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Neuburg-Schrobenhausen: Drogen-Straftaten im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen nehmen zu

Neuburg-Schrobenhausen

Drogen-Straftaten im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen nehmen zu

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    Am häufigsten stehen junge Menschen mittlerweile wegen Drogendelikten vor Gericht.
    Am häufigsten stehen junge Menschen mittlerweile wegen Drogendelikten vor Gericht. Foto: Frank Leonhardt, dpa (Symbolbild)

    Es gibt da diese Geschichte dieses jungen Mannes, der sein Leben lang nicht lernte, mit Enttäuschungen und dem daraus resultierenden Zorn umzugehen. Schon im Kindesalter, als Vier- oder Fünfjähriger, packte ihn die Wut und ließ ihn nur schwer los. Er schlug um sich und schrie, bis er rot im Gesicht anlief. Pädagogen nahmen sich seiner an und versuchten, seine Aggressionen zu ergründen. Ohne Erfolg. Der Bub blieb ein Rabauke, ein Fall für Therapeuten und Psychologen – und irgendwann auch für die Justiz. Denn seine Raserei bekamen auch andere zu spüren. Nach Jugendarresten, Bewährungsstrafen und eindringlichen Mahnungen der Richter bekam er mit 19 Jahren nach einer erneuten Körperverletzung die unvermeidliche Quittung für seine Taten: Zweieinhalb Jahre Knast.

    Hans Wörl kann sich an den jungen Mann noch gut erinnern. Mehr als einmal saß er vor ihm – immer dann, wenn er wieder einmal Mist gebaut hatte. Wörl ist Jugendgerichtshelfer am Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen und wird immer dann eingeschaltet, wenn Jugendliche und junge Erwachsene unter 21 Jahren mit dem Gesetz in Konflikt kommen. „Innerhalb von wenigen Sekunden war er von Null auf 150. Der konnte sich dann nicht mehr bremsen und war wie eine Maschine“, erzählt er.

    Drogen-Delikte im Landkreis: Methoden der Drogenprävention überdenken

    Mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich nicht im Griff haben und die Faust schneller als die Vernunft agiert, hatte Wörl in den vergangenen drei Jahrzehnten häufig zu tun. Denn in all den Jahren waren es überwiegend sogenannte Personendelikte, die den jungen Leuten zum Verhängnis wurden. Körperverletzungen, Beleidigungen, Bedrohungen – Straftaten wie diese führten die Statistik der Jugendhilfe an. Dieses Jahr ist das jedoch anders: Erstmals sind es überwiegend Drogenprobleme, die die unter 21-Jährigen vor Gericht und damit zu Hans Wörl in die Jugendhilfe bringen. Warum das so ist, kann sich der 65-Jährige im Augenblick nicht erklären. „Man muss das jetzt beobachten: Handelt es sich nur um einen Ausreißer oder ist das womöglich der Anfang eines Trends?“ In jedem Fall untermauert diese neue Entwicklung auch die Bestrebungen des Landratsamtes, die Suchtmittelberatung und -prävention im Landkreis auf neue Füße zu stellen und zeitgemäß anzupassen.

    Zeitgemäß deshalb, weil sich der Drogenkonsum verändert hat. Damals Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre habe man in Neuburg an jeder Schule zu jeder Zeit was bekommen, erzählt Wörl. Hauptsächlich sei Cannabis geraucht worden, nur „ganz einzelne harte Knochen“ hätten stärkere Suchtmittel wie etwa Heroin konsumiert. Heute stellt er fest, dass es nicht mehr die eine Droge ist, die sich hauptsächlich Männer zwischen 18 und 19 Jahren einwerfen. Joints, Pillen, Pilze, Amphetamine – es ist die „kritiklose Kombination aller möglichen Mittel“, die heutzutage dominiert. „Damals hatten die Leute mehr Schiss vor chemischen Drogen, weil sie nicht wussten, wie sie wirken und wie schnell sie abhängig machen. Heute gehen sie naiver und weniger ängstlich damit um, obwohl die Substanzen problematischer geworden sind“, sagt Wörl. Auch aus diesem Grund sei es an der Zeit, althergebrachte Methoden der

    Jugendhilfe arbeitet mit Suchtberatung zusammen

    Im Augenblick arbeitet die Jugendhilfe eng mit der Suchtberatungsstelle für Kinder und Jugendliche der Caritas zusammen. Aber auch andere Einrichtungen, etwa zum Anti-Gewalt-Training, zieht die Jugendhilfe zurate. Grundvoraussetzung ist jedoch, dass der Klient sein Verhalten ändern will. Und das ist, wie im Falle des eingangs erwähnten jungen Mannes, nicht immer der Fall. Hans Wörl hat in seiner Zeit als Jugendgerichtshelfer festgestellt: Ein Drittel aller Straffälligen unter 21 Jahre rehabilitiert sich von selbst. Sie haben Mist gebaut, bereuen ihr Handeln und werden aller Voraussicht nach nie wieder mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Das zweite Drittel findet mit Unterstützungen von passenden Maßnahmen zurück in ein geregeltes Leben. Und für das letzte Drittel wird es nie eine Lösung geben. Diese jungen Leute werden ihr Leben lang auf Abwegen unterwegs sein.

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