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Neuburg: Ostern daheim: Traditionen, Glaube und die Natur

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Ostern daheim: Traditionen, Glaube und die Natur

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    Elke und Tobias Böcker in trauter Zweisamkeit in ihrem Garten in Bittenbrunn.
    Elke und Tobias Böcker in trauter Zweisamkeit in ihrem Garten in Bittenbrunn. Foto: Böcker

    Ostern wird diesmal ganz anders. Mein Mann und ich haben noch nicht alle Details besprochen, aber schon jetzt steht fest, dass nichts so sein kann wie gewöhnlich. Überlegungen haben wir schon, aber was dann geschieht, möchte ich eigentlich noch offen lassen – die Situation ist ja allzu befremdlich.

    Am Karfreitag war heuer erstmals niemand in der Liturgie, die ist nämlich in Bittenbrunn und überall in der Republik wegen der Corona-Pandemie entfallen. Vielleicht gehen wir zu zweit in die Kirche, als Alternative bietet sich ein Bildschirm-Gottesdienst im Fernsehen oder im Internet an – vielleicht auch stille Besinnung oder ein Hausgottesdienst. Da hält die Website des Bistums Augsburg gute Anregungen bereit. In die Osternacht können wir diesmal auch nicht, treffen dort auch nicht unsere erwachsenen Töchter. Vielleicht ein Hausgottesdienst im Videochat und ein Osterfeuer zu zweit auf der Terrasse? Aber wie fühlt sich das an ohne Gemeinde und ohne den gemeinsamen Gesang in der Kirche? Und am Ostersonntag? Kein gemeinsamer Osterbrunch wie all die Jahre zuvor! Bunte Ostereier habe ich aber trotzdem bestellt, wie immer auf dem Wochenmarkt, wo ich regelmäßig einkaufe. Ich färbe die Eier schon ein paar Jahre nicht mehr selbst, weil mir der Aufwand und die Sauerei zu groß sind. Lieber backe ich Osterlämmer und -brote. Aber braucht’s das dieses Jahr, wenn wir nur zu zweit sind? Welche Traditionen muss man retten?

    Elke Böcker

    Und es geht ja nicht nur um Traditionen! Der Glaube ist für mich das, was Ostern zum Fest macht, was den Bogen vom letzten Abendmahl über das Leiden und Sterben Jesu bis zur Auferstehung spannt. Kann dieser Glaube Kraft geben angesichts der drohenden weltweiten Katastrophe? Gibt es Auferstehung im Massensterben, wenn tausende Menschenleben zu beklagen sind? Hat Gott sich um unseretwillen tatsächlich so klein gemacht, dass er nicht eingreift in seiner Allmacht? „Gott hat uns losgelassen, so fallen wir denn auf ihn zu“, hat der Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt einmal formuliert. Seit dem sinnlos frühen Tod meines Bruders vor über 40 Jahren hält mich dieser Gedanke aufrecht. Wir sind wohl doch nicht verloren in einem All kalter Gleichgültigkeit, sondern letztlich aufgehoben in einer Zuneigung und – viel zu oft missbraucht, dieses Wort – in Liebe, die unser Leben nicht ins Leere laufen lässt. „Von guten Mächten wunderbar geborgen...“ hat Dietrich Bonhoeffer gedichtet in denkbar auswegloser Situation.

    Die Botschaft des Osterfestes

    Ein schwacher Trost? Opium des Volkes? Projektion der menschlichen Ohnmacht auf die Illusion einer helfenden Hand? Der heilige Paulus blickt auf die Welt, ihr Leid und ihr Ungemach, auch auf den Tod, aus der Perspektive des Kreuzes: „Wir verkünden Christus als den Gekreuzigten, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen.“ Und so können wir das Fest der Auferstehung auch dann feiern, wenn es zeitweise ein bisschen einsamer wird um uns herum.

    Und auch wer sich nicht glaubend in der jüdisch-christlichen Tradition verorten kann oder möchte, vermag vielleicht im heuer ganz besonders sonnigen Frühlingserwachen der Natur ein Zeichen der Hoffnung erkennen, ein Aufleben verspüren, eine kleine innere Auferstehung erfahren und seine Seele dem Lichtstrahl der Zuversicht zuwenden. Zumindest der Osterspaziergang muss ja an diesem verlängerten Wochenende nicht ausfallen. Tobias Böcker

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