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Neuburg: Soziales in Neuburg: So hilft die Frühchennachsorge von "Elisa"

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Soziales in Neuburg: So hilft die Frühchennachsorge von "Elisa"

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    Schwerpunkte der "Harl.e.kin" Nachsorge sind etwa die Eltern-Kind-Interaktion.
    Schwerpunkte der "Harl.e.kin" Nachsorge sind etwa die Eltern-Kind-Interaktion. Foto: Elisa Familiennachsorge

    Eine winzige Hand, greift nach der Hand ihres Papas. Die Hand gehört dem kleinen Louis, der eigentlich anders heißt. Er gilt als extremes Frühgeborenes. Wie aus einer Mitteilung des Familiennachsorgevereins Elisa hervorgeht, werden jährlich 60.000 Kinder wie Louis zu früh geboren, damit ist jedes zehnte Neugeborene in Deutschland ein Frühchen. Frühgeborene sind somit die größte Kinderpatientengruppe Deutschlands.

    Im Jahr 2000 entstand die sozialmedizinische Nachsorge von Elisa

    „Zwar haben sich die Überlebenschancen dieser Kinder in den letzten zehn Jahren deutlich verbessert, doch längst nicht alle überstehen den Start ins Leben so problemlos“, heißt es in dem Schreiben weiter. Für die Eltern bedeutet die zu frühe Geburt einen wochen-, wenn nicht monatelangen Aufenthalt auf der Intensivstation der Kinderklinik. Eine emotional sehr belastende Zeit, die geprägt ist von der Sorge um das Überleben und die Zukunft des Kindes.

    Entwickelt sich das Neugeborene gut, steht ungefähr um den errechneten Geburtstermin, die lang ersehnte Entlassung aus der Kinderklinik an. Die Freude darüber ist in der Regel groß, doch häufig kommen auch Gefühle wie Angst und Verunsicherung, wie es zuhause wohl sein wird, mit hinzu. Wird das Kind gut trinken? Wird es entsprechend zunehmen? Was tun beim ersten Infekt? Wie geht seine Entwicklung weiter, bedarf es spezieller Förderung? Fragen, die sich Eltern von Frühchen stellen.

    Um die neugeborene Familie zu stärken und sie in dieser kritischen Übergangsphase begleiten zu können, entstand im September 2000 die sozialmedizinische Nachsorge von Elisa und im Oktober 2010 am Standort Neuburg-Ingolstadt die sogenannte „Harl.e.kin Nachsorge. Seit dieser Zeit werden mehr als 1500 Kinder und deren Familien in dieser sensiblen und oft überfordernden Lebenssituation durch diese zwei Abteilungen von Elisa unterstützt.

    Frühchennachsorge von Elisa: Es geht um Anleitung, Beratung und andere Themen

    Die Begleitung durch die Nachsorge beginnt der Mittelung nach kurz vor der Entlassung des Kindes und endet, wenn die Eltern oder Familie sich kompetent und sicher in der Versorgung des früh- oder risikogeborenen Kindes fühlen.

    Frühchen: Wenn Kinder zu früh auf die Welt kommen

    Definition: Eine normale Schwangerschaft dauert 40 Wochen. Kommt ein Kind vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche oder mit einem Geburtsgewicht von weniger als 2500 Gramm zur Welt, spricht man von einem Frühchen.

    Überlebenschancen: Laut einer Erhebung des Aqua-Instituts in Göttingen lagen die Überlebenschancen im Jahr 2014 in Deutschland bei mit 24 vollendeten Schwangerschaftswochen geborenen Kindern bei 76 Prozent. Bei Kindern, die in der 22. Schwangerschaftswoche geboren wurden, lagen die Überlebenschancen nur noch bei knapp 21 Prozent. Zweites Kriterium ist das Gewicht: Lange galten Kinder, die mit weniger als 500 Gramm zur Welt kommen, als kaum überlebensfähig. Inzwischen können sie in Einzelfällen gerettet werden.

    Spätfolgen: Wegen der noch nicht abgeschlossenen Entwicklung drohen vor allem extremen Frühchen gesundheitliche Probleme. Die häufigsten Spätfolgen sind Entwicklungsverzögerungen, Atemwegserkrankungen, Störungen der Motorik und der Aufmerksamkeit. Darunter leidet Studien zufolge rund ein Drittel dieser Kinder. Frühgeborene haben etwa ein erhöhtes Risiko für Infektionen, Hirnblutungen und Darmentzündungen, sagt Katarina Eglin, Sprecherin des Bundesverbandes „Das frühgeborene Kind“.

    Ursachen: Unterschiedliche Faktoren können das Risiko für eine Frühgeburt erhöhen. Dazu zählen Entzündungen im Mutterleib, Störungen an der Gebärmutter, Mehrlingsschwangerschaften. Auch Alkohol und Drogen, Rauchen, Übergewicht, späte Schwangerschaft, vorausgegangene Frühgeburten spielen eine Rolle.

    Inhaltlich zentrale Schwerpunkte der Harl.e.kin Nachsorge sind Anleitung und Beratung in der Pflege, problematisches Schlaf- und Trinkverhalten des Kindes, Gewichtszunahme, aber auch Themen der Eltern-Kind-Interaktion. Finanziert wird Harl.e.kin über das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Frauen, durch Spenden sowie die Eigenleistungen der Kooperationspartner. Damit kann diese Form der Nachsorge für die betroffenen Eltern kostenlos angeboten werden.

    Die sozialmedizinische Nachsorge wird zum Teil über die Krankenkassen finanziert, Fahrtkosten der Kinderkrankenschwestern müssen über Elisa getragen werden. Auch hier ist aber das Angebot für die Familien kostenlos. (nr)

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