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Neuburg-Schrobenhausen: Vize-Landrat Angermeier schmeißt hin: Was den 58-Jährigen dazu bewegt hat

Neuburg-Schrobenhausen

Vize-Landrat Angermeier schmeißt hin: Was den 58-Jährigen dazu bewegt hat

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    Persönlich sind sie sich sympathisch, nur auf politischer Ebene gehen sie unterschiedliche Wege: Klaus Angermeier (links) hat seinen Rücktritt als Stellvertreter von Landrat Peter von der Grün (rechts) erklärt.
    Persönlich sind sie sich sympathisch, nur auf politischer Ebene gehen sie unterschiedliche Wege: Klaus Angermeier (links) hat seinen Rücktritt als Stellvertreter von Landrat Peter von der Grün (rechts) erklärt. Foto: Winfried Rein

    Es ist der vorläufige Höhepunkt eines Tiefpunkts, an dem sich Landrat Peter von der Grün seit geraumer Zeit befindet. Hinter vorgehaltener Hand war immer öfter die Rede von unzufriedenen Bürgermeistern, die mit der Arbeitsweise des Landrats haderten. Und selbst aus den eigenen Parteireihen hagelte es Kritik. Jetzt wendet sich sogar sein Stellvertreter Klaus Angermeier (CSU) von ihm ab: Am Freitag hat er Peter von der Grün mitgeteilt, dass er von seinem Amt als Vize-Landrat zurücktritt. Der Grund: unterschiedliche Auffassungen von der Herangehensweise und Abarbeitung der Themen.

    Neuburg-Schrobenhausen: Klaus Angermeier tritt als stellvertretender Landrat zurück

    „Wir passen einfach nicht zusammen“, fasst der 58-jährige Bürgermeister aus Aresing seine Entscheidung zusammen. Während von der Grün – so hört man es aus unterschiedlichen Quellen – mitunter zu zögerlich agiert, sich den Bedenken der Verwaltung beugt und den Juristen im Haus die Entscheidungen überlässt, versteht sich Angermeier als jemand, der im Zweifelsfall „lieber eine falsche Entscheidung trifft als gar keine“. Es gebe so viele Themen im Landkreis, die man anpacken müsse. Doch Angermeier vermisste bei von der Grün mitunter den notwendigen Schwung. „Anschieben ist nicht seine Stärke“, musste er im Laufe des vergangenen Jahres wiederholt feststellen.

    Es ist eines der wenigen Urteile, die sich Angermeier über den Landrat erlaubt. Er wolle keine Schlammschlacht, betont er immer wieder. Das persönliche Verhältnis sei stets von Sympathie geprägt gewesen. Doch insbesondere in den vergangenen Wochen sei ihm immer klarer geworden, dass er auf politischer Ebene mit ihm nicht mehr zusammenarbeiten könne. „Als sein Stellvertreter muss ich ihm gegenüber loyal sein. Aber das kann ich nicht mehr.“

    Am vergangenen Freitag habe er ihm schließlich im Rathaus in Aresing seine Entscheidung mitgeteilt. Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass er den Landrat mit seiner Unzufriedenheit bezüglich der Zusammenarbeit konfrontiert hat. „Ich habe das immer wieder durchblicken lassen“, sagt er. Am Ende habe er die Differenzen aber nicht mehr mit sich vereinbaren können. „Er hat seine Art, den Landkreis zu führen. Aber das ist nicht meine.“ Aus diesem Grund könne er ihn als sein Stellvertreter auch nicht mehr in der Weise unterstützen, die dem Amt angemessen wäre.

    Angermeier, den sich von der Grün als seinen Wunschkandidaten selbst ausgesucht hatte, habe das Amt des Stellvertreters gerne ausgeführt und auch viel Energie in diese Aufgabe investiert. Einmal pro Woche sei er im Landratsamt gewesen. Doch es fehlte ihm an einer entsprechenden Einbindung in die verschiedenen Abläufe, weshalb er seinem eigenen Anspruch an das Amt des Vize-Landrats nicht gerecht werden konnte. Außerdem habe er dort „hautnah“ mitbekommen, wie manches läuft – oder auch nicht.

    Landrat von der Grün und Vize-Landrat Angermeier hatten unterschiedliche Auffassungen

    Unterschiedliche Auffassungen habe es auch bezüglich der Art und Weise der Zusammenarbeit gegeben. „Ich bin ein Teamplayer, jemand, der mit den Leuten redet und sie mitnimmt. Dann tut man sich auch leichter“, hat Angermeier die Erfahrung gemacht. Doch bei der Kommunikation zwischen dem Landrat und den Bürgermeistern scheint es zu hapern. Angermeier nennt als Beispiel den Landschaftspflegeverband, der im Landkreis gegründet werden soll und der seiner Meinung nach auch „wichtig für uns wäre“. Damit ist er sich zwar grundsätzlich mit Peter von der Grün einig. Doch viele Rathauschefs haben Fragen dazu, die sie in einem direkten Gespräch beantwortet haben wollen. Dass der Landrat die gewünschte Präsenzveranstaltung zu diesem Thema nicht anbot und stattdessen auf eine Videokonferenz setzte, konnte neben Angermeier auch so manch anderer Bürgermeister nicht verstehen.

    „Wenn ich mit mir selbst nicht mehr im Reinen bin und es mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren kann, macht für mich eine weitere Zusammenarbeit keinen Sinn mehr“, sagt Angermeier. Zum 1. September wird er sein Amt niederlegen, danach bleiben drei Monate Zeit, um einen Nachfolger zu wählen. Klaus Angermeier wird dann als „normaler“ Kreisrat im Gremium sitzen.

    Für Peter von der Grün kam die Entscheidung seines Stellvertreters „überraschend“, wie er sagt. „Aber wenn er mit meiner Arbeitsweise nicht einverstanden ist, dann ist das nur konsequent.“ Seine Argumente etwa hinsichtlich der Kommunikation könne er nicht nachvollziehen, denn bis auf wenige Einzelfälle könne er sich keine Vorwürfe machen. Nach seinen Worten habe er in den vergangenen Wochen hin und wieder „Interessenskonflikte“ in der Doppelfunktion als Bürgermeister und stellvertretender Landrat festgestellt, die seiner Meinung nach zu Angermeiers Entscheidung beigetragen hätten.

    Peter von der Grün will auf seinem bisherigen Kurs bleiben – zumindest bei den Themen sieht er sich auf dem richtigen Weg. Was das Miteinander angeht, so dürfte es an der Zeit für intensive Gespräche sein. Kurz vor der Fraktionsführersitzung am Dienstagnachmittag mutmaßte er, dass die weitere Zusammenarbeit „ein großes Thema“ sein könnte.

    Über einen Nachfolger für Angermeier hat sich von der Grün in der Kürze der Zeit freilich noch keine Gedanken gemacht. Er will sich jedoch bis Ende des Jahres einen passenden Partner aussuchen.

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