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Neuburg-Schrobenhausen: Hausarzt-Impfungen im Landkreis starten am 7. April

Neuburg-Schrobenhausen

Hausarzt-Impfungen im Landkreis starten am 7. April

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    Einige Praxen in Nordbayern haben mit ein paar wenigen Impfdosen bereits Abläufe und Infrastruktur erprobt, bevor der bayernweite Regelbetrieb in den Arztpraxen im April startet.
    Einige Praxen in Nordbayern haben mit ein paar wenigen Impfdosen bereits Abläufe und Infrastruktur erprobt, bevor der bayernweite Regelbetrieb in den Arztpraxen im April startet. Foto: dpa

    In den Hausarztpraxen im Landkreis hören die Arzthelferinnen seit geraumer Zeit eine Frage ganz besonders oft: „Wann kann ich mich bei Ihnen impfen lassen?“ Eine verbindliche Antwort darauf können die Ärzte bislang aber nicht geben. Schon am kommenden Mittwoch will Bayern mit dem Impfen gegen das Coronavirus bei Hausärzten beginnen. 1700 ausgewählte Arztpraxen sollen den Anfang machen. 33.600 Impfdosen stehen dafür zur Verfügung, die am 31. März und 1. April verimpft werden sollen. In die Fläche soll es dann eine Woche später gehen. Doch fragt man Dr. Uli Kurutz, den Sprecher der Hausärzte im Landkreis, dann herrscht vor Ort derzeit noch Unklarheit über das genaue Prozedere.

    Nach Informationen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) sollen ab dem 7. April alle impfbereiten Haus- und Fachärzte im Freistaat die Möglichkeit bekommen, ihren Patienten die Corona-Impfung zu verabreichen. Dazu hat die KVB Mitte März eine Umfrage an alle Haus- und Fachärzte sowie ärztlichen Psychotherapeuten verschickt, am Donnerstagnachmittag hat Kurutz eine entsprechende Rückmeldung bekommen. Demnach können die Ärzte am 30. März über die Apotheken Impfstoff bestellen. Maximal 50 Dosen, sagt Kurutz, würde er für eine Woche erhalten. „Voraussichtlich bekommen wir aber nicht mehr als 30.“

    Impfen bei Hausärzten: Maximal 50 Dosen können bestellt werden

    Uli Kurutz ist grundsätzlich bereit, die Corona-Impfungen in seiner Praxis zu verabreichen. Jedoch ist ihm bislang nicht klar, wie er die Priorisierung, nach der er die Spritzen verteilen soll, in seiner Praxis umsetzen soll. „Dazu müsste ich zig Tausend Patientendaten durchgehen und die Patienten informieren.“ Ein Ding der Unmöglichkeit sei das, sagt er. Der bayerische Hausärzte-Verband sieht das anders. In seinem aktuellen Rundschreiben heißt es: „Es ist geradezu absurd, dass uns Hausärztinnen und Hausärzten in den letzten Tagen immer wieder die notwendige Kompetenz und Expertise abgesprochen wurde, die medizinisch indizierte Priorisierung der zu impfenden Personen im Rahmen der Corona-Schutzimpfung in unseren Praxen korrekt vornehmen zu können. Entsprechenden Aussagen – von wem auch immer – erteilen wir an dieser Stelle eine klare Absage!“

    Kurutz dagegen würde es befürworten, wenn die Impfungen bei den Hausärzten pragmatischer vonstatten gehen könnten. Wenn es beispielsweise hieße, dass alle Patienten zwischen 50 und 79 Jahren beim Hausarzt geimpft werden – und zwar nach dem Windhundverfahren: Wer einen Termin hat, bekommt eine Impfung – unabhängig vom Alter oder von den Vorerkrankungen. „Alles andere ist meiner Meinung nach nicht machbar.“

    Kurutz: Patienten ab 70 Jahre werden bevorzugt

    Das sieht die Impfstrategie jedoch (noch) nicht vor. Schon seit Wochen fordern Ärzte eine Lockerung der Impfpriorisierung. Doch momentan seien die Praxen noch angehalten, die vom Bundesgesundheitsministerium festgelegte Rangfolge einzuhalten, schreibt die KVB. Kurutz will deshalb einen Mittelweg gehen. Er möchte sich vorerst auf Patienten ab 70 Jahre und mit schweren Vorerkrankungen fokussieren, die die wenigen Impfungen erhalten sollen.

    Können nun mehr Menschen geimpft werden, wenn die Haus- und Fachärzte in die Kampagne mit einsteigen? Erst einmal nicht, denn schon jetzt könnte in den beiden Impfzentren in Neuburg und Mühlried doppelt so viel geimpft werden wie im Augenblick. „Wir haben kein Kapazitätsproblem, sondern ein Lieferproblem“, betont die Sprecherin des Kreiskrankenhauses, Stefanie Schmid. Durchschnittlich insgesamt 400 Impfungen finden dort derzeit pro Tag statt. Möglich wären bis zu 850. Doch dazu ist es bislang nicht gekommen, denn es fehlte schlichtweg an genügend Impfstoff.

    Impftermin beim Hausarzt: Mit Anruf in der Praxis vorerst warten

    Im April, so war es angekündigt, soll es für Deutschland aber mehr Impfdosen geben. Seit dem Start der Impfungen am 27. Dezember 2020 wurden nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung 19 Millionen Dosen ausgeliefert. In den Monaten April bis Juni plant die Bundesregierung mit 70 Millionen Dosen, also dreieinhalb mal so viel. Ob dem so ist und wie viel davon dann im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ankommt, bleibt derzeit mit einem Fragezeichen versehen.

    Wer darauf setzt, von seinem Hausarzt geimpft zu werden, der sollte im Augenblick am besten folgendes tun: nämlich nichts. „Es ist nicht notwendig, sich bei den Praxen zu melden. Diese werden von sich aus den Kontakt zu den betreffenden Patienten aufnehmen“, appelliert die KVB an die Bürger. Zuletzt seien viele Praxen mit Impfanfragen überflutet worden, die den Ablauf unnötig belastet hätten. Ruhe zu bewahren, sei deshalb das Gebot der Stunde, denn in den ersten Wochen werde es ohnehin nur eine sehr begrenzte Menge an Impfstoff in den Praxen geben. Das sieht Uli Kurutz genauso: „Bitte nicht gleich in der ersten Woche anrufen“, bittet er seine Patienten. Die Impfzentren seien nach wie vor die erste Anlaufstelle. Die Hausärzte bräuchten nun ein bisschen Zeit, sich zu organisieren.

    Registrierung mit Impftermin beim Hausarzt hinfällig

    Als bürokratische Krücke stellt sich in diesem Zusammenhang die Registrierung auf impfzentren.bayern heraus. Wer dort gemeldet ist, wird ausschließlich einen Termin in einem der Impfzentren erhalten, denn die Ärzte haben auf diese Daten keinen Zugriff. Wer also zum Hausarzt geht, muss sich aktiv aus der Liste austragen lassen, weil er sonst weiterhin auf der Warteliste für einen Impftermin steht. Vermutlich werden das nicht alle Menschen tun. Stefanie Schmid vom Kreiskrankenhaus prognostiziert deshalb schon etliche „Datenleichen“ im System.

    In den Hausarztpraxen soll übrigens jeder verfügbare Impfstoff verwendet werden, schreibt die KVB. Also auch Biontech, der eine vergleichsweise aufwendige Logistik und Lagerung mit sich bringt.

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