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Neuburg-Schrobenhausen: Landwirte zu Klimaschutz im Donaumoos: „Es wird nicht spurlos an uns vorübergehen“

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Landwirte zu Klimaschutz im Donaumoos: „Es wird nicht spurlos an uns vorübergehen“

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    Viele Landwirte waren am vergangenen Dienstag nach Langenmosen gekommen, um auf ihre Positionen aufmerksam zu machen. Roland Weigert und Matthias Enghuber versuchten zu vermitteln.
    Viele Landwirte waren am vergangenen Dienstag nach Langenmosen gekommen, um auf ihre Positionen aufmerksam zu machen. Roland Weigert und Matthias Enghuber versuchten zu vermitteln. Foto: Elena Winterhalter

    Der vergangene Dienstag war ein denkwürdiger Tag für das Donaumoos. Mit Ministerpräsident Markus Söder, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Umweltminister Thorsten Glauber kam hoher Besuch aus München nach Langenmosen. Mit dabei das Versprechen, eine hohe Summe in den Erhalt der Kulturlandschaft zu stecken. 200 Millionen Euro, verteilt auf zehn Jahre, sollen eine Fläche von mindestens 2000 Hektar nachhaltig schützen.

    „Das ist eine riesige Sache für das Donaumoos“, sagte Landtagsabgeordneter Matthias Enghuber. Gemeinsam mit Staatssekretär Roland Weigert hatte er in den vergangenen zwei Jahren in München unermüdlich dafür geworben, das Donaumoos zur Freistaat-Angelegenheit zu machen.

    Umweltschützer fordern Anhebung des Grundwasserspiegels im Donaumoos

    Denn seit der Erstellung des Donaumoos-Entwicklungskonzeptes im Jahr 2000 ist im Moos wenig passiert. Viel zu wenig, fragt man Wissenschaftler und Umweltschützer, denn jährlich entweichen tausende Tonnen Treibhausgas aus den oxidierten Moorböden in die Atmosphäre. Deshalb meldete sich der Bund Naturschutz (BN) wenige Stunden nach dem angekündigten Geldsegen für die Region mit einer Mitteilung an die Presse zu Wort: „Der Bund Naturschutz begrüßt die heute von der Staatsregierung angekündigte Wiedervernässung im Donaumoos als längst überfälligen Schritt zu mehr Klimaschutz. Damit können bayerische Moorlandschaften vom Treibhausgasemittenten durch Kartoffel- und Maisanbau wieder zur Kohlenstoffsenke werden. Für die Landwirte können nun Ertragsverluste bei Änderung der Nutzung ausgeglichen und neue Einkommensmöglichkeiten entwickelt werden.“

    Mit einem Hupkonzert kommentierten die Landwirte aus dem Moos den Einsatz des Freistaats.
    Mit einem Hupkonzert kommentierten die Landwirte aus dem Moos den Einsatz des Freistaats.

    Doch die angekündigten Maßnahmen gehen den Umweltschützern nicht weit genug: Konsequenter Klimaschutz sei allerdings mehr als Moorschutz. Ein besseres Klimaschutzgesetz und ein Stopp von neuen Straßen durch Moorlandschaften in anderen Regionen Bayerns müsse nun zwingend folgen, heißt es deshalb weiter.

    Günter Krell, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Neuburg fordert, das Geld effizient in funktionsfähige Strukturen für die großflächige Anhebung des Grundwasserspiegels zu investieren. „Nur so wird Moorschutz mit allen seinen Ökosystemleistungen – Klimaschutz plus Biodiversität – möglich sein. Der Moorschwund durch die viel beklagte Sackung muss möglichst großflächig gestoppt werden.“

    Markus Söder will Bayern bis 2040 klimaneutral machen. Teil der Strategie ist auch der Klimaschutz m Donaumoos.
    Markus Söder will Bayern bis 2040 klimaneutral machen. Teil der Strategie ist auch der Klimaschutz m Donaumoos.

    Genau diese Forderungen stößt bei vielen der Landwirte, die im Donaumoos Ackerflächen bewirtschaften, auf massiven Widerstand. Der Begriff „Wiedervernässung“ geistert durch die Höfe im Moos und löst Ängste und Ärger aus. „Die Politik braucht sich nicht zu wundern, dass es Unmut hervorruft, wenn alles geheim gehalten wird“, sagt der Kreisobmann des Bauernverbandes, Ludwig Bayer, dazu. Er hatte sich von der Veranstaltung am vergangenen Dienstag deutlich mehr Informationen erhofft. „Was wissen wir denn schon? Gar nichts. Wir wissen nicht, was mit dem Geld passieren soll, welche Maßnahmen getroffen werden, wie das Ganze personell umgesetzt werden soll.“

    Fragen, auf die aktuell wohl niemand Antworten hat. Und das sei laut Bayer das Problem. Genau wie Walter Heidl, Präsident des Bayerischer Bauernverbandes, stand auch Bayer am Dienstag noch lange bei den aufgebrachten Bauern. Was er empfängt, sind Sorgen und Ängste, die sich aus fehlender Information und mangelnder Planbarkeit schüren.

    Enghuber: Wir brauchen ein Entwicklungskonzept 2.0

    „Natürlich dürfen wir uns als Landwirte nicht vor der Realität verschließen. Es wird nicht spurlos an uns vorübergehen“, sagt Bayer und meint den Klimaschutz. Für ihn müssten im nächsten Schritt Arbeitsgruppen gebildet werden, die sich genau überlegen, wo, was und wie es im Donaumoos möglich ist. „Sonst stehen wir in fünf Jahren noch am selben Punkt wie heute.“

    Auch Matthias Enghuber plädiert für einen runden Tisch mit allen Akteuren. „Die einzige Planungsgrundlage ist das Entwicklungskonzept aus dem Jahr 2000 und das ist verbindlich“, sagte der Landtagsabgeordnete einen Tag nach dem Besuch von Söder & Co. im Donaumoos. Damals legte man die Umsetzung auf 30 Jahre aus. Zwei Drittel der Zeit sind vergangen und laut Enghuber zeigen die Ergebnisse, dass es wesentlich mehr Power brauche, um die Ziele in die Realität umzusetzen.

    Matthias Enghuber und Roland Weigert haben in den vergangenen Jahren für mehr bayerische Beteiligung in Sachen Donaumoos gekämpft. Viele Landwirte fühlen sich mit ihren Anliegen im Stich gelassen.
    Matthias Enghuber und Roland Weigert haben in den vergangenen Jahren für mehr bayerische Beteiligung in Sachen Donaumoos gekämpft. Viele Landwirte fühlen sich mit ihren Anliegen im Stich gelassen.

    Seiner Meinung nach wird ein Konzept 2.0 benötigt, denn in 20 Jahren hat sich einiges weiterentwickelt. Als Beispiel nennt er die Photovoltaikanlagen, die das Thema Moorschutz und Landnutzung in Einklang bringen. Solche Modelle finden sich im Entwicklungskonzept noch nicht. Er versteht, dass sich die Landwirte am Dienstag ebenfalls zu Wort gemeldet haben. Die Gespräche, die er mit ihnen geführt hat, bewertet er als positiv und konstruktiv.

    Unter den versammelten Landwirten waren auch viele junge Menschen. „Natürlich stellen die sich die Frage, wie es mit ihrem Hof weitergehen kann. Ob es sich für sie überhaupt rentiert, die Betriebe zu übernehmen“, sagt Enghuber. „Aber wir können mit dem versprochenen Geld jetzt beispielsweise entsprechende Beratungsangebote finanzieren.“ Es sei nun wichtig, ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu bleiben. Die hitzige Diskussion am Rande von Söders Pressetermin war deshalb sicherlich nicht die letzte dieser Art. Vielleicht ja der Beginn eines respektvollen Dialogs.

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Klimaschutz: Versuchslabor Donaumoos

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