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Neuburg: Stalking: Unbekannter bedroht Neuburgerin in mehr als 80 Briefen

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Stalking: Unbekannter bedroht Neuburgerin in mehr als 80 Briefen

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    Daniela K. hält einige der rund 80 Schreiben in Händen, die seit November mehrfach wöchentlich in ihrem Briefkasten landen. Die Polizei hat sich jetzt eingeschaltet.
    Daniela K. hält einige der rund 80 Schreiben in Händen, die seit November mehrfach wöchentlich in ihrem Briefkasten landen. Die Polizei hat sich jetzt eingeschaltet. Foto: Barbara Würmseher

    Polizeichef Ludwig Walter von der PI Neuburg hat in seiner langen beruflichen Laufbahn unzählige Fälle auf dem Tisch gehabt. Viele routinemäßige, aber auch kuriose, tragische, merkwürdige und dreiste. Doch eine Stalking-Serie von diesem Ausmaß, wie sie jetzt in seiner Dienststelle vorliegt, hat er bislang nicht erlebt: „Etwas Vergleichbares in dieser Intensität hat es bei uns noch nicht gegeben. In einer solchen Massivität ist das alles andere als ein alltägliches Delikt“.

    Unbekannter verfolgt Frau aus Neuburg hartnäckig

    Seit November verfolgt ein Unbekannter eine Neuburgerin hartnäckig mit anonymen Briefen, in denen er sie beleidigt, belästigt, üble Gerüchte über sie in Umlauf bringt und sie bedroht. Das Vokabular ist deftig, die Behauptungen sind widerlich, die Anfeindungen unverhohlen.

    Mindestens drei Mal pro Woche liegen die unflätigen Schreiben bei der 49-Jährigen im Briefkasten und werden mittlerweile auch an ihren Arbeitgeber geschickt, an Familienangehörige, Gesundheits- und Landratsamt. Die kriminelle Energie, die der Schreiber an den Tag legt, ist beachtlich. Die Zahl der Pamphlete hat sich mittlerweile auf knapp 80 summiert. Und die Serie reißt nicht ab. Ständig tauchen neue Briefe auf.

    Neuburgerin wird in anonymen Briefen als Prostituierte beleidigt

    Begonnen hat der Albtraum für Daniela K. (Name von der Redaktion geändert) am 17. November vergangenen Jahres. Als sie die Post ins Haus holte, war ein kleines weißes Kuvert mit einer eigenartig krakeligen Schrift darunter, die sichtlich verstellt war. „Sie hat an eine unbeholfene Kinderschrift erinnert“, so die Neuburgerin. Darin steckte ein Brief ohne Absender: „Unsere liebe Daniela K. ist eine richtige Schlampe.

    Waren die Geschäfte am Wochenende gut? Wir gehen mal davon aus, dass jede Menge Kunden da waren. Eigentlich ist es uns ja egal, was du machst, aber uns stört halt einiges. Du bist total verlogen und falsch. Wenn du wenigstens einen Charakter hättest – aber das ist nicht der Fall.“

    Hatte Daniela K. zunächst an eine Verwechslung geglaubt, hatte sie das Ganze auch für eine einmalige Geschichte gehalten, so musste sie diese Annahmen bald korrigieren. Denn dieser erste anonyme Brief war lediglich der Auftakt zu einem bislang viereinhalbmonatigen ununterbrochenen geschmacklosen Treiben.

    Der Inhalt variiert von Schreiben zu Schreiben nur unwesentlich, steigert sich allerdings in der Aggressivität seines Tonfalls. Einmal wird Daniela K. als Schlampe bezeichnet, einmal als Nutte, einmal als Drecksau. Einmal wünscht ihr der Schreiber ein „erfolgreiches Wochenende“ mit ihren Freiern, ein anderes Mal fragt er nach, „ob die Geschäfte mit den geilen Böcken gut gelaufen sind“. Unhaltbare Unterstellungen gegenüber einer Frau, die ein normales bürgerliches Leben führt mit Familie, Freundeskreis und Berufstätigkeit, so wie tausende andere auch.

    Polizei nimmt die Vorfälle ernst und ermittelt gegen den Unbekannten

    Warum jemand offensichtlich ganz viel Zeit investiert, um sie fertig zu machen, kann sich Daniela K. nicht erklären. Und schon gar nicht, wer der Stalker sein könnte. Auch wenn sie sich den Kopf immer wieder über diese Frage zermartert hat. Jedes einzelne Schreiben hat sie in Klarsichtfolien gesteckt, um mögliche Spuren nicht zu verwischen und zur Polizei getragen. Sie hat Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet.

    Die Polizei nimmt die Vorfälle sehr ernst. Sie hat Bekannte, Freunde und andere Menschen aus dem persönlichen Umfeld der 49-jährigen vernommen und macht sich ein Bild über den sozialen Dunstkreis des Opfers. Immer auf der Suche nach Antwort auf die Frage: Wer könnte ein Motiv haben? Darüber hinaus untersucht der Erkennungsdienst der Kripo Ingolstadt die Schreiben labortechnisch nach Spuren. „Einen Fingerabdruck haben wir gefunden“, so der Sachbearbeiter der PI Neuburg auf Anfrage der NR.

    Drohbriefe könnten Rückschlüsse auf Täterprofil geben

    Er wird derzeit ausgewertet, wie auch mögliche DNA-Spuren. Außerdem ergeben die Briefe eine Vielzahl von Anhaltspunkten, die Rückschlüsse auf ein Täterprofil ermöglichen. Wie alt ist der Schreiber? Ist es ein Mann oder eine Frau? In welchem Großraum lebt er? Solche Fakten und weitere mehr kann ein so genannter Profiler aus den anonymen Schreiben ablesen. Aus ermittlungstaktischen Gründen will die Polizei hier nicht ins Detail gehen.

    Daniela K. lebt ihr Leben mittlerweile eingeschränkt, fühlt sich beobachtet und macht sich Gedanken. Vor allem aber ist sie von unglaublicher Wut auf den anonymen Stalker erfasst: „Ich bin stinksauer! Wenn ich den erwische!“ Der jüngste Brief ihrer abscheulichen Sammlung ist gerade mal zwei Tage alt. Darin heißt es: „Jetzt machen wir so richtig Ernst. Du bist so was von schäbig und verlogen, dass es schlimmer nicht mehr geht. Du wirst schon noch sehen, wohin das führt. So einer Person gehört das Handwerk gelegt. Wir werden dir das austreiben. Du bist nichts wert. Dich kann man nicht einmal als Fußabstreifer benutzen, du Schlampe, du elendige. Pfui Teufel ...“

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