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Neuburg: „Mondpreise“: Kann man sich das Bauen in und um Neuburg noch leisten?

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„Mondpreise“: Kann man sich das Bauen in und um Neuburg noch leisten?

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    In die Landgemeinden ist längst der Geschoßwohnungsbau eingezogen, hier in Unterhausen.
    In die Landgemeinden ist längst der Geschoßwohnungsbau eingezogen, hier in Unterhausen. Foto: Winfried Rein

    Die Häuslebauer im Landkreis sind fleißiger denn je. 900 Bauanträge haben sie im Jahr 2020 eingereicht, soviel wie noch nie. Das Volumen der gewünschten Projekte summiert sich auf über 350 Millionen Euro.

    Ein Ende des Baubooms ist nicht zu sehen. „Ich habe noch keinen Knick bemerkt“, sagt Andreas Eberl, Chef der Kreisbauverwaltung am Landratsamt. Die Restriktionen der Corona-Pandemie haben der Baubranche kaum etwas anhaben können. Die meisten Handwerksbetriebe sind ausgelastet und voll im Geschäft. Auch im ersten Quartal dieses Jahres sind dem Kreisbauamt und dem Neuburger Stadtbauamt jede Menge Anträge und Anfragen ins Haus geflattert. Junge Familien wollen bauen und Kapitalanleger suchen Immobilien. Auch in Landgemeinden wie Aresing oder Oberhausen wird mittlerweile zwei- und dreigeschossig gebaut. „Diese Entwicklung zeigt den starken Bedarf nach Wohnraum“, so Eberl.

    Baulandpreise in und um Neuburg sind seit 2016 um 50 Prozent gestiegen

    In der Stadt Neuburg wachsen Mehrparteienhäuser nach oben. Hier arbeiten Spenglermeister Theo Rehm (Mitte) und Zimmerermeister Armin Kerner (links) auf dem Dach des neuen „Augsburger Hofs“. Das Nachbarhaus, ehemals Friseur Untersehr, weicht ebenfalls bald einem Neubau. 
    In der Stadt Neuburg wachsen Mehrparteienhäuser nach oben. Hier arbeiten Spenglermeister Theo Rehm (Mitte) und Zimmerermeister Armin Kerner (links) auf dem Dach des neuen „Augsburger Hofs“. Das Nachbarhaus, ehemals Friseur Untersehr, weicht ebenfalls bald einem Neubau.  Foto: Winfried Rein

    Das Bauvolumen in Euro klettert immer höher, eine Folge der steigenden Baupreise. Abgesehen von einem Mindestkomfort sei bei Neubauten „von der Energieeffizienz über die Barrierefreiheit bis zum Brandschutz auf eine Serie von Parametern zu achten“, weiß Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling von den jüngsten Projekten der öffentlichen Hand. Das drückt den Mietpreis selbst für Sozialwohnungen auf acht Euro pro Quadratmeter nach oben. 27 Einheiten vergibt die Stadt heuer in ihrer Anlage am Siedlerweg in Feldkirchen, die über die Förderung des „Wohnungspaktes Bayern“ entsteht. Von den 900 Anträgen des Vorjahres entfallen 195 (2019: 155) auf die Stadt Neuburg, die ihre Bauhoheit behalten hat. 121 Wohneinheiten seien 2020 genehmigt worden, es waren schon einmal mehr. Im (restlichen) Landkreis entfielen von 708 Baugenehmigungen 480 auf Wohnhäuser. Der Rest betraf Gewerbebauten, Garagen oder landwirtschaftliche Gebäude (54). 2019 waren 598 Bauanträge im Landratsamt eingegangen.

    Dass die Baulandpreise in den vergangenen fünf Jahren um 50 Prozent gestiegen sind, kann nicht wirklich überraschen. Der Wunsch nach dem Eigenheim, der Run auf Immobilien und die Preisvorstellungen von Baulandeigentümern treiben die Zahlen nach oben. Dazu kommt der Verdrängungswettbewerb im Umfeld von Ingolstadt. In Gemeinden wie Karlskron, Karlshuld, Weichering und Bergheim kaufen sich nach wie vor Ingolstädter ein, weil der Baugrund in der Großstadt fast unerschwinglich geworden ist. Die Kommunen steuern mit ihrem Zugriff auf Neubaugebiete zugunsten der Einheimischen dagegen. Das gelingt nicht immer maßgerecht, wie das Beispiel der „Nussschütt“ in Neuburg-Joshofen zeigt. Bergheim hatte zuletzt 320 Euro für den Quadratmeterpreis festgelegt und musste sich von der Kommunalaufsicht mahnen lassen „unter Wert“ zu verkaufen. Wenn Private in Bergheim Baugrund für 400 bis 500 Euro pro Quadratmeter verkaufen, „dann wird es für junge Leute unbezahlbar, hier zu bauen“, stellt Bürgermeister Tobias Gensberger fest.

    So viele Bauanträge gab es in Burgheim, Karlshuld und Co.

    Aresing (53 Anträge) und Burgheim (50) haben ihre Anträge 2020 fast verdoppelt, in Karlshuld (67) wird schon seit Jahren heftig gebaut. Auch Bergheim (18), Gachenbach (48), Königsmoos (55) und Waidhofen (23) haben erheblich zugelegt. Schrobenhausen hat 125 Bauanträge verzeichnet. Bis auf ein Dutzend hat das Kreisbauamt alle Anträge genehmigt. Konflikte werden meist im Vorfeld geklärt, aussichtslose Planungen vom Bauwerber zurückgezogen. Es laufen aber auch Klagen vor dem Verwaltungsgericht wegen ablehnender Bescheide.

    Toskanahaus, Satteldach, Flachdach, zweigeschossig – die Hausformen in Neubaugebieten mischen sich kunterbunt durch. Das Amt versuche, „Grundzüge von Baukultur“ im Landkreis zu erhalten, versichert Michael Wimmer, Technik-Chef im Kreisbauamt. Gestalterische Eingriffe seien den Behörden durch Liberalisierung des Baurechts „längst genommen worden“, so Andreas Eberl, „wir entscheiden strikt nach Baurecht und nicht nach Geschmack.“

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