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Neuburg: PFC: Wo es lauert und wie gefährlich es ist

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PFC: Wo es lauert und wie gefährlich es ist

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    Das Interesse an der Informationsveranstaltung des Landratsamts zur PFC-Problematik war groß, der Saal im Sporthotel Rödenhof rappelvoll.
    Das Interesse an der Informationsveranstaltung des Landratsamts zur PFC-Problematik war groß, der Saal im Sporthotel Rödenhof rappelvoll. Foto: Claudia Stegmann

    Woher kommt das PFC, das seit Jahren scheibchenweise in und um Neuburg und unlängst auch in Weichering aufgetaucht ist? Wie wurde es entdeckt? Und vor allem: Was will die Bundeswehr unternehmen, dass es sich weiter ausbreitet? All diese Fragen und viele weitere darüber hinaus hätten Landrat Peter von der Grün und die zahlreichen Besucher, die am Freitagabend zur Informationsveranstaltung über die PFC-Verschmutzung in das Sporthotel Rödenhof gekommen waren, gerne von einem Vertreter der

    PFC: Diese Untersuchungen wurden in Neuburg und Weichering bislang gemacht

    Und so versuchte das Landratsamt ohne die Bundeswehr, die PFC-Problematik aufzurollen, die durch den Einsatz von PFC-haltigem Feuerwehrlöschschaum auf dem Nato-Flugplatz in Zell entstanden war und erstmals beim Bau des Towers im Jahr 2013 ans Tageslicht trat. Zahlreiche Untersuchungen haben seitdem stattgefunden, die nach jetzigen Stand der Dinge folgende Informationen liefern, wie Konrad Schneider vom Sachgebiet Umweltschutz erläuterte:

    Auf dem Flugplatz in Zell bei Neuburg wurde - wie auf allen anderen Bundeswehrstandorten auch -  jahrelang mit PFC versetzter Löschschaum verwendet. Die Folgen sollen nun aufgearbeitet werden, was dauert. 
    Auf dem Flugplatz in Zell bei Neuburg wurde - wie auf allen anderen Bundeswehrstandorten auch -  jahrelang mit PFC versetzter Löschschaum verwendet. Die Folgen sollen nun aufgearbeitet werden, was dauert.  Foto: Xaver Habermeier
    • Badeseen: Vier Badeseen wurden im Juli 2018 auf PFC untersucht. Der Zauner- und Schimmerweiher sind frei von Verunreinigungen, der Zeller See zeigt geringe Konzentrationen und der Rosinger Weiher bleibt unterhalb der analytischen Bestimmungsgrenze. Am Freitag wurden nochmals Proben des Leitner- und Sportplatzweihers in Weichering gezogen. Mit einem Ergebnis ist in circa vier Wochen zu rechnen.
    • Bewässerungsbrunnen: Im August 2018 werden acht landwirtschaftliche Bewässerungsbrunnen im Umfeld des Zeller Flugplatzes untersucht. In zwei Brunnen wurde PFC über dem Schwellenwert nachgewiesen.
    • Munitionsdepot Weichering: Ebenfalls im August 2018 wird ein Löschbrunnen und -weiher auf dem Munagelände untersucht. Dort wird PFOS, eine dem PFC verwandte Säure, nachgewiesen, die Konzentration liegt aber unterhalb des Schwellenwerts für Grundwasser. Am Freitag wurden erneut Proben genommen.
    • Trinkwasserbrunnen: In den Brunnen der Stadt Neuburg, der Arnbach- und der Heimbergruppe werden im Herbst 2018 keine PFC-Rückstände gefunden.
    • Grundwasser: Im März 2019 werden zehn Bewässerungsbrunnen, sechs Grundwassermessstellen und zwölf Hausbrunnen beprobt. Ein Hausbrunnen und ein Bewässerungsbrunnen (der bereits im August 2018 untersucht worden war) haben erhöhte PFC-Werte.

    Die alles entscheidende Frage im Zusammenhang mit PFC ist aber: Wie gefährlich ist der Stoff? Darüber gab Dr. Henning Hintzsche vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Auskunft. Nach dem Leitsatz „Die Dosis macht das Gift“ könne PFC unter anderem die Leber schädigen, Entwicklungsstörungen hervorrufen und das Immunsystem beeinträchtigen. Doch die Frage, wie hoch die Dosis dafür sein muss, ist wissenschaftlich nicht geklärt. Hintzsche konnte basierend auf der Situation in Neuburg aber dahingehend beruhigen, dass sowohl das Gießen mit PFC-haltigem Brunnenwasser als auch das Baden in einem mit PFC belasteten See keine Auswirkungen auf den Körper habe. „Der PFC-Gehalt in den Gartenbrunnen ist so gering, dass ein Übergang auf das Obst und Gemüse nicht zu erwarten ist“, sagte er. Und auch im Zeller See sei die PFC-Konzentration so niedrig, dass diese „keine relevante toxische Wirkung“ auf den Körper habe. Dagegen müssten die Fische in PFC-belasteten Gewässern untersucht werden, ebenso wie das Fleisch von Wildschweinen. Und das Trinkwasser, das unbelastet ist, sollte weiterhin beobachtet werden, empfahl der Toxikologe.

    Die Zuhörer können das langwierige Verfahren bei PFC-Belastungen nicht verstehen

    Nach gut einer Stunde hieß es dann „Feuer frei“ für die Fragen der Bürger. Und da gab es vor allem eine Frage, die den Zuhörern auf der Seele brannte: Warum dauert es so lange, bis gegen die PFC-Verunreinigungen etwas unternommen werden kann? Das liegt am Bodenschutzgesetz, erklärte Peter von der Grün, in dem das Verfahren bei derartigen Belastungen festgelegt ist. Und dieses sieht vor, dass verdächtige Flächen in immer detaillierteren Stufen untersucht werden, um schließlich Maßnahmen erarbeiten zu können, die zu einer Beseitigung des Problems führen. Verantwortlich für dieses Verfahren ist derjenige, der die Belastung verursacht hat, also die Bundeswehr. Das Landratsamt hat keine Möglichkeiten, in diesen Prozess einzugreifen. Sie kann jeglich das Verfahren überwachen und sicherstellen, dass alle Schritten durchgeführt werden.

    So mancher Gast, der das langwierige Hin und Her nicht verstehen konnte und ein sofortiges Handeln forderte, musste immer wieder auf die Gesetzgebung verwiesen werden – und auf den Hinweis, dass ein blinder Aktionismus, wie etwa ein unüberlegter Bodenaushub, die Sache mitunter auch verschlechtern könnte. Geduld ist gefragt bei dieser Problematik. Denn wie Martin Mayer vom Wasserwirtschaftsamt sagte, dauere es „Jahre“, bis mit einer Sanierung begonnen werden könne – und wiederum „Jahrzehnte“, bis diese abgeschlossen sei.

    Kontakt: Fragen rund um das Thema PFC können an das Landratsamt unter der Mailadresse pfc@lra-nd-sob.de gestellt werden. Darüber hinaus stehen Informationen auf der Seite des Landratsamts zur Verfügung.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Claudia Stegmann: PFC: Bundeswehr, sprich mit uns!

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