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Neuburg: Protest gegen Lockdown: Neuburger Händler öffnen Teil ihres Ladens

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Protest gegen Lockdown: Neuburger Händler öffnen Teil ihres Ladens

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    Viele Einzelhändler müssen derzeit die Türen ihres Geschäftes geschlossen halten. Supermärkte und Drogerien freuen sich dagegen über gute Umsätze.
    Viele Einzelhändler müssen derzeit die Türen ihres Geschäftes geschlossen halten. Supermärkte und Drogerien freuen sich dagegen über gute Umsätze. Foto: dpa (Symbol)

    Wer sich derzeit mit Händlern in der Region unterhält, spürt Verunsicherung. Da geht es zum einen um die ungewisse Zukunft, zum anderen um konkrete Entscheidungen in der Gegenwart. Optiker-Geschäfte beispielsweise, die unter normalen Umständen auch Schmuck anbieten, müssen sich die Frage stellen, ob sie letzteres derzeit vor Ort verkaufen dürfen. Brillen oder Ähnliches sind als Dinge des täglichen Bedarfs unstrittig. Doch was ist mit Ringen oder Ketten? Fragt man hierzu in betroffenen Geschäften nach, bekommt man keine konkreten, zitierfähigen Aussagen. Man wolle nichts falsch machen, heißt es. Doch ein Optiker in der Neuburger Innenstadt schafft nun Tatsachen und öffnet seine Schmuckabteilung, die zuletzt geschlossen war, wieder. Damit will er gegen Ungerechtigkeiten im Lockdown protestieren.

    Neuburg: Optiker öffnet seine Schmuckabteilung wieder

    Stefan Lahme und seine Tochter Katrin, die Inhaber von Burg Juwelier in Neuburg, öffnen bewusst und öffentlichkeitswirksam wieder ihre Schmuckabteilung. Diese war bis vergangene Woche noch abgesperrt und für Kunden nicht zugänglich. Man habe eine Kanzlei die Angelegenheit genau prüfen lassen. Lahme sieht sich mit der Öffnung völlig im Einklang mit der bayerischen Corona-Schutzverordnung, da nach seiner Aussage für sein Unternehmen der Schwerpunkt der Tätigkeit, also mehr als 50 Prozent, im erlaubten Bereich Optik und Akustik liege, und es so erlaubt sei, auch die übrigen Sortimente zu verkaufen, um die betrieblichen Abläufe nicht zu belasten.

    Ein Vorgehen, mit dem auch das Landratsamt einverstanden ist. Auf Nachfrage unserer Redaktion verweist ein Sprecher auf die aktuelle Regelung des Bayerischen Gesundheitsministeriums. Dort hatte man auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts Augsburg reagiert, das vor Kurzem ein Verkaufsverbot von Teilsortimenten eines Supermarktes gekippt hat (lesen Sie hier mehr dazu).

    Protest gegen Lockdown: Neuburger Händler sieht symbolische Bedeutung

    Sie öffnen wieder einen Teilbereich ihres Ladens in Neuburg und kritisieren die Lockdown-Regeln: Katrin und Stefan Lahme.
    Sie öffnen wieder einen Teilbereich ihres Ladens in Neuburg und kritisieren die Lockdown-Regeln: Katrin und Stefan Lahme. Foto: Manfred Rinke

    Ihr persönlicher Schritt habe weniger wirtschaftliche, sondern vielmehr symbolische Bedeutung, macht Katrin Lahme deutlich. „Wir gehen angesichts der gähnenden Leere in der Neuburger Innenstadt nicht davon aus, mit dieser Öffnung Gewinn zu erzielen, eher im Gegenteil.“ Vielmehr wolle man die Öffnung als Protest gegen Ungleichbehandlung im Rahmen der Corona-Schutzverordnung verstanden wissen. „Wir öffnen jetzt aus Solidarität mit all den Kollegen, denen dies nicht möglich ist“, erklärt Stefan Lahme. „Wir wollen mit dieser Maßnahme auf die absurde Situation hinweisen, dass aktuell Drogeriemärkte Spielzeug, Haushaltswaren, Kosmetik und Bücher verkaufen dürfen, Lebensmittelhändler Kleidung und vieles mehr, während die meist inhabergeführten Fachgeschäfte dem bunten Treiben machtlos zuschauen müssen.“ Lahme kritisiert einen „absolut untragbaren Missstand“. Er spricht von „ungerechten“ und „absurden“ Regelungen, zum Schaden der kleinen Betriebe.

    Darauf angesprochen, ob er mit seiner kompletten Öffnung dieses Ungleichgewicht nicht verstärkt, sagt Lahme: „So lange der Großteil der Geschäfte geschlossen hat, ist der geschäftliche Erfolg ohnehin überschaubar.“ Es sei kaum jemand in der Stadt unterwegs, deswegen handele es sich vor allem um einen symbolischen Akt, betont er.

    Neuburger Schmuckhändlerin: "Natürlich läuft es unfair"

    Läden, die ausschließlich Schmuck verkaufen, müssen dagegen komplett geschlossen bleiben. So wie beispielsweise das Neuburger Schmuckgeschäft „Colibri“. „Natürlich läuft es unfair“, sagt Inhaberin Angelika Koller. Sie verweist darauf, wie viele Menschen sich in großen Supermärkten und Drogerien begegnen, wohingegen es in kleinen, inhabergeführten Geschäften alleine wegen der weitaus geringeren Anzahl an Kunden zu deutlich weniger Kontakten komme.

    Trotzdem haben die großen Märkte offen, die kleinen Einzelhändler nicht. Auch die Tatsache, dass große Anbieter nicht nur überlebenswichtige Dinge, sondern etwa auch Kleidung, Spielzeug oder Blumen anbieten, während die Fachhändler ihre Türen geschlossen halten müssen, stört Koller gewaltig. „Das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.“ Die Möglichkeit des Mitnahme- und Liefergeschäftes wird bislang nur wenig genutzt. „Das deckt kaum die Stromkosten.“ Zumal die Monate Januar und Februar in der Schmuckbranche auch ohne Corona mau seien. Die wichtigste Zeit sei vor Weihnachten gewesen – der Lockdown ab Mitte Dezember habe deshalb besonders wehgetan.

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