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Neuburg: Lockdown statt Trubel: So ruhig war das Adventswochenende in Neuburg

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Lockdown statt Trubel: So ruhig war das Adventswochenende in Neuburg

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    Eine ungewohnte Ruhe herrschte am vierten Adventswochenende in der Neuburger Innenstadt. Die wenigen Läden, die während des Lockdowns noch offen haben, erkannte man meist von Weitem schon an einer Menschentraube davor.
    Eine ungewohnte Ruhe herrschte am vierten Adventswochenende in der Neuburger Innenstadt. Die wenigen Läden, die während des Lockdowns noch offen haben, erkannte man meist von Weitem schon an einer Menschentraube davor.

    Gähnende Leere statt Menschenmengen, verwaiste Ladenflächen statt zahlreicher Kunden: Es ist ein ungewöhnliches Bild, das sich am vierten Adventswochenende in den Neuburger Einkaufsstraßen auftut. Während in den vergangenen Jahren das letzte Wochenende vor Weihnachten die Menschen massenhaft in die Innenstädte zog, bleiben die Straßen diesmal aufgrund der Corona-Beschränkungen größtenteils leer. Trotzdem sind noch einige Passanten unterwegs. Warum?

    Lockdown in Neuburg: So ruhig war das vierte Adventswochenende

    Einzelhändler kleben zum Teil handgeschriebene Zettel an ihre Schaufenster, um ihrem Unmut Luft zu machen. Während Geschäfte vor Ort schließen müssen, wird der Online-Handel stark von der Situation profitieren.
    Einzelhändler kleben zum Teil handgeschriebene Zettel an ihre Schaufenster, um ihrem Unmut Luft zu machen. Während Geschäfte vor Ort schließen müssen, wird der Online-Handel stark von der Situation profitieren. Foto: Anna Hecker

    Wer jetzt noch in der Stadt unterwegs ist, tut dies meist aus Gewohnheit – und weil er den übriggebliebenen Händlern die Treue wahrt. Vor allem ältere Menschen sind am vergangenen Samstag in der Stadt unterwegs. Alle paar Meter bleiben sie stehen, begrüßen sich herzlich, ein kleiner Ratsch ist immer drin. „Was soll ich zu Hause, da fällt mir doch die Decke auf den Kopf“, sagt eine ältere Dame aus Herrenwörth, die sich gerade mit der zukünftigen Schwiegermutter ihrer Tochter unterhalten hat. „Kaufen muss ich nicht viel, aber die wenigen Dinge wie Tomaten und Kraut besorge ich lieber auf dem Wochenmarkt als in den überfüllten Supermärkten.“

    Rauszugehen bedeutet für sie weitaus mehr, als bloß die Erledigung des Einkaufs. Es ist für sie vielmehr die Möglichkeit, mit Bekannten in Kontakt zu bleiben. „Ist es nicht traurig, wie leer die Stadt gerade ist? Vor allem in der Weihnachtszeit hat man sonst immer alle Menschen getroffen, für die man im restlichen Jahr zu wenig Zeit hat“, meint sie.

    Händler in Neuburg machen ihrem Unmut Luft

    Weiter geht es an den traurig dreinblickenden Schaufenstern vorbei. So manch ein Verkäufer nutzt die großen Scheiben jetzt, um seinem Unmut Luft zu machen. Auf handgeschriebenen Zettel stehen Botschaften an die Kunden. Von Frust über die Schließung bis zu Hoffnung auf eine baldige Öffnung liest man ganz unterschiedliche Botschaften. Trotzdem ist der Tenor eindeutig: „Bleibt uns lokalen Händlern treu!“, scheinen die Zettel zu rufen.

    Ein paar Meter die Straße runter schwingt sich eine junge Mutter mit ihrem Sohn aufs Fahrrad. Gerade haben sie beim Bäcker eingekauft, davor waren die beiden in der Apotheke. Warum sie dafür extra aus Bittenbrunn in die Stadt geradelt sind? „Die lokalen Händler haben es eh schon so schwer, da wollen wir das, was noch möglich ist, vor Ort kaufen und nicht bei großen Ketten“, erklärt die Frau. Solidarität während des Lockdowns also. Auch die Weihnachtsgeschenke konnte die Mutter noch in der Stadt kaufen, bevor die Geschäfte schließen mussten. „Irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass dieses Jahr alles anders sein wird, und habe die Geschenke schon besonders früh besorgt.“

    „In den Supermärkten und Industriegebieten ist die Hölle los“

    In vielen Läden sind die Händler nach wie vor für Kunden da – nur anders.
    In vielen Läden sind die Händler nach wie vor für Kunden da – nur anders. Foto: Anna Hecker

    Auch zwei befreundete Ehepaare haben versucht, ihre Geschenke möglichst lokal auszusuchen. Ganz geklappt hat das leider nicht, sagt der eine Mann. „Wir haben dieses Jahr mehr online bestellen müssen, als die Jahre davor. Uns ist die Zeit davongelaufen, vor Ort in Ruhe nach den richtigen Geschenken zu suchen.“ In der Innenstadt kaufen die beiden Paare trotzdem noch gerne ein, auch wenn es nur noch die Lebensmittel sind. „In den Supermärkten und Industriegebieten ist die Hölle los“, sind sie sich einig. Dass man in der Innenstadt seine Einkäufe nun in aller Ruhe erledigen könne, sei ihrer Meinung nach einer der wenigen Vorteile der vorübergehenden Ladenschließungen.

    So bewegen sich die meisten Innenstadtbesucher am Samstag zwischen Wochenmarkt, Apotheke und Bäcker und beweisen, dass sie bereit sind, die lokalen Unternehmen zu unterstützen, solange es ihnen möglich ist. Wo ein Laden doch noch offen ist, erkennt man oft schon aus der Ferne. Kleine Menschentrauben bilden sich vor den Ladentüren, man genießt einen Kaffee „to go“ und tauscht sich kurz über die außergewöhnliche Situation aus. Die Stadt als sozialer Treffpunkt, wie es eben schon immer war.

    Ein Schaufensterbummel in Neuburg kann sich trotzdem lohnen

    Und auch wenn die meisten Läden in den Einkaufsstraßen nicht geöffnet haben, kann sich ein Schaufensterbummel vor Weihnachten trotzdem noch lohnen. Einige Verkäufer bieten einen telefonischen Bestellservice an: Wer in den Ausstellflächen etwas entdeckt, das sich hervorragend als Geschenk für Weihnachten oder auch eine kleine Freude für sich selbst eignet, kann die Ware telefonisch oder auch per Mail erstehen.

    So findet sich vielleicht doch noch ein Präsent vom lokalen Einzelhandel, obwohl seit Mittwoch vergangener Woche die meisten Geschäfte in der Neuburger Innenstadt schließen mussten.

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