Die Corona-Pandemie hat nicht nur sein Schlechtes. Es gibt auch durchaus die eine oder andere gute Entwicklung, die mit den Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen einhergeht. Eine davon ist, dass sich mehr Menschen als zuvor Zeit fürs Kochen und Essen nehmen. Frische Zutaten stehen dabei hoch im Kurs – die Zunahme des Biomülls im Landkreis im vergangenen Jahr und die Aussagen der Marktbeschicker in Neuburg bestätigen dieses Phänomen auch in Neuburg-Schrobenhausen.
Wie wäre es jetzt aber, wenn man das Obst und Gemüse nicht mehr einkaufen müsste, sondern es teilweise direkt auf dem eigenen Balkon oder der Terrasse ernten könnte? Für Sabine Baues-Pommer und ihre Kollegin Katrin Pilz wäre das eine kleine Renaissance der Nutzgärten, die es immer seltener gibt. Die beiden Frauen arbeiten bei der Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege im Haus im Moos und sind damit so etwas wie die Obst- und Gemüsebotschafterinnen des Landkreises. „Wir würden uns wünschen, dass sich die Menschen wieder intensiver mit Gartenprodukten auseinandersetzen“, sagt Sabine Baues-Pommer. Vor allem für Kinder sei es lehrreich zu wissen, wie aus einem Samenkorn eine Pflanze wird und wie viel Zeit und Pflege darin steckt.
Für den Balkon gibt es spezielles Obst und Gemüse im Kleinformat
Natürlich wissen die Kreisfachberaterinnen, dass ein klassischer Nutzgarten viel Arbeit macht und Freizeit bindet – ein Umstand, den immer weniger Menschen in Kauf nehmen können oder wollen. Deshalb möchten sie dazu anregen, sich einen Mini-Garten anzulegen, der ertragreich und dekorativ zugleich sein kann. Egal ob auf einem Balkon, einer Terrasse oder in einer kleinen Ecke des Gartens – mit den richtigen Kniffen können überall Tomaten, Pflücksalate, Radieserl oder Beeren wachsen. Jetzt im März beginnt die Saison dafür, und nachdem nächste Woche Gärtnereien, Blumenläden und Baumärkte wieder öffnen, kann auch das notwendige Equipment problemlos vor Ort eingekauft werden. „Legen Sie sich doch mal einen Naschbalkon an“, regt Sabine Baues-Pommer zu einer alternativen Gestaltung an und hat dazu folgende Tipps:
- Tomaten, Auberginen, Paprika & Co.: Wer Gemüse in Kübeln oder Pflanzkästen anbauen möchte, der sollte nach Möglichkeit kleinfruchtige Sorten wählen. Das Naschgemüse hat nicht nur den Vorteil, dass es vor allem Kinder direkt vom Strauch wegschnabulieren können, sondern dass das Minigemüse auch besser ausreift und schneller nachwächst.
Natürlich können für das Balkongemüse Jungpflanzen gekauft und direkt in die Tröge gesetzt werde. Doch um insbesondere Kinder am Entstehungsprozess einer Pflanze teilhaben zu lassen, empfiehlt Sabine Baues-Pommer, einige Gemüsesorten selbst auszusäen – auch weil die Auswahl an Saatgut viel größer ist als die Auswahl an Jungpflanzen. „So kann man auch mal ungewöhnliche Sorten anbauen, wie zum Beispiel gestreifte Tomaten, die man sonst nicht so einfach bekommt“, sagt Katrin Pilz.
Der richtige Zeitpunkt für die Aussaat ist im März. Dafür braucht es eine gute Aussaaterde, flache Schalen, Saatgut – und natürlich Zeit. Die Samenkörner werden locker mit Erde bedeckt und gleichmäßig feucht gehalten. Das geht am besten mit einer Sprühflasche. Hell und nicht zu warm sollte der Standort sein; also am besten aufs Fensterbrett in einem wenig oder gar nicht beheizten Raum stellen.
Tomaten und Paprika wachsen auch auf Terrasse und Balkon im Topf
Wenn die Pflänzchen circa zehn Zentimeter groß sind, werden sie vereinzelt. Pikieren nennt man das in der Gärtnerfachsprache. Vorsichtig werden die zarten Pflänzchen dann herausgezogen und beispielsweise in einen hohen Joghurtbecher umgesetzt, wo ein Stäbchen für den notwendigen Halt sorgt. Dort wachsen sie dann weiter – Gießen nicht vergessen! –, bis sie schließlich Anfang/Mitte Mai ins Freie dürfen. Voraussetzung: Die Temperaturen dürfen nicht mehr unter null Grad sinken.
Jetzt brauchen die Pflanzen Platz zum Gedeihen. Mindestens 20 Liter sollte das hohe Gefäß fassen, damit sich die Wurzeln vergraben können. Jede Pflanze bekommt seinen eigenen Topf und seinen eigenen Spiralstab, in einem Pflanzkasten sollte mindestens 40 Zentimeter Abstand gewahrt werden. Tomaten, Auberginen, Paprika und Chili mögen es sonnig und warm, deshalb ist ein Standort nach Süden oder Südwesten ideal. Noch besser ist es, wenn die Pflanzen an der Hauswand unter einem kleinen Vordach stehen, damit sie bei Regen etwas geschützt sind.
Jetzt gilt es, für genügend Wasser und Dünger zu sorgen. Denn insbesondere Tomaten sind Starkzehrer, die viel Wasser und Nährstoffe brauchen. Wenn man ihnen beides gibt, entlohnen sie aber auch mit reicher Ernte von Juli bis in den Oktober hinein.
- Radieschen, Karotten, Pflücksalat & Co: Während Tomaten, Auberginen und Paprika vergleichsweise viel Erde zum Wachsen brauchen und deshalb in hohen Trögen auf dem Boden stehen müssen, lassen sich Salate, Karotten und Radieschen problemlos in Balkonkästen pflanzen. Pflücksalate haben den Vorteil, dass die Blätter – wie der Name schon sagt – einfach abgepflückt werden können und nachwachsen. Natürlich können auch hier die Setzlinge selbst gezogen werden. Doch wer es sich einfacher machen möchte, kann auf sogenannte Saatbänder zurückgreifen. Das ist ein doppellagiger Papierstreifen, zwischen dem die Saatkörner bereits in dem richtigen Abstand platziert sind und der direkt in das Pflanzgefäß eingelegt werden kann. Die Aussaat und das Pikieren kann man sich damit sparen.
Ab Mitte März werden die Saatbänder eingepflanzt. Sollten die Temperaturen in der Nacht noch mal frostig werden, sollten die Kästen mit einem Vlies abgedeckt werden.
- Kräuter: Kräutertöpfe sind ohnehin schon die Klassiker auf dem Balkon oder der Fensterbank. Rosmarin, Thymian, Schnittlauch, Salbei & Co. gibt es mittlerweile ganzjährig zu kaufen. „Der absolute Hit“ unter den Kräutern ist für Sabine Baues-Pommer aber ein Basilikum namens „African Blue“. Das Basilikum mit den roten Blattadern sei nicht nur optisch ein Highlight, sondern auch bei Bienen heiß begehrt.
Die Kräuter müssen nicht selbst gezogen, sondern können fertig gekauft werden. Für eine längere Lebensdauer sollten sie aber in ein größeres Gefäß umgetopft werden. Vorsicht aber bei Minze: Die breitet sich rasend schnell aus und verdrängt andere Pflanzen. Deshalb Minze stets in einen eigenen Topf setzen, so die Empfehlung der Kreisfachberaterinnen.
- Erdbeeren, Brombeeren, Physalis & Co: Neben Gemüse und Kräutern können auf einem Balkon oder auf der Terrasse auch Beeren gepflanzt werden. Denn auch hier gibt es spezielle Sorten – wie beispielsweise die Monats-Erdbeere –, die sich leicht in Balkonkästen kultivieren lässt. In einer Hängeampel macht sich aber auch etwa eine Brombeerpflanze gut. Und für den Topf am Boden empfehlen die Gartenbau-Expertinnen eine Physalis (etwa die Sorte „Ananaskirsche“), die ähnlich wie eine Tomate zu handhaben ist.
- Essbare Blüten: Wer auf seinem Balkon auf Blumen nicht verzichten möchte, der kann auch essbare Blüten anbauen. Kapuzinerkresse und Ringelblume beispielsweise sehen nicht nur schön aus, sondern ziehen auch Bienen und Schmetterlinge an. Und im Salat oder in der Kräuterbutter machen sie sich überdies gut. Ab Mai können sie direkt in einem Topf ausgesät werden. Der Rest geht beinahe von alleine, denn die Blumen haben keinen besonderen Pflegeanspruch. Einen lila Farbtupfer man man auch mit Schnittlauch setzen – indem man einfach nur einen Teil erntet und den anderen blühen lässt.
Wer Sortenempfehlungen speziell für den Balkon oder die Terrasse braucht, kann sich bei der bayerischen Gartenakademie, bei der Kreisfachberatung im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen oder bei den heimischen Gärtnereien informieren.
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