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Neuburg: Schuldnerberaterin: Auch in Neuburg stand es bei vielen Haushalten Spitz auf Knopf

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Schuldnerberaterin: Auch in Neuburg stand es bei vielen Haushalten Spitz auf Knopf

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    Anett Drude ist Schuldnerberaterin der Caritas in Neuburg.
    Anett Drude ist Schuldnerberaterin der Caritas in Neuburg. Foto: Caritas

    Das Corona-Jahr 2020 wird in die Geschichte eingehen und jede Berufsgruppe dürfte es anders erlebt haben. Wir stellen in einer Serie einige Perspektiven aus dem Raum Neuburg vor – und was sich die Betroffenen für das neue Jahr wünschen.

    Das plötzliche Ende der Skisaison in den Alpen hat Anett Drude als erstes gemerkt. Saisonarbeiter, die sich durch den Berg-Tourismus ihren Unterhalt verdienen und dafür in den Hotels vor Ort leben, hatten ein Problem, als Corona die Saison stoppte. „Diese Menschen standen plötzlich auf der Straße“, sagt Drude. Sie leistet Schuldner- und Insolvenzberatung beim Caritasverband Neuburg-Schrobenhausen und ist für den Bereich Neuburg zuständig. Die Corona-Krise hat sie in ihrer Arbeit deutlich gespürt. „Einzelne hat es eiskalt erwischt“, sagt sie. Neben Saisonarbeitern in Gastronomie und Hotellerie hatte sie unter anderem mit Menschen zu tun, die Lebensmittel von der Tafel beziehen. Doch die Einrichtung hatte während des Lockdowns im Frühjahr zeitweise geschlossen. Die Caritas akquirierte Spenden, regional etwa in Pfarreien, aber auch überregional, etwa durch „We Kick Corona“, eine Initiative der Profifußballer Leon Goretzka und Joshua Kimmich. „So konnten wir den betroffenen Menschen Lebensmittelgutscheine ausgeben“, sagt Drude. Durch den Caritas-Gebrauchtwarenladen Carlo vermittelten die Helfer auch andere Dinge, wie beispielsweise Kleidung.

    Die Stimmung unter den Klienten in der Schuldnerberatung der Caritas Neuburg war hoffnungsloser als sonst

    Insgesamt hatte es Drude in diesem Jahr mit mehr Menschen als sonst zu tun, die ihren Job verloren haben. In Zeiten von wirtschaftlicher Unsicherheit trennten sich Unternehmen vor allem von den Mitarbeitern, die noch nicht lange im Betrieb angestellt waren. In normalen Zeiten würden die Menschen womöglich schnell wieder einen neuen Job in der Region finden. In Krisenzeiten ist das nicht so einfach. „Diese Aussicht hat die Leute besonders verzweifeln lassen“, berichtet die Sozialpädagogin. Die Stimmung unter ihren Klienten sei in diesem Jahr deshalb hoffnungsloser gewesen, als sie nach einem Arbeitsplatzverlust ohnehin gewesen wäre.

    Ein Problem, mit dem Drude immer wieder zu tun hat, ist teurer Wohnraum. „Viele verschulden sich deswegen.“ Zum Teil geben ihre Klienten mehr als die Hälfte des Einkommens für die Miete aus. Viel zu viel, betont Drude. Den Betroffenen sei dies bewusst, doch sie hätten oft keine andere Wahl. „In Neuburg gibt es quasi keinen bezahlbaren Wohnraum“, macht die Schuldnerberaterin deutlich. Sobald etwas Preisgünstiges auf dem Markt ist, sei die Nachfrage immens, und das Objekt gehe meistens unter der Hand weg, sagt Drude, die von einem „echten Problem“ spricht. Ein Problem, das in diesem Jahr noch mehr in den Vordergrund trat. Durch coronabedingte Kündigungen und Kurzarbeit hatten Menschen weniger Geld zur Verfügung. Hohe Mietzahlen bereiteten so in diesem Jahr häufiger Schwierigkeiten. „Bei vielen Haushalten stand es Spitz auf Knopf“, sagt Drude. Trotz allem seien heuer weniger Menschen zu ihr in die Beratung gekommen, als sie erwartet hatte. „Ich dachte anfangs, dass wir überrannt werden.“ Doch ganz so schlimm kam es nicht. Man merke, dass die Region wirtschaftlich stabil dastehe, so Drude. Unternehmen haben Kurzarbeitergeld zum Teil kräftig aufgestockt, sodass sich die finanziellen Einbußen für die Arbeitnehmer im Rahmen hielten. Doch Drude befürchtet, dass die Krise längst nicht ausgestanden ist. „Ich gehe davon aus, dass 2021 noch einmal mehr Leute in Not geraten werden als bisher“, sagt sie.

    Ihre grundsätzlichen Tipps, um eine finanzielle Schieflage zu vermeiden: Sich rechtzeitig Hilfe suchen, und keine unnötigen Kredite abschließen, vor allem nicht über einen langen Zeitraum. Bei der Caritas sei das Online-Angebot in Corona-Zeiten ausgeweitet worden. Bei Bedarf kann man sich auch per E-Mail beraten lassen, so Drude.

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