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Neuburg: Neuburgs OB: Neue Kontaktvorgabe ist „eine stille Bombe“

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Neuburgs OB: Neue Kontaktvorgabe ist „eine stille Bombe“

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    Zuletzt konnte man die Stadtratssitzungen in Neuburg auch per Livestream verfolgen.  In nächster Zeit soll nun nur noch der Ferienausschuss tagen.
    Zuletzt konnte man die Stadtratssitzungen in Neuburg auch per Livestream verfolgen. In nächster Zeit soll nun nur noch der Ferienausschuss tagen. Foto: Andreas Schopf

    Was das Robert-Koch-Institut am 9. April als bislang neueste – es war die dritte innerhalb von neun Tagen – Vorgabe in Bezug auf die Nachverfolgung von Kontaktpersonen bei Infektionen herausgab, wird vielen erst so nach und nach bewusst. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling sprach das Problem im Finanzausschuss an. Wäre einer der Anwesenden infiziert gewesen, wären alle, die bei der Sitzung im Kolpinghaus waren, in Quarantäne gegangen. Egal ob sie FFP2-Masken getragen, den Abstand eingehalten und den Raum regelmäßig gelüftet hätten.

    Genau sagt die neueste Definition enger Kontaktpersonen laut RKI Folgendes: Bei gleichzeitigem Aufenthalt von Personen mit einem Covid-19-Infizierten für länger als zehn Minuten im selben Raum mit wahrscheinlich hoher Konzentration infektiöser Aerosole müssen unabhängig vom eingehaltenen Abstand und auch wenn durchgängig und korrekt FFP2-Masken getragen wurden, alle Kontaktpersonen in Quarantäne.

    Erste Stadträte in Neuburg haben sich für die nächsten Sitzungen bereits abgemeldet

    Diese Maßnahme betrifft im Grunde jedes Geschäft, jeden Betrieb, jede Arztpraxis und nicht zuletzt alle politischen Gremien im Landkreis. Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling spricht von einer „stillen Bombe“, deren Auswirkungen bisher noch keiner mitbekommen habe. Erste Stadträte hätten sich bereits bei ihm gemeldet und klargemacht, dass sie keine Sitzung mehr besuchen werden, so lange diese Vorgabe gilt. „Das schlägt mittlerweile hohe Wellen“, sagt Gmehling. Für die Bauausschusssitzung am Mittwoch habe er kurzfristig Schnell-Spuck-Tests geordert, damit sich alle Teilnehmer vor der Sitzung noch testen konnten. „Allmählich wird alles ziemlich schwierig und ich verstehe alle, die momentan Angst haben.“

    Auf Vorschlag von Frank Thonig (WIND) im Finanzausschuss soll der Stadtrat in seiner Sitzung am 27. April beschließen, dass für die nächste Zeit nur noch der Ferienausschuss (12 statt 30 Stadträte) tagen sollte, was OB Gmehlings Auffassung unterstützt. Im Januar war so ein Antrag bei damals hoher Inzidenz unverständlicherweise gegen die Stimmen der CSU noch knapp abgelehnt worden. Hybridveranstaltungen, wie sie Grünen-Stadtrat Gerhard Schoder ins Spiel brachte, seien für Gmehling dagegen keine Option. Er bezeichnete dieses Angebot als „Missgeburt durch den Gesetzgeber“. Diese „Krücke“, deren Frist am Jahresende ablaufen würde, wäre mit viel zu viel Aufwand verbunden. Ein Teil der Stadträte wäre vor Ort und damit weiter einer Gefahr ausgesetzt, die anderen zu Hause. Es bräuchte verschiedene Systeme für eine Übertragung, weil nicht jeder sicht- und hörbar sein möchte. Das mache keinen Sinn.

    In Rennertshofen wurde die jüngste Gemeinderatssitzung abgebrochen und verschoben

    Wie Neuburg sind auch alle Gremien in den Gemeinden von der neuen Vorgabe betroffen. Während zum Beispiel die Verbandsversammlung der Heimberggruppe am Mittwochabend in Rennertshofen im Freien stattfand, wurde tags zuvor die Sitzung des Marktgemeinderats im Rennertshofener Pfarrheim abgebrochen und verschoben. Bürgermeister Georg Hirschbeck und die Räte waren sich einig: Das Risiko ist zu groß. Der gesamte Gemeinderat und die halbe Verwaltung der Marktgemeinde zwei Wochen lang in Quarantäne? Undenkbar! Und wie würden die Arbeitgeber der Räte reagieren? Kämen Ausfallforderungen auf die Gemeinde zu? Eindeutig zu viele offene Fragen.

    Die Telefonleitungen zwischen Bürgermeistern und Landrat in Neuburg laufen heiß

    Derweil laufen die Telefonleitungen zwischen Bürgermeistern und Landratsamt heiß. Doch Landrat Peter von der Grün steht vor dem gleichen Dilemma. „Ich kann den Unmut aller anderen verstehen, denn auch uns geht es nicht anders.“ Wie und wo Sitzungen des 60-köpfigen Kreistagsgremiums stattfinden sollen, weiß er zum Beispiel aktuell noch nicht. Ob es Treffen in Präsenz geben darf, ohne dass bei einem nachgewiesenen Infektionsfall alle anderen Kontaktpersonen in Quarantäne müssen, hängt auch davon ab, wie groß ein Raum ist, wie viel Luftinhalt er hat und wie viele Menschen sich dort treffen. „Das Gesundheitsamt muss also immer eine Einzelfallprüfung machen und dann eine Entscheidung treffen“, erklärt der Landrat. Gerade auch Amtsleiter Dr. Johann Donhauser und seine Kollegen kämen angesichts der sich häufenden, kurzfristigen Änderungen kaum noch nach, diese immer wieder umzusetzen. Auf eine Änderung würde Peter von der Grün jetzt dennoch warten. Nämlich die zurück zum alten Stand.

    „Denn zehn Minuten in einem Raum, da kann keine Sitzung abgehalten werden, spitzt Rennertshofens Bürgermeister Georg Hirschbeck die aktuelle Situation zu. Und für Freilichtveranstaltungen sei es – zumindest den Gemeinderäten – abends noch zu kalt.

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