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Neuburg-Schrobenhausen: Die Wohnung wird zum Büro: So erleben Arbeitnehmer im Landkreis Homeoffice

Neuburg-Schrobenhausen

Die Wohnung wird zum Büro: So erleben Arbeitnehmer im Landkreis Homeoffice

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    Für Gymnasiallehrer Christian Eschner fühlt sich der Unterricht aus dem Homeoffice nicht mehr außergewöhnlich an.
    Für Gymnasiallehrer Christian Eschner fühlt sich der Unterricht aus dem Homeoffice nicht mehr außergewöhnlich an. Foto: Christian Eschner

    Ab diesem Mittwoch hat jeder Arbeitgeber die Pflicht, seinen Beschäftigten Homeoffice anzubieten – sofern keine schwerwiegenden betrieblichen Gründe dagegen sprechen. Diese Regelung gilt vorerst bis zum 15. März. Doch schon lange bevor die Bundesregierung diese Pflicht eingeführt hat, arbeiteten im Landkreis viele Menschen von zuhause aus. Dabei sind die Erfahrungen sehr unterschiedlich. Während sich die einen in ihr Büro zurück wünschen, freuen sich die anderen über die Ruhe zuhause.

    Karlshuld: Bürogemeinschaft mit einem Erstklässler

    Anja Eisenhofer arbeitet seit einigen Tagen von Zuhause aus. Da teilt sie sich den Arbeitsplatz mit ihrem Sohn. Sie ist im Bauamt der Gemeinde Karlshuld tätig:

    Ich bin relativ neu im Homeoffice. Den Arbeitsplatz teile ich mir mit meinem sechsjährigen Sohn. Er geht in die erste Klasse und lernt gerade das ABC und Rechnen. Das ist schon eine besondere Herausforderung, weil man beim Lernen nichts voraussetzen kann. Meine Tochter ist zweieinhalb und beschäftigt sich zum Glück auch mal eine Stunde selbst und hört Kinderlieder. Manchmal sitzt sie auch mit uns am Tisch und malt mit einem Zeichenprogramm auf dem Tablet. Morgens schauen wir uns gemeinsam an, was mein Sohn zu tun hat. Neulich war es Musik – das war sehr anstrengend.

    Bürogemeinschaften sind aktuell keine Seltenheit: Der Erstklässler lernt Rechnen, während die Mama für das Bauamt Karlshuld tätig ist.
    Bürogemeinschaften sind aktuell keine Seltenheit: Der Erstklässler lernt Rechnen, während die Mama für das Bauamt Karlshuld tätig ist. Foto: A. Eisenhofer

    Sie haben die Orf-Instrumente durchgenommen und zu jedem gab es ein Video, damit die Kinder auch wissen, wie es klingt. Also wurde ich mit Triangel, Xylophon und Co. beschallt. Nebenher ist Telefonieren undenkbar. Deshalb haben wir die Regel eingeführt, dass Ruhe sein muss, wenn ich telefoniere. Das klappt auch gut. Und wenn mein Sohn Glockenspiel und Triangel zuordnen muss, mache ich mir einen Kaffee. Technisch bin ich ansonsten gut ausgestattet. Auch die Internetverbindung ist kein Problem. Ein, zwei Tage gehe ich ins Büro, da einige Programme wie beispielsweise das Geoinformationssystem zuhause nicht verfügbar sind. Und ich bin ehrlich gesagt auch froh, wenn ich ein paar Tage in meinem stillen Büro sitze.

    Natürlich muss sich am Anfang einiges noch einspielen, aber das klappt schon. Ab und zu fließen auch schon mal Tränen bei meinem Sohn, wenn am Computer mal wieder etwas gar nicht klappt. Ich kann gut verstehen, dass die Kinder zappelig werden, wenn jeder Austausch mit anderen, sei es in der Schule oder im Sportverein, gerade ausfallen muss. Ich bin sehr froh, dass ich meine Arbeitszeiten relativ flexibel gestalten kann. Es wird sich zeigen, wie es sich einpendelt im Homeoffice – aber wir kriegen das hin. Protokoll: Elena Winterhalter

    Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen: Per Videocall zum neuen Job

    Magdalena Meier und Andrea Schinagl sind beide in der Personalabteilung des Landratsamts beschäftigt und arbeiten aktuell immer abwechselnd von zuhause aus:

    Mit dem Homeoffice haben wir bereits im ersten Lockdown angefangen. Das Landratsamt hat sehr schnell reagiert und einige Sachgebiete ins Homeoffice geschickt. Eine Herausforderung ist, dass wir immer wieder Bewerbungsgespräche führen müssen. Als der erste Lockdown kam, waren wir in laufenden Bewerbungsverfahren und mussten uns schnell etwas einfallen lassen. Wir sind dann auf Videokonferenzen umgestiegen und haben damit gute Erfahrungen gemacht.

    Natürlich ist es ungewohnt für uns und auch für die Bewerber. Am Anfang haben wir sogar die Türglocken zuhause abgeschaltet, weil das Gespräch auf keinen Fall gestört werden sollte. Es ist auch eine größere Herausforderung als man denkt, in den eigenen vier Wänden einen neutralen Hintergrund zu finden. Vermutlich sind alle Beteiligten bei dieser Form des Kennenlernens etwas angespannter als sonst.

    Magdalena Meier (links o.) und Andrea Schinagl (oben r.) kommunizieren in Zeiten von Homeoffice mithilfe digitaler Anwendungen.
    Magdalena Meier (links o.) und Andrea Schinagl (oben r.) kommunizieren in Zeiten von Homeoffice mithilfe digitaler Anwendungen. Foto: Winterhalter (Screenshot)

    Technische Probleme gab es kaum. Wenn doch, muss man eben flexibel sein. Einmal war während eines Bewerbungsgesprächs plötzlich die Internetverbindung weg, dann haben wir das Gespräch per Telefonkonferenz fortgesetzt. Aktuell planen wir wegen möglicher technischer Schwierigkeiten mehr Zeit für die Gespräche ein und bieten den Bewerbern auch ein Probeinterview an, um im Vorfeld zu testen, ob die Technik funktioniert.

    Unsere Erfahrung ist, dass der Kontakt per Videokonferenz mehr Vorteile bringt als ein Gespräch mit Maske, wo man kaum die Mimik des Gegenübers erkennen kann. Unsere IT verbessert die Konditionen für unser Homeoffice stetig. Mittlerweile haben wir Headsets und können mit dem Laptop telefonieren und müssen nicht unsere Handys benutzen. Dennoch: Der größte Nachteil im Homeoffice ist die technische Ausstattung. Im Büro kann man bequem an zwei Bildschirmen arbeiten, während man zuhause nur den Laptop zur Verfügung hat. Ein großer Vorteil ist, dass zumindest bei den Bewerbungsverfahren mittlerweile fast alles digital läuft und wir so nicht mit vielen Akten hantieren müssen. Außerdem ist beim Arbeiten zuhause die Ruhe vorteilhaft. Man kann effektiver an einer Sache dran bleiben. Im Büro ist die Ablenkung deutlich größer. Protokoll: Elena Winterhalter

    Sonax in Neuburg: Teamarbeit von zuhause aus

    Franziska Grosse arbeitet bei der Neuburger Firma Sonax im Bereich digitales Marketing:

    Als Corona Homeoffice im März 2020 schlagartig im größeren Stil salonfähig und notwendig machte, war unser Team glücklicherweise schon fast drei Jahre geübt im Arbeiten auf Distanz und mit Videokonferenzen. Sonax hatte sich 2017 auf den Weg hin zu einer digitalen Transformation von Vertrieb und Marketing begeben. Unser Team ist seither mit dem Relaunch und der Weiterentwicklung der Sonax-Homepage und des Digitalmarketings betraut.

    Das Design der Seite übernahm eine Agentur aus Hamburg, die technische Umsetzung ein Partner in Mittelhessen, die Steuerung blieb beim Neuburger Digital-Team. Die enge Zusammenarbeit, die für so ein Projekt notwendig ist, konnte nicht immer in gemeinsamen Terminen vor Ort stattfinden. Schnell richtete die IT ein Videokonferenz-System ein und stattete uns mit den technischen Hilfsmitteln aus. Die Unternehmensleitung unterstützte mit Beratern, die den Prozess der virtuellen Zusammenarbeit mit uns auf den Weg brachten und immer wieder optimierten.

    Franziska Grosse arbeitet bei Sonax im Marketing.
    Franziska Grosse arbeitet bei Sonax im Marketing. Foto: Sonax

    Wir lernten schnell und viel. Geholfen hat dabei, dass jeder im Team eine feste Rolle innehat und anstehende Aufgaben mit allen besprochen werden, um ein gemeinsames Verständnis von dem zu bekommen, was zu tun ist. Außerdem nutzen wir Online-Werkzeuge, die transparent machen, welche Aufgaben anstehen und wer was wann bearbeitet. So ist auch die tägliche 15-minütige Abstimmung der Teammitglieder über „Ort und Zeit“ hinweg möglich.

    Teil unserer Zusammenarbeit ist von Anfang an auch die regelmäßige Rückschau: Was lief gut, was wollen wir zukünftig anders machen? So sind wir als Team stark zusammengewachsen und schaffen es, Konflikte und Probleme gemeinsam zu lösen.

    Natürlich war es schöner und für kleine Abstimmungen einfacher, sich in der Neuburger Unternehmenszentrale persönlich gegenüber zu sitzen. Aber unter den neuen Umständen der Corona-Pandemie konnten wir durch unsere Vorerfahrung und die gute technische Ausstattung reibungslos auf die komplett virtuelle Teamarbeit umstellen. Protokoll: Franziska Grosse

    Lehrer aus Neuburg: "Es braucht viel Geduld"

    Christian Eschner ist Lehrer am Descartes-Gymnasium in Neuburg und unterrichtet dort – aktuell von zuhause aus – Englisch und Geschichte.

    Den jetzigen Zustand empfinde ich gar nicht als so ungewöhnlich. Insgesamt braucht es einfach viel Geduld und Verständnis für Dinge, die vielleicht nicht ganz rund laufen. Es hat sich seit dem ersten Lockdown schon vieles eingespielt und verbessert. Aktuell ziehen wir den Unterricht nach Stundenplan relativ normal durch. Das heißt, die Tage sind gut strukturiert. Im März vergangenen Jahres sind wir im Gegensatz dazu alle noch etwas geschwommen. Mein Tag startet also relativ normal mit Unterricht. Unnormal eben nur, weil ich in meinen vier Wänden sitze.

    Christian Eschner ist einer von vielen Lehrern, die gerade aus dem Homeoffice arbeiten.
    Christian Eschner ist einer von vielen Lehrern, die gerade aus dem Homeoffice arbeiten. Foto: Fabian Strauch (Symbolfoto)

    Dadurch, dass ich aber schon in Zeiten vor Corona nach der Schule viel zuhause in meinem Arbeitszimmer gearbeitet habe, hat sich nicht viel geändert. Wir treffen uns im virtuellen Raum – natürlich bin ich viel weiter weg. Ich kann nicht mehr durch die Reihen laufen und merke nicht sofort, wenn irgendwo der Schuh drückt. Gleichzeitig stelle ich fest, dass die Distanz zu den Eltern deutlich geringer wird. Gerade in der Unterstufe sitzt ein Elternteil oft mit im Raum und ich bekomme mehr Rückmeldung.

    Türe zu und Feierabend kann ich als Lehrer eh nicht. Einen großen Teil meiner Arbeit erledige ich nachmittags. Unter anderem beim Spazieren gehen mit dem Hund bereite ich die nächste Stunde vor und im Wohnzimmer mache ich mir Notizen. Das war auch vor Corona so. Eine Veränderung freut mich besonders. Die Schüler haben Hemmungen verloren, mir Aufsätze und Übungen zu schicken, die ich dann korrigiere. Das kann auch um zehn Uhr abends sein. Die Schüler können so selbstbestimmter ihre Zeit einteilen. Und da ich ein Typ bin, der die Sachen gerne schnell erledigt, korrigiere ich dann auch noch um zehn Uhr abends einen Aufsatz, wenn es sein muss. Protokoll: Elena Winterhalter

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