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Neuburg: Theater, Kinos, Clubs bleiben zu: Das sagt die Kulturszene in Neuburg

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Theater, Kinos, Clubs bleiben zu: Das sagt die Kulturszene in Neuburg

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    Hier, im Neuburger Stadttheater, soll der Betrieb am 13. April wieder aufgenommen werden:
    Hier, im Neuburger Stadttheater, soll der Betrieb am 13. April wieder aufgenommen werden: Foto: Elisa Glöckner (Archiv)

    Es ist ein Jahr her, als der erste Lockdown das öffentliche Leben stilllegte. Für viele Kulturschaffende war es der Beginn einer beruflichen Durststrecke. Kinos: geschlossen. Theaterbühnen: leer. Opernhäuser: zu. Der Ansturm auf die ersten Museen, die im März wieder geöffnet haben, zeigt, wie sehr das Publikum doch die Kultur vermisst. Umso bitterer scheint daher die Tendenz, die es ihnen nahelegt, im Raum Neuburg bald wieder schließen zu müssen.

    Kultur in Neuburg: Bisher gab es mit dem 22. März wenigstens eine Perspektive

    Bis zuletzt gab es zumindest eine Perspektive. Denn die Bundesregierung hatte beschlossen, dass ab dem 22. März Theater, Konzert- und Opernhäuser öffnen dürfen, sollte die Sieben-Tages-Inzidenz seit mindestens 14 Tagen unter 100 liegen. Bayerns Kunstminister Bernd Sibler kündigte wenig später an, bei der Öffnung „weg von starren Zuschauerzahlen“ gehen zu wollen. Stattdessen sollten die örtlichen Gegebenheiten entscheidend sein. Ein Re-Start der Kultur also. Wie schön das klang. Doch die steigenden Infektionszahlen machte diese Vorfreude mürbe. Es war Donnerstag, als das Landratsamt als übergeordnete Behörde ankündigte, dass der dritte eines Fünf-Schritte-Plans in Neuburg-Schrobenhausen vorerst ausgesetzt werden muss. „Ausschlaggebend ist eine stabile oder rückläufige Inzidenz“, heißt es in dem Schreiben konkret. Diese Vorgaben würden im Landkreis derzeit nicht erfüllt. Die Kulturstätten bleiben daher dicht.

    Bis die Zahlen sinken, muss auch das Birdland geschlossen bleiben.
    Bis die Zahlen sinken, muss auch das Birdland geschlossen bleiben. Foto: Elisa Glöckner (Archiv)

    Dass sich dies angesichts des Infektionsgeschehens so schnell ändern wird, glauben die wenigsten der Szene. Die meisten aber hatten sich dennoch auf eine Öffnung vorbereitet. Manfred Rehm zum Beispiel. Dass insbesondere die Region lange Zeit unter einer Corona-Inzidenz von 35 lag, habe man zum Anlass genommen, ein Programm für den Jazzkeller Birdland zu arrangieren. Das Hygienekonzept stand, etwa 50 Gäste hätten Platz. Auch Schnelltests hat der Jazzclub-Betreiber organisiert. Dann kam die Hiobsbotschaft. Nun hieße es abzuwarten, bekräftigt Manfred Rehm. In der Hoffnung, dass es im Mai überstanden sein könnte. Zum ersten Mal, erzählt er, werde man 2021 die Sommerpause verkürzen und den Juli als Veranstaltungsmonat mitaufnehmen. „Dann könnten wir einige Konzerte, die jetzt wegfallen, im Juli nachholen.“

    Die Nachricht über die Öffnung der Kulturstätten ab dem 22. März sorgte sowieso nicht für Jubel in der Branche, jedenfalls nicht überall. Denn das Datum versprach keine absolute Planungssicherheit. So empfand es auch Roland Harsch vom Neuburger Kinopalast – aus einem einfachen Grund. Was die Inzidenz betrifft, sei man in Neuburg momentan nicht weit weg von der 100. Es sei anzunehmen, sagt er, dass sie weiter steigt. Gesetzt dem Fall, Kinos dürften öffnen, sei zudem nicht bekannt, unter welchen Bedingungen. Liegt die Inzidenz zwischen 50 und 100, so heißt es, benötigen Besucher einen Schnelltest. Wie aber ist das umsetzbar, ohne viel Zeit vor Ort investieren zu müssen? Müssen Besucher FFP2-Masken tragen? Sind Speisen und Getränke verboten? „Dann zahlen wir mit jedem Tag drauf, den wir öffnen.“

    Das Stadttheater in Neuburg hat erste Veranstaltungen für Mitte April angesetzt

    Und das ist noch nicht alles: Kinos müssten – Stand jetzt – mit älteren Filmen aus dem Jahr 2020 arbeiten. Neue Streifen würden so schnell nicht erscheinen, erklärt Roland Harsch, weil Filmverleiher zwei Dinge bräuchten: dass erstens die Kinos aller Bundesländer aufmachen. Zweitens müsste es eine lange Öffnungsperspektive geben. „Immerhin“, sagt der Kinobetreiber, „es gibt wahnsinnig tolle Filme, die schon fertig sind.“ Sowohl auf dem deutschen als auch auf dem internationalen Markt. „Wir sind in Lauerstellung.“

    Während die Zahlen akut Infizierter steigen, eröffnen am Wochenende zwei Ausstellungen in den Städtischen Galerien. Besucher können sich die Vernissagen in Neuburg nach vorheriger Terminbuchung ansehen. Man sei zwiegespalten, sagt Kulturamtsleiterin Marieluise Kühnl. Zumal es durchaus sein kann, dass man in der kommenden Woche schon wieder zusperren muss. Auch deshalb plant das Amt für Kultur und Tourismus, die Ausstellungen abzufilmen und auf die Webseite zu stellen.

    Roland Harsch hat es nicht überrascht, dass Kulturstätten wie sein Kinopalast geschlossen bleiben müssen.
    Roland Harsch hat es nicht überrascht, dass Kulturstätten wie sein Kinopalast geschlossen bleiben müssen. Foto: M. Balbierer (Archiv)

    Das Stadttheater hat seine erste Aufführung nach dem Lockdown indes für den 13. und 14. April angesetzt: das Kabarett „Sächsisch für Anfänger“ mit und von Thomas Nicolai. Ob der Termin tatsächlich stattfinden kann? Schwierig, bestätigt Marieluise Kühnl. Was sicher ist: „Wenn wir aufmachen dürfen, dann nur mit begrenzter Personenanzahl und Hygienekonzept.“ Liegt die Inzidenz zwischen 50 und 100, ist auch hier ein negatives Schnelltest-Ergebnis nötig. „Wir überlegen schon, wie wir das angehen können“, sagt die Kulturamts-Chefin. Anders als andere Spielhäuser sei man nicht „in der glücklichen Lage, neben einem Testzentrum zu sein“. Einige Stätten arbeiten zum Teil auch mit Apotheken zusammen, die die Zuhörer vor Beginn der Veranstaltung testen. Es bleibt schwer abzuschätzen – die Pandemie-Entwicklung kaum abzusehen. „So wie es im Moment aussieht, bin ich wenig optimistisch, dass wir Mitte April öffnen können.“ Realistischer sei ein verlängerter Lockdown, was zumindest die Kultur anbelangt.

    Der Neuburger Kinobetreiber Roland Harsch hat sich für die Übergangszeit etwas einfallen lassen

    Weil auch Roland Harsch nicht damit gerechnet hatte, am 22. März zu öffnen, laufen in seinem Kinopalast derzeit noch Malerarbeiten und die Toilettenanlagen werden renoviert. Er hofft auf eine Öffnung am 26. April. Dann beginnt die bayerische Schulkinowoche. Das wäre ein optimaler Testlauf, findet der Kinobetreiber. Denn: „Man kann nicht einfach den Schlüssel umdrehen und der Laden läuft“, sagt Roland Harsch. Nein, das Kino brauche Zeit, um anzulaufen. Für ebendiesen Übergang hat er zusammen mit den Kinofreunden noch eine weitere Aktion geplant.

    Dazu soll vorab, in der Zeitung und online, eine Umfrage mit 20 Kino-Titeln laufen. Darunter Arthouse-Streifen, Programm-Kino und französische Filme. Kino-Interessierte sollen daraus sieben Titel wählen, die dann mehrmals im Kino zu unterschiedlichen Zeiten laufen. Für einen Pauschalpreis bekommen Besucher sieben Streifenkarten, wobei sie immer auch eine zweite Person mitnehmen dürfen. Eine Aktion, meint Roland Harsch, die das Kinofeeling bei den Besuchern wieder wachküssen soll. Dann kann es richtig losgehen.

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