Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neuburg
Icon Pfeil nach unten

Neuburg-Schrobenhausen: Neuburg und Region: Was bringt der "Lockdown light" im Landkreis?

Neuburg-Schrobenhausen

Neuburg und Region: Was bringt der "Lockdown light" im Landkreis?

    • |
    Meist werden noch am selben Tag alle Kontaktpersonen von den Mitarbeitern der Kontaktnachverfolgung informiert.
    Meist werden noch am selben Tag alle Kontaktpersonen von den Mitarbeitern der Kontaktnachverfolgung informiert. Foto: Gloria Geissler

    Die Zahlen geben Anlass zur Hoffnung. Gestern fiel die Zahl der Landkreisbürger, die mit SARS-Cov-2 infiziert sind, erstmals unter die 200er-Marke. Zweieinhalb Wochen nach dem Lockdown light kann man daraus äußerst vorsichtig einen ersten Trend ablesen. Und dieser geht tendenziell in die richtige Richtung. Während andere Landkreise und kreisfreien Städte trotz verschärfter Corona-Regeln mit steigenden Infiziertenzahlen zu kämpfen haben, ist die Zahl im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen seit dem Höchststand (285) am – symbolisch passenden – Freitag, den 13. November, stetig gesunken. Die Beschränkungen scheinen also Wirkung zu zeigen. Doch der Leiter des Neuburger Gesundheitsamtes, Dr. Johannes Donhauser, mahnt zur Vorsicht.

    Höchststand der Corona-Infizierten in Neuburg-Schrobenhausen lag bei 285

    Das Virus habe uns schon zu oft überrascht, deswegen äußert sich der Neuburger Amtsarzt zurückhaltend, was eine Prognose angeht. Aber ein anderes Ziel sei schon erreicht: „Unsere Mitarbeiter, die an der Kontaktnachverfolgung von infizierten Personen arbeiten, stellen fest, dass die Fälle, die jetzt rein kommen, durchschnittlich weniger Kontakte zu anderen Menschen hatten. Das erleichtert uns die Arbeit.“ „Wir können im Normalfall noch am selben Tag alle Kontakte informieren.“ In München zum Beispiel sei das anders. Die Mitarbeiter dort würden einen riesigen Berg vor sich herschieben und mit der Information der Kontaktpersonen zwei bis drei Tage hinterherhinken. Und so manches Gesundheitsamt stehe kurz vor dem Kollaps.

    Seit 14. November wird im Testzentrum in Mühlried samstags nicht mehr getestet, weil es die Nachfrage nicht mehr notwendig macht.
    Seit 14. November wird im Testzentrum in Mühlried samstags nicht mehr getestet, weil es die Nachfrage nicht mehr notwendig macht. Foto: AZ Infografik

    Die Gefahr bestand in Neuburg auch zeitweilig. Es gab Tage, da wurden dem Gesundheitsamt weit über 20, ein mal sogar 42 Neuinfizierte gemeldet. Und die hatten alle dicke Kontaktlisten. Dazu kam, dass das von der Regierung versprochene zusätzliche Personal erst Mitte Oktober richtig starten konnte. Dann nämlich lief die neue Software und die 20 Mitarbeiter von THW, Polizei und anderen Bundesbehörden sowie die zehn Kollegen von bis Ende 2021 befristeten Vollzeitstellen waren eingearbeitet. Doch beim Stammpersonal tut sich wenig. Trotz Einstellung neuer Amtsärzte ist im Neuburger Gesundheitsamt immer noch eine Vollzeitstelle unbesetzt. „Wir finden einfach niemanden“, sagt Donhauser.

    Aber er will nicht jammern, schließlich hat ihm und seinen Kollegen die Staatsregierung in der vergangenen Woche einiges an Arbeit abgenommen – unfreiwilligweise. Ist ein Schüler infiziert, wird sofort die gesamte Klasse in Quarantäne geschickt. Eine Beurteilung der Situation oder ein Abwägen der Einzelfälle durch das Gesundheitsamt ist nicht mehr nötig. „Ganz schlecht“, findet das Johannes Donhauser und hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. In einer Mail hat er sich an die Ministerialdirigentin gewandt und diesen Automatismus beklagt – bisher ohne Reaktion.

    In Neuburg-Schrobenhausen funktioniert die Rückverfolgung der Kontakte

    Dr. Johannes Donhauser
    Dr. Johannes Donhauser

    Das Gesundheitsamt sei seit jeher angehalten, bei seinen Entscheidungen die Verhältnismäßigkeit zu prüfen. Diese Prüfung fällt bei einer pauschalen Quarantäne weg. Und auch die Verhältnismäßigkeit sei nicht gegeben, findet der Amtsarzt. „Wir haben 167 Grundschulklassen im Landkreis. Vereinzelt gab es positiv getestete Schüler, aber wir wissen von keinem einzigen Fall, bei dem die Infektion in der Schule stattgefunden hat.“ In den allermeisten Fällen stecken sich die Menschen im privaten Bereich an, sagt Donhauser. Als Erstes seien die Eltern infiziert oder ältere Geschwister, die dann erst die jüngeren Kinder anstecken.

    Dann liegt Kanzlerin Merkel mit ihrer Forderung, private Kontakte noch mehr einzuschränken also richtig? „Als Mahnung an die Bürger – ja“, sagt der Gesundheitsamtschef, „aber nicht als staatlich verordnete Infektionsschutzmaßnahme.“ Durch den Lockdown habe man die Bürger wieder zur Vernunft rufen müssen, aber inzwischen seien die meisten so sensibilisiert, dass sie ihre Kontakte selbstständig einschränken. „Die Mehrheit der Menschen sieht die Notwendigkeit ein.“

    Werden die Zahlen der Infizierten im Landkreis also in den kommenden Wochen weiter fallen? Dr. Donhauser ist sich dessen relativ sicher: „Ich denke schon, dass wir Mitte Dezember eine deutliche Abflachung der Fallzahlen erkennen können.“

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar "Wissen, wofür wir es tun" von Gloria Geissler. Außerdem:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden