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Neuburg-Schrobenhausen: Vorsicht, Zecken!

Neuburg-Schrobenhausen

Vorsicht, Zecken!

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    Zecken lauern auf Blättern oder in hohem Gras auf ihre „Beute“. Doch es gibt Mittel, sich vor dem Holzbock zu schützen.
    Zecken lauern auf Blättern oder in hohem Gras auf ihre „Beute“. Doch es gibt Mittel, sich vor dem Holzbock zu schützen. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Mit Sonnenschein und warmen Temperaturen sind Freiluftaktivitäten derzeit voll im Gange. Wenn da nur nicht die Zeckengefahr wäre. Denn, Achtung: Das Robert-Koch-Institut (RKI) stuft den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen als Risikogebiet für die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ein. Mittlerweile zählen 88 der 96

    FSME kann von Kopfweh über Lähmungen bis hin zur Hirnhautentzündung führen. Das Infektionsrisiko ist im Vergleich allerdings geringer, da das Virus nur ungefähr drei Prozent aller Zecken in sich tragen. Antikörper gegen Borrelien jedoch, weiß Amtsarzt Dr. Johannes Donhauser vom Gesundheitsamt in Neuburg, haben hierzulande etwa ein Viertel der Erwachsenen im Blut. Gerade in ländlichen Gebieten sei es statistisch also nicht unwahrscheinlich, sich zu infizieren. „Borreliose ist eine bakterielle Erkrankung, zur Behandlung eignet sich ein einfaches Antibiotikum“, sagt der Mediziner. Bei zu später oder ausbleibender Behandlung können Erkrankte im letzten Stadium Gelenkentzündungen und in schweren Fällen ebenfalls Lähmungen bekommen. Donhauser warnt allerdings in diesem Zusammenhang vor „Scharlatanerie. Die Borrelien-Serologie ist nicht so einfach. Als Arzt sollte man vorsichtig sein und die Standardinterpretationen durchaus hinterfragen.“

    Die Lyme-Bakterien halten sich im Darm des Holzbocks auf und werden erst bei der Blutmahlzeit aktiv. Es dauert ungefähr zwölf Stunden, bis sie die Zecke verlassen und den Wirt befallen. Wurde man von einer Zecke gebissen, sollte man Folgendes beachten, rät Johannes Donhauser: „Am häufigsten sind Hautmanifestationen, die sogenannte Wanderröte. Man sollte sich also die Stichstelle merken und kontrollieren, ob in den Tagen danach eine flächige Rötung auftritt, die später zentral verblasst. Es bleibt ein roter Ring, meist so groß wie eine Ein- oder Zwei-Euro-Münze. Ist das der Fall, geht man auf alle Fälle zum Arzt.“ Gelenkprobleme stellten sich in einem zweiten Stadium ein. Die Neuroborreliose, also die Manifestation, ist entfernt verwandt mit dem Syphiliserreger. „Auch das kann man noch behandeln, aber nicht mehr mit Tabletten, sondern nur intravenös.“

    Anders verhält es sich bei FSME, wirksame Prävention ist eine prophylaktische Impfung. Das Virus sitzt in den Speicheldrüsen, wo die Zecke ihn beim Stich sofort abgibt. Im vergangenen Jahr kam es laut dem RKI deutschlandweit zu 485 Infektionen, 97 Prozent der gemeldeten Erkrankten waren nicht oder unzureichend immunisiert. Um dem Virus vorzubeugen, benötigen Patienten drei Injektionen, die von der Krankenkasse bezahlt werden. „Grundsätzlich“, sagt der Amtsarzt, „ist die Impfrate immer verbesserungswürdig. Es gilt, je älter der Mensch, umso schlechter kommt er mit FSME zurecht.“ Der Verlauf der Virusinfektion zeige die Allgemeinsymptome einer Hirnhautentzündung, also neurologische Beschwerden, Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit.

    So schützen Sie sich vor Zecken

    Es gibt aber noch einige grundsätzliche Vorsichtsmaßnamen, um erst gar nicht von einer Zecke gestochen zu werden. Gesundheitsexperten raten, bei Ausflügen in die Natur grundsätzlich lange und eng anliegende Kleidung in hellen Farben zu tragen. Zeckenschutz auf der Haut hilft ebenfalls, sollte aber insbesondere nach dem Baden neu aufgetragen werden. In besonders betroffenen Gebieten ist es außerdem ratsam, die Hosenbeine in die Socken zu stecken. Vorsicht sei im Landkreis vor allem im Süden geboten, meint Dr. Donhauser. „Wir haben zwar wenige FSME-Fälle, sind aber immer knapp dabei.“ Als Inzidenz, also Häufigkeit, gelte mindestens ein Fall in fünf Jahren. „Interessant sind für uns die Habitate, Zecken sind politische Grenzen natürlich wurst. Wir vermuten, dass sie sich gehäuft im Paartal aufhalten.“

    Immer ratsam ist es, nach dem Aufenthalt im Freien, den Körper unter der Dusche nach Zecken abzusuchen. Vor allem die Ohren, Achseln und Kniekehlen sollten genau geprüft werden. Bei Entdeckung ist es wichtig, den Parasiten sofort und ohne Quetschen mit einer Zeckenzange oder -karte zu entfernen. Beim Kauf eines Instruments, etwa in einer Apotheke, ist auf den Verwendungszweck „Für Nymphen“ zu achten. Wichtig ist, die Stichstelle danach zu infizieren und drei Wochen lang ein Auge auf sie zu haben. Eine Rötung mit zwei bis drei Zentimetern Umfang ist unbedenklich. Breitet sich die Rötung jedoch ringförmig um den Stich aus, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

    Dass eine Zecke den Wirt wechselt, also etwa vom Haustier zum Halter, ist übrigens nicht zu befürchten. Für Katzen oder Hunde gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Abwehr der Blutsauger. Chemische Mittel wie sogenannte Spot-on-Präparate werden etwa den Tieren ins Genick geträufelt. Vor allem bei Kindern sollte der Hautkontakt mit solchen chemischen Präparaten und Halsbändern aber vermieden werden. Dieses Problem gibt es bei Tabletten nicht. Der Mensch ist eigentlich ein Fehlwirt. Die meist winzigen Nymphen hätten es auf Nager oder Schalenwirte abgesehen, erklärt Johannes Donhauser.

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