Wochenmarkt machen Johann Euringer und Anna-Maria Bichler während des Lockdowns etwa zehn bis 20 Prozent mehr Umsatz, heißt es. Foto: Andreas Schopf

    „Seit vergangenem Jahr haben wir sehr viel Arbeit“, berichtet Gutschmidt, die aus Offingen (Kreis Günzburg) jeden Mittwoch und Samstag auf den Neuburger Wochenmarkt kommt. An diesem tristen Mittwoch trommelt der Regen auf das Dach ihres Wagens. Trotzdem hat Gutschmidt kaum Zeit, zu erzählen – ständig kommt ein Kunde. Einer will Krabben mit viel Knoblauch. „Wir haben ja quasi dauerhaft Wochenende“, scherzt die Händlerin in Bezug auf den zu erwartenden Mundgeruch.

    Lockdown und Heimarbeit verändern Essens- und Einkaufsgewohnheiten. „Wenn die Leute schon nirgendwohin können, möchten sie wenigstens gut kochen“, sagt Gutschmidt. Sie kann diese Einschätzung in konkreten Zahlen festmachen. Früher, vor der Pandemie, habe sie in der Woche fünf Kilogramm Thunfisch verkauft. Jetzt sind es an den zwei Tagen im Schnitt zehn Kilogramm. Auch bei anderen Produkten sei der Umsatz gestiegen. Der Fischhändlerin fällt auf, dass im Vergleich zu vor der Krise vermehrt jüngere Leute zu ihr kommen. „Die haben früher im Restaurant gegessen, jetzt wollen sie selber gesund kochen“, erzählt Gutschmidt.

    Besuch auf dem Neuburger Wochenmarkt ist "Highlight der Woche"

    Ein Beispiel für diese These ist Daniela Engnoth – die Kundin, die den Thunfisch bestellt hat. Vor Corona sei sie immer viel unterwegs gewesen und konnte deshalb nicht vor Ort einkaufen, erzählt die Frau aus Neuburg, während sie sich unter dem Vordach des Fischstandes vor dem Regen schützt. In Zeiten des Lockdowns sei der Gang auf den Markt zu einem richtigen Ritual geworden. Angesichts der sonstigen Beschränkungen seien solche Einkäufe „das Highlight der Woche“. „Man trifft Menschen, das ist ein schönes Erlebnis.“

    Und natürlich geht es auch um die Produkte. Gutes Essen sei ihr schon immer wichtig gewesen. Seitdem der Betrieb in den Restaurants nur noch eingeschränkt läuft, habe sie angefangen, vermehrt selbst zu kochen. „Das ist mein neues Hobby.“ Und auch am Samstagmorgen sei sie fit genug für einen Markteinkauf. „Freitagabend kann man ja nicht mehr weggehen“, sagt Engnoth und lacht.

    Dass die Leute wieder viel selber kochen und dafür auf gute Qualität achten, ist auch der Eindruck von Johann Euringer, der in Neuburg Obst und Gemüse verkauft. Um zehn bis 20 Prozent seien die Umsätze an seinem Stand durch die Corona-Pandemie gestiegen, rechnet er vor. Besonders auffällig sei diese Entwicklung immer dann gewesen, wenn die Politik neue Lockdown-Maßnahmen beschlossen hat. „Dann gingen die Umsätze schlagartig nach oben“, berichtet Euringer, während er Rosenkohl zurechtschneidet.

    Umsätze auf dem Neuburger Wochenmarkt sind durch Corona gestiegen

    Sandra Ott verkauft unter anderem Eier, Geflügel und Nudeln auf dem Neuburger Wochenmarkt – ebenfalls mehr als vor der Pandemie.
    Sandra Ott verkauft unter anderem Eier, Geflügel und Nudeln auf dem Neuburger Wochenmarkt – ebenfalls mehr als vor der Pandemie.

    „Essen muss man immer.“ Und dafür würden die Kunden gerade in Krisenzeiten gezielter und bewusster einkaufen. „Ist das Bio?“, fragt eine Frau, die neu an den Stand gekommen ist, und auf einen Korb mit Gemüse zeigt. „Das ist alles Bio“, antwortet Euringer. Die Pandemie habe ihm neben den Stammkunden einige neue Kunden beschert, sagt er.

    Auch gegenüber, am Stand von Sandra Ott, hört man so etwas. „Der Umsatz wird auf alle Fälle mehr“, sagt die Händlerin aus Langenbruck, die unter anderem Eier, Geflügel und Nudeln anbietet. Bei ihr seien es jedoch gar nicht allzu viele Kunden, die durch die Pandemie neu zu ihr kommen. „Die, die auch früher gekommen sind, kaufen jetzt mehr“, ist ihre Beobachtung.

    Während Corona auf den Neuburger Wochenmarkt: Man hat plötzlich Zeit und Geld

    Dafür hat Ott zwei Erklärungen. Zum einen habe der Markt gegenüber Supermärkten den Vorteil, nicht in geschlossenen Räumen zu sein. „Man ist an der frischen Luft und kann sich ohne Einkaufswagen aus dem Weg gehen.“ Und wahrscheinlich spiele auch hinein, dass die Menschen ohnehin vor Ort sind, weil sie beispielsweise nicht in den Urlaub fahren können. Das spare Geld, womit man sich Einkäufe auf dem Wochenmarkt gönnt, glaubt die Händlerin.

    Der Wochenmarkt auf dem Schrannenplatz ist mittwochs und samstags jeweils von 6.30 bis 12.30 Uhr geöffnet.

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden