Von Normalität ist man immer noch weit entfernt. Und doch vermitteln einem die Möglichkeiten, die es ab diesem Montag wieder gibt, ein zuletzt nicht mehr gekanntes Gefühl von Freiheit. Weil die Corona-Inzidenz im Kreis Neuburg-Schrobenhausen deutlich unter dem Grenzwert von 50 liegt, können sich Bewohner seit dieser Woche über umfangreiche Lockerungen freuen. Es dürfen sich unter anderem wieder zehn Personen aus beliebig vielen Haushalten treffen. Schülerinnen und Schüler kehren in den Präsenzunterricht zurück. Kultur-Veranstaltungen unter freiem Himmel dürfen bei fester Bestuhlung bis zu 500 Personen besuchen, Gleiches gilt für den Sport. Proben von Laienensembles im Musik- und Theaterbereich sind drinnen wie draußen ohne feste Personenobergrenze möglich, solange Mindestabstände eingehalten werden. Und auch die Innengastronomie darf wieder öffnen und Gäste bis 24 Uhr aufnehmen.
Gastronomie im Kreis Neuburg-Schrobenhausen darf wieder bis 24 Uhr bewirten
„Das ist das, worauf wir alle gewartet haben“, sagt Karl Deiml vom Neuburger Gasthof Neuwirt. Der Sprecher der Gastronomen im Kreis spricht von einem „langersehnten Schritt“, davon, dass man nun endlich wieder normal arbeiten könne. Seit 1. November konnten Deiml und seine Kollegen Gäste nicht mehr im Innenbereich bewirten. Monatelang war nur Essen zum Mitnehmen möglich, zuletzt immerhin auch im Außenbereich. Doch angesichts des unbeständigen Wetters ist die Möglichkeit, sich in ein Lokal zu setzen, viel wert. „So können wir viel besser planen“, sagt Deiml. Man habe schon zuletzt gemerkt, dass die Leute wieder nach draußen und ein möglichst normales Leben führen wollen. Das Biergarten-Geschäft sei stark angelaufen, so Deiml.
Doch so mancher Kunde wird gemerkt haben: Manches hat sich geändert. Laut Deiml haben im Gastro-Gewerbe, wie in vielen anderen Branchen, die Preise angezogen. Fleisch oder Bier sind teurer geworden, und auch die Kosten fürs Personal sind gestiegen. Der Grund: Geeignetes Personal ist noch knapper geworden als ohnehin schon. Der Umstand, dass Gastronomen kurzfristig auf neue Entscheidungen der Politik reagieren und innerhalb weniger Tage Mitarbeiter akquirieren müssen, macht die Sache umso schwerer. „Jeder sucht derzeit händeringend nach Personal“, berichtet Deiml.
Betriebe im Raum Neuburg suchen händeringend Personal
Zwar seien festangestellte Mitarbeiter häufig dem Betrieb treu geblieben, so der Wirte-Sprecher. Doch gerade an Aushilfen fehlt es offenbar an vielen Stellen. Die Küchen- und Servicekräfte haben sich in Zeiten des Lockdowns zum Teil einen anderen Job gesucht. Deiml ist zuversichtlich, dass diese Mitarbeiter nach und nach wieder in das Gastronomie-Gewerbe zurückkommen. So lange die Betriebe noch nicht bei alter Personalstärke sind, könnte das Kochen und Bedienen ein wenig länger dauern als sonst, bittet Deiml um Verständnis bei den Gästen.
Auch die Rennbahn in Neuburg sucht dringend zusätzliches Personal für Service und Küche. Die Traditionsgaststätte war zuletzt lange geschlossen. Das reine To-go-Geschäft hätte man aufgrund der Größe des Betriebs nicht rentabel betreiben können, sagen Betriebsleiterin Kirsten Winckler und Küchenchef Christian Keil. Und auch auf die Öffnung der Außenflächen hat man verzichtet. Schließlich waren die Wetterprognosen zum Teil durchwachsen – und man habe keine Sicherheit gehabt, ob die Infizierten-Zahlen nicht doch wieder nach oben gehen. Am Freitag nun haben die Verantwortlichen erfahren, dass ab Montag auch Innengastronomie wieder möglich ist – zu kurzfristig, um spontan aus der monatelangen Corona-Pause zu starten. Die Rennbahn braucht noch einige Tage, um sich vorzubereiten und Personal zu finden. Erst am Freitag, 11. Juni, will man dort starten.
Gastronomen in Neuburg-Schrobenhausen sind auf der Suche nach Personal
Voll im Geschäft ist dagegen der Landgasthof Vogelsang in Weichering. „Wir sind richtig drin“, sagt Besitzerin Christine Hammer. Mit Mitnahmegeschäft und Wohnmobildinner hat man sich dort durch die vergangenen Monate gekämpft. Zuletzt lief das Biergartengeschäft – am Sonntagabend sogar mit einem Konzert. Zu Gast waren die Wirtshausmusikanten „Tom & Basti“. Gut 220 Besucher kamen, um ihren vergnüglichen Liedern und Geschichten zu lauschen und mitzuklatschen – ein Anblick, wie man ihn nach Monaten des Corona-Lockdowns nicht mehr gewohnt ist. Hammer freut sich, dass sie seit Montag auch ihre Innenflächen wieder anbieten kann. So kann eine größere Gesellschaft, etwa im Rahmen einer Taufe, auch bei Regen trocken sitzen. Und auch die Hochzeitssaison steht vor der heißen Phase, wofür man die Räumlichkeiten im Inneren braucht.
Um den Gäste-Andrang zu bewältigen, braucht auch der Landgasthof weiteres Personal. Einige Aushilfen haben sich in der Zwischenzeit etwas anderes gesucht, erzählt Hammer. „Aber das Personal-Problem gibt es in unserem Gewerbe ja schon immer.“
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