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Neuburg-Schrobenhausen: Wilde Natur: Eine „kleine Sensation“ für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen

Neuburg-Schrobenhausen

Wilde Natur: Eine „kleine Sensation“ für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen

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    Wildkatzen wurden bis Anfang des 20. Jahrhunderts bejagt, weil sie angeblich Hasen und Rehkitze erlegen. Dabei haben es die Tiere nur auf Mäuse abgesehen.
    Wildkatzen wurden bis Anfang des 20. Jahrhunderts bejagt, weil sie angeblich Hasen und Rehkitze erlegen. Dabei haben es die Tiere nur auf Mäuse abgesehen. Foto: dpa
    Mit so einem Holzpflock werden Wildkatzen angelockt. 
    Mit so einem Holzpflock werden Wildkatzen angelockt.  Foto: Marcus Merk

    Zu sehen bekommt man sie nur selten. Das liegt nicht nur daran, dass sie eine echte Rarität in Deutschland sind. Etwa 7000 Exemplare ihrer Art gibt es bundesweit. Sie sind auch besonders scheu, passen sich mit ihrem Fell hervorragend ihrer Umgebung an und sind darüber hinaus sowieso meist nur nachts aktiv. Doch es gibt sie – und sie werden immer mehr, seit sie in den 1930er Jahren in Bayern als quasi ausgerottet galten. Die Rede ist von der Wildkatze, einem Urtier des Waldes, das durch die Wälder Europas streifte, lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen über die Alpen brachten. Auch in die Wälder im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ist die Wildkatze zurückgekehrt, nachdem sie dort zuletzt Ende des 19. Jahrhunderts gesichtet worden war. Und das ist angesichts der seltenen Funde im Süden Bayerns eine wirkliche Besonderheit.

    Günter Krell von der Kreisgruppe des Bund Naturschutzes (BN) im Landkreis geht sogar noch weiter und spricht von einer „kleinen Sensation“. Denn im vergangenen Jahr haben sich in Südbayern 15 BN-Kreisgruppen auf die Suche nach dem scheuen Waldbewohner gemacht. Nachgewiesen werden konnte das Tier südlich der Donau aber nur in zwei Landkreisen: in Regensburg und in Neuburg-Schrobenhausen. Der „Fundort“ ist derselbe, der schon 2015 zu einem Treffer führte: im Staatswald nördlich von Straß-Moos.

    Haare einer Wildkatze bei Straß-Moos nachgewiesen

    Der Nachweis der Wildkatze erfolgte damals wie heute über einen sogenannten Lockstock – ein Stück Holz, das an den Kanten angeraut, in den Boden geschlagen und mit Baldrian eingesprüht wird. Der Duft der Tinktur lockt die Katzen an, die sich dann an dem Stock lustvoll reiben und dabei im besten Fall viele Haare hinterlassen. Diese werden von ehrenamtlichen Helfern abgegriffen und an das Senckenberg-Institut geschickt, wo sie gentechnisch untersucht werden. Denn nur auf diese Weise kann nachgewiesen werden, ob es sich tatsächlich um eine Wildkatze handelt – oder nur um eine gewöhnliche Hauskatze.

    An dem Lockstock, der bei Straß-Moos eingeschlagen worden war, hatten sich aber eindeutig echte Wildkatzenhaare verfangen. Und weil dort nicht nur ein paar Härchen, sondern gleich ein ganzes Haarbüschel in den Kerben hing, konnte das Labor auch analysieren, dass es sich bei dem Tier um einen Kater handelte. Nur wo er herkam und wo er hinging, das konnte aus der DNA nicht herausgelesen werden.

    30 Lockstöcke für Wildkatzen in Rennertshofen, Burgheim und Neuburg aufgestellt

    Günter Krell und Patricia Dunz betreuen das Wildkatzen-Projekt im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen.
    Günter Krell und Patricia Dunz betreuen das Wildkatzen-Projekt im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Foto: Claudia Stegmann

    Dabei würde diese Frage Günter Krell brennend interessieren. Denn im Gegensatz zum hiesigen Landkreis gibt es im Raum Eichstätt deutlich öfter Hinweise auf die Wildkatze. Seit 2013 hinterlässt das Tier jedes Jahr an einem der Lockstöcke seine Spuren. Die Naturschützer gehen deshalb davon aus, dass es dort zumindest einen kleinen Bestand an Wildkatzen gibt. Und weil es von Eichstätt nach Neuburg-Schrobenhausen ja quasi nur ein Katzensprung ist, hätte es ja möglich sein können, dass sich die Waldbewohner in Richtung Norden ausbreiten. Doch diese Vermutung konnte Günter Krell bislang nicht bestätigen.

    Vielleicht liegt es daran, dass Wildkatzen nicht über freie Flächen gehen, weil sie dort keinen Schutz vor Greifvögeln haben. „Vielleicht haben wir aber auch einfach kein Glück gehabt“, tröstet er sich. Denn das Gebiet, in dem sich die Wildkatzen aufhalten können, ist groß und die Lockstöcke, die ihren Baldrian-Duft in einem Umkreis von einigen Hundert Metern verströmen, sind im Vergleich dazu in ihrer Anzahl überschaubar. 30 Standorte hatte sich der Bund Naturschutz im vergangenen Jahr ausgesucht und damit insgesamt vier Areale in Rennertshofen (zwischen Altstetten und Asbrunn sowie am Giglberg bei Hütting), in Burgheim (im Staatsforst bei Straß-Moos) und in Neuburg (im Auwald bei Grünau) abgedeckt. Fünf ehrenamtliche Mitarbeiter mussten dazu drei Monate lang einmal pro Woche die Lockstöcke akribisch nach Haarrückständen absuchen.

    Und die Suche nach der Wildkatze im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen geht weiter. Dieses Jahr hat sich der BN nach dem erneuten Erfolg bei Straß-Moos allein auf das Gebiet der Bayerischen Staatsforsten konzentriert. Noch bis Ende Mai läuft die Aktion, dann werden die Haarproben wieder ans Senckenberg-Institut geschickt. Und vielleicht gibt es dann wieder einen Treffer – von einem Kater mit der Identifikationsnummer FS4149m. Dann wäre klar: Hier hat eine Wildkatze ihr Revier gefunden.

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