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Neuburg-Schrobenhausen: Mehrere Taten: Wie kommt es zu den brutalen Tierquälereien im Raum Neuburg?

Neuburg-Schrobenhausen

Mehrere Taten: Wie kommt es zu den brutalen Tierquälereien im Raum Neuburg?

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    In Bergheim wurden mehrere Schafe von verschiedenen Weiden gestohlen. Drei davon wurden bisher tot aufgefunden.
    In Bergheim wurden mehrere Schafe von verschiedenen Weiden gestohlen. Drei davon wurden bisher tot aufgefunden. Foto: Peter Roth (Symbolfoto)

    Es war Mitte Januar, als Maja Lehmann zusammen mit einer Freundin die Kadaver gefunden hatte. Drei Tierkörper, kopflos, die auf Bahngleisen in Neuburg lagen, über mehrere Meter verstreut. Die 24-Jährige erkannte ihre Katze sofort. „Sie war völlig unversehrt, nur der Kopf fehlte“, erzählte sie damals. Doch noch immer, selbst Monate danach, gibt es keine Anhaltspunkte, wer dafür verantwortlich ist. Für diese Tat, so grausam, niederträchtig und abstoßend. Und es sollte nicht die einzige im Raum Neuburg bleiben.

    Schafe in Bergheim aufgeschlitzt und ausgeweidet: Hintergründe sind unklar

    Es ist keine zwei Wochen her, dass mehrere Schafe in Bergheim gestohlen wurden. Zwei davon gehörten Thomas Oppenheimer. Wie der 34-jährige Besitzer gegenüber unserer Zeitung geschildert hat, hatten seine beiden trächtigen Tiere an diesem Morgen im März nicht mit dem Rest der kleinen Herde am Zaun gestanden. So wie sonst, um ihn zu begrüßen. Er rief die Polizei, suchte sie, vergebens. Bis zwei junge Frauen passierten, die berichteten, ein totes Schaf gesehen zu haben.

    Als Thomas Oppenheimer am Tatort ankam, 300 Meter vom Grundstück entfernt, wurde das ganze Ausmaß des Tierleids offenbar: Jemand hatte das Schaf ausgeweidet und die Innereien zusammen mit dem Fötus in den hohlen Stamm eines Baums gelegt. Der Kopf fehlte. Den fand Thomas Oppenheimer 50 Meter weiter, zusammen mit dem anderen Schaf. Auch dieses Tier lag ausgeweidet am Boden, halb schwimmend im Wasser.

    Wer das getan haben könnte? Der Besitzer weiß es nicht. Aber er ist sich sicher, diese Menschen – und es müssen mindestens zwei gewesen sein – wollten an das Fleisch der Tiere. Außerdem unklar ist, ob es zwischen diesem Fall und einem anderen im Bergheimer Ortsteil Hennenweidach einen Zusammenhang gibt. Dort kamen ebenfalls vier Tiere von einer Weide abhanden.

    Bertoldsheim bei Rennertshofen: Will hier jemand gezielt Katzen vergiften?

    Eines wurde zwischenzeitlich gefunden, berichtet die örtliche Polizei. Tot. Doch bevor die Beamten verständigt werden konnten, hatte irgendjemand den Tierkadaver entsorgt. Weil die Person, die den leblosen Körper entdeckt hat, Fotos von dieser Szene machte, wollte die Polizei prüfen, ob das Kamerun-Schaf durch einen Tierbiss getötet wurde. Denn tatsächlich wies der Kadaver Bissspuren auf. Man gehe von einem Fuchs aus, teilen die Beamten mit – allerdings könnten diese auch post mortem entstanden sein. Von den anderen drei Schafen fehlt weiter jede Spur.

    Und dann gab es da noch die Fälle in Bertoldsheim. Sieben verendete Katzen, ein beinahe vergifteter Blindenhund und drei Anzeigen gehören zur polizeilichen Bilanz einer vermeintlichen Serie von Tierquälerei, die bereits 2020 in dem Ortsteil von Rennertshofen begonnen haben soll. Die Dunkelziffer scheint wie so oft höher. Betroffene sprechen sogar von vergifteten Katzen im zweistelligen Bereich. „Wir haben die Vermutung, dass hier jemand gezielt Rattengift gegen Katzen auslegt.“

    Drei Orte, unterschiedliche Tierarten, verschiedene Vorgehen, aber eines bleibt gleich: Alle Taten wenden sich auf brutalste Weise gegen Lebewesen. Gerd Schmidt vom Tierschutzverein Neuburg-Schrobenhausen ist sprachlos. „Es richtet sich immer gegen die Schwächsten, die sich nicht wehren können.“ Das sei ungerecht. Und extrem problematisch, auch auf die Gesellschaft bezogen. Nicht zu vergessen sei, dass hinter den Schicksalen auch Familien stehen, die ihre Tiere lieben und Kinder, die sie vermissen.

    In Bertoldsheim sind auffallend viele Katzen verschwunden oder verendet.
    In Bertoldsheim sind auffallend viele Katzen verschwunden oder verendet. Foto: dpa (Symbolfoto)

    Dass Fälle von Tierquälerei innerhalb der Grenzen nur eines Landkreises so gehäuft vorkommen, hat Gerd Schmidt in den ganzen 30 Jahren seiner Tätigkeit nicht erlebt. Wer ist psychisch in der Lage, etwas derartiges zu tun? Unvorstellbar, sagt der Tierschützer. „So ein Mensch ist krank.“ Und habe eindeutig eine Hemmschwelle überschritten. „Wer weiß, wie weit das noch geht?“ Schließlich sind auch spätere Schwerstverbrecher durch ähnliche Handlungen in ihrer Jugend und Kindheit aufgefallen.

    Tierschützer entsetzt: Mehrere brutale Übergriffe auf Tiere im Raum Neuburg

    Den oder die Verantwortlichen zu finden, aber bleibt kompliziert. In keinem der Fälle konnte bislang ein oder mehrere Täter identifiziert werden. Ob es zwischen den einzelnen Vorkommnissen in Neuburg, Bergheim und Bertoldsheim einen Zusammenhang gibt, lasse sich zum jetzigen Stand nicht sagen, erklärt Thomas Reindel von der zuständigen Polizeiinspektion. Alles andere ist Spekulation. Die Ermittlungen also gehen weiter.

    Angewiesen ist die Polizei dabei auch auf Zeugen, die etwas beobachtet oder bemerkt haben. Hinweise zu geben sei dabei oft gar nicht so einfach, äußert Gerd Schmidt. Schließlich könnte es sich bei den Schuldigen auch um einen guten Bekannten oder Nachbarn, um einen Landkreisbürger handeln. Der Tierschutzverein jedenfalls will helfen – und würde sich auch an einer Belohnung beteiligen, die zur Ergreifung eines Täters führt. Im Fall der geköpften Katzen in Neuburg hatten auch der Tierschutzbund sowie die Tierschutzorganisation Peta Belohnungen von 2000 und 1000 Euro ausgesetzt.

    In Bergheim wurden innerhalb kurzer Zeit mehrere Schafe gestohlen.
    In Bergheim wurden innerhalb kurzer Zeit mehrere Schafe gestohlen. Foto: Wolfgang Widemann (Symbolbild)

    Unterdessen machen sich viele Tierbesitzer im Landkreis Sorgen. Sorgen, dass auch ihren Hunden, Katzen, Schafen, Kühen oder Pferden etwas zustoßen könnte. „Es ist schlichtweg schockierend“, sagt Gerd Schmidt. Auch bei ihm melden sich immer wieder Menschen, die nach Rat fragen. Die selbst Tiere auf einer Weide stehen haben, inzwischen sogar dort übernachten. Der Tierschützer glaubt, dass vielleicht eine Flutlichtanlage mit Bewegungsmelder helfen könnte. „Einen hundertprozentigen Schutz gibt aber auch das nicht. Also schwebt sie weiter, die Ungewissheit darüber, ob weitere Schafe gestohlen, weitere Katzen vergiftet und Hunde getötet werden. Und diese Ungewissheit, bekräftigt der Tierschützer, die sei am schlimmsten.

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