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Neuburg-Schrobenhausen: Ist der Landkreis für den Ernstfall gerüstet?

Neuburg-Schrobenhausen

Ist der Landkreis für den Ernstfall gerüstet?

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    Drei Anschläge in kürzester Zeit. Bayern ist paralysiert und die Dimension von Würzburg, München und Ansbach wird erst nach und nach deutlich. Dabei zeigen die Anschläge auf die Zivilbevölkerung vor allem eines: Absoluten Schutz gibt es offensichtlich nirgendwo mehr. Hat man früher noch gescherzt, dass man in ländlichen Regionen relativ sicher ausschließen kann, dass mordlustige Psychopathen mit dem Ziel umherziehen, möglichst viele Menschen zu töten, hat sich seit der Notbremsung des Zuges in Unterfranken einiges verändert. Amokläufe und Anschläge sind auf dem Land angekommen.

    Experten und Polizei sind sich dahingehend einig, dass es schwierig bis unmöglich sei, derartige Verbrechen gegen die Gesellschaft zu verhindern. Dennoch wollen die zuständigen Institutionen gerüstet sein, sollte sich ein derart abartiges

    Wenn in der Region 10 ein Amoklauf der Polizei gemeldet wird, hat erst das Präsidium Oberbayern Nord die Hoheit über den Fall. „Wir haben Konzeptionen“, sagt Pressesprecher Günther Beck. Nur darüber sprechen kann er nicht. Das würde einem potenziellen Täter sonst in die Karten spielen. Auch nach München wurden die Beamten aus dem Norden gerufen. Insgesamt 230 Polizisten habe das Präsidium daraufhin nach München geschickt, erklärt der Pressesprecher. Außerdem habe sich aktuell die Gefahrenlage nicht verschlimmert, sagt Beck. Nach der Polizeistatistik ist die Gegend um Ingolstadt sogar sicherer geworden. Doch im Fall des Übergriffs des „Verrückten in Grafing“ mit einem Toten war seine Behörde zuständig. Das hinterlässt Spuren.

    Erst wenn wie hier der Landrat in enger Absprache mit den Polizisten entscheidet, dass der Fall nicht mehr nur mit den örtlichen Einsatzkräften zu bewältigen ist, wird die „Große Schadenslage“ vom Katastrophenfall abgelöst. Wie in München, als der Täter auf der Flucht gewesen ist. Die finale Option wählt der Kreis immer dann, wenn er einerseits glaubt, den Einsatz von zentaler Stelle steuern zu müssen und, um weitere Einsatzkräfte aus den umliegenden Bundesländern und gegebenenfalls Nachbarstaaten zu ordern. Dann werde einer der sechs Einsatzleiter zum Krisenmanager bestimmt, erklärt Werner Dippong, der das Amt für Sicherheit und Ordnung im Landratsamt leitet. Diese sechs Einsatzleiter sind der Kreisbrandrat Stefan Kreitmeier und seine drei -inspektoren, vom Technischen Hilfswerk (THW) Erwin Dittenhauser und für das Bayerische Rote Kreuz (BRK) Bernhard Pfahler.

    Der Landkreis soll gerüstet sein, sollte wirklich irgendwann eine Katastrophe eintreten, wie zuletzt im Jahr 2013, als die Donau ganze Landstriche flutete. Busunglücke, entgleisende Züge, Flugzeugabstürze, Überschwemmungen: Alle diese Szenarien hat das Landratsamt mit den Helfern geübt. Nur eine Tatsache überrascht: Ein Amoklauf oder Terrorangriff war nie darunter. Auch dieses Jahr wird es diese Übung nicht geben. „Das hat personelle Gründe“, erklärt Dippong. Ein Mitarbeiter, der unter anderem für die Planung zuständig ist, wurde vergangenes Jahr in die Ausländerbehörde umgesiedelt. Dahin, wo’s gerade brennt. Das Ordnungsamt war seitdem unterbesetzt, räumt der Sachgebietsleiter ein.

    Jede Behörde habe eben auch ihr eigenes Sicherheitskonzept für den Fall der Fälle. Schulen üben das richtige Verhalten und grundsätzlich liegt es an der Polizei, erst den Tatort zu sichern und damit den anderen Helfern den Weg frei zu räumen. Das BRK verlässt sich dabei auf die Polizei, erklärt Bernhard Pfahler. Auch die Retter haben keine speziellen Amok- und Terrorübungen absolviert. „Wir gehen eh nur in ein gesichertes Einsatzgebiet“, erklärt der Stadtrat und Einsatzleiter. Es war gar nicht so unwahrscheinlich, dass der BRK-Kreisverband auch hätte in München Leben retten müssen. Die Kollegen aus dem Nachbarlandkreis Aichach-Friedberg hat der Landesverband jedenfalls um Unterstützung gebeten und die Retter sind dem Ruf gefolgt.

    Pfahler weiß, dass er an diesen Schauplätzen mit größeren Wunden rechnen muss. Mit Verletzungen, die dem puren Drang zu töten entspringen und derart vielfältig in ihrer Brutalität sein können, wie die Angriffe in Bayern. Erst die Axt, dann die halbautomatische Glock 17 samt 300 Kugeln in München, schließlich die Nagelbombe in Ansbach. Es ist schwierig, auf alle Eventualitäten gefasst zu sein. Gerade für diejenigen, die schließlich für Menschenleben verantwortlich sind.

    Feuerwehr und Technisches Hilfswerk sind dabei eher im Hintergrund angesiedelt und gehen auch kein Risiko ein, dass das Leben der Helfer bedrohen würde. Auch hier wurden keine Übungen für den Fall eines Amoklaufs absolviert.

    Erwin Dittenhauser erklärt, in München habe das Technische Hilfswerk vor allem aufs Standardrepertoire zurückgegriffen: Licht und sichere Stromversorgung für die Polizei.

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