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Neuburg: So erlebt Nepal die Corona-Pandemie

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So erlebt Nepal die Corona-Pandemie

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    Einige Kinder aus den zwei Waisenhäusern – Rainbow Children Home und Child Welfare and Education – in Pokhara befinden sich derzeit auf Biofarmen außerhalb der Stadt.
    Einige Kinder aus den zwei Waisenhäusern – Rainbow Children Home und Child Welfare and Education – in Pokhara befinden sich derzeit auf Biofarmen außerhalb der Stadt.

    Eigentlich wäre er wie jedes Jahr selbst nach Nepal geflogen. Der Neuburger Fritz von Philipp und seine Frau Sybille unterstützen mit ihrer Familienstiftung dort seit vielen Jahren mehrere Einrichtungen. Doch dann kam die Corona-Pandemie. Und aus dem Besuch wurde nichts. Kontakt zu Freunden und Verantwortlichen vor Ort müssen die von Philipps 2020 deshalb ausschließlich über das Internet halten. Das Virus bedroht die Nepalis vor allem wirtschaftlich, vor der Krankheit haben sie weniger Angst, berichtet der Neuburger.

    In Nepal habe man lange versucht, die Pandemie tot zu schweigen, sagt von Philipp. Man fürchtete, die Touristen würden ausbleiben. Und Tourismus ist in diesem Entwicklungsland eine der wichtigsten Einnahmequellen. Lange Zeit sei sogar behauptet worden, Asiaten seien weniger anfällig für das Virus. Bis in den April hinein seien offiziell weniger als 50 Infizierte gemeldet worden, erzählt von Philipp. Heute spricht man von knapp 200.000 Infizierten und rund 1000 Toten. Bei fast 30 Millionen Nepalis eine „unrealistisch niedrige“ Zahl, glaubt der Neuburger. Wie viele Menschen an Covid-19 in dem asiatischen Land gestorben sind, lässt sich auch deshalb so schwer sagen, weil alle Verstorbenen hinduistischen Glaubens sofort verbrannt und beerdigt werden müssen, ohne dass sie davor genauer untersucht werden.

    Einige Kinder aus den zwei Waisenhäusern – Rainbow Children Home und Child Welfare and Education – in Pokhara befinden sich derzeit auf Biofarmen außerhalb der Stadt.
    Einige Kinder aus den zwei Waisenhäusern – Rainbow Children Home und Child Welfare and Education – in Pokhara befinden sich derzeit auf Biofarmen außerhalb der Stadt.

    Den Tourismus konnten die Nepalis mit ihrer Behauptung nicht retten. Im November wollte man Flüge für Bergsteiger anbieten, doch die Resonanz darauf war gering, sagt von Philipp. Niemand wollte nach Nepal reisen, der Flugverkehr beschränkte sich auf die Rückführung von im Ausland arbeitenden Nepalis. Zum Problem für Nepal wurden insbesondere die Tagelöhner, die aus Indien zurückkehrten, die Grenze illegal überschritten und die Menschen in ihren Dörfern ansteckten, schildert der 81-Jährige. Sonst hätte das Virus derart entlegene Orte vielleicht nicht erreicht.

    Die Infrastruktur in Nepal ist nämlich sehr schlecht, zu manchen Dörfern gibt es gar keine Straßen. Ebenso schlecht ist das Gesundheitssystem. Es gibt nur wenige Krankenhäuser und die wenigen guten sind für die meisten Einheimischen zu teuer. „Das Gesundheitssystem war schnell völlig überfordert“, berichtet der Neuburger. Testkapazitäten gebe es ebenso wenig wie Intensivbetten. Und das habe sich auch in den vergangenen Monaten nicht geändert. Kein Vergleich zu Deutschland, wo die Zahl an Intensivbetten innerhalb kürzester Zeit aufgestockt werden kann.

    Einige Kinder aus den zwei Waisenhäusern – Rainbow Children Home und Child Welfare and Education – in Pokhara befinden sich derzeit auf Biofarmen außerhalb der Stadt.
    Einige Kinder aus den zwei Waisenhäusern – Rainbow Children Home und Child Welfare and Education – in Pokhara befinden sich derzeit auf Biofarmen außerhalb der Stadt.

    Erschwerend kommt hinzu, dass es in Nepal keinerlei Hygienekonzept gibt – nicht einmal Abstandsregeln, sagt von Philipp. Dabei finden dort gerade im Oktober und November große Familienfeste statt. „Die völlig zerstrittene Regierung ist mehr mit Machtkämpfen, Intrigen und Korruption beschäftigt, als damit, Probleme zu lösen“, macht der Neuburger deutlich. Den Nepalis helfe in dieser Zeit vor allem ihre tiefe Religiosität, ihr enger Zusammenhalt und ihre Art, das Schicksal so anzunehmen, wie es eben kommt.

    Angst durch Corona zu sterben hätten sie nicht mehr, als durch andere Krankheiten, an denen in Deutschland längst niemand mehr sterben muss, wie zum Beispiel ein schlimmer Durchfall. Covid-19 ist in der dritten Welt nur eine Krankheit von vielen und hat längst nicht den Stellenwert wie in reichen Industrienationen. Fritz von Philipp scheint es hörbar absurd, dass in Deutschland im Handumdrehen Milliarden für Corona-Hilfsmaßnahmen ausgegeben werden, während man in Nepal mit ein paar Millionen so viel dringend notwendige Basisarbeit leisten könnte.

    Nepal: Wenig Geld, großer Nutzen

    Was man in Nepal mit vergleichsweise wenig Geld alles erreichen kann, weiß der Neuburger selbst nur zu gut. Er hat mit der Von-Philipp-Foundation und Kontakten vor Ort erst kürzlich zwei Schulen wieder aufgebaut, die in dem schweren Erdbeben 2015 zerstört wurden. Außerdem unterstützt seine Familienstiftung zwei Waisenhäuser in Pokhara, eine Erste-Hilfe-Klinik und andere Einrichtungen. In keiner davon gab es bislang einen Corona-Fall, sagt von Philipp.

    Die Kinder aus den Heimen sind zum Teil in ihre Heimatdörfer geschickt worden, zum Teil leben sie vorübergehend in Biofarmen auf dem Land, wo sie Gemüse hauptsächlich für den Eigenverzehr anbauen, und zu einem kleinen Teil sind sie auch in den Waisenhäusern geblieben und machen beim Online-Unterricht mit. Schulen und Universitäten sind geschlossen. Doch für E-Learning brauchen sie eine gute technische Ausstattung, die Geld kostet.

    Umweltkatastrophen werden im Ausland kaum wahrgenommen

    Und auch die Essenspakete, die die Neuburger Stiftung zu den Kindern in die Dörfer schicken lässt, kosten Geld. Deshalb ist die Von-Philipp-Foundation gerade jetzt wieder auf Spenden angewiesen. Und auf Menschen, die Patenschaften übernehmen. Die üblichen Naturkatastrophen wie Erdrutsche und Überflutungen, die die Ernte zerstörten, aber im Ausland kaum wahrgenommen wurden, gab es natürlich auch wieder... „Die Not wird eher größer“, sagt Fritz von Philipp.

    Wer helfen möchte, spendet an dieses Konto der Hypo-Vereinsbank Neuburg: IBAN: DE53721221810333308444 BIC: HYVEDEMM665

    www.vpfoundation.de

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