Normalerweise wären die Vorbereitungen längst in der heißen, finalen Phase. Ende Juni sollte das Schloßfest 2021 Neuburg wieder einmal in eine Renaissance-Hochburg verwandeln und zehntausende Besucher anlocken. Doch Großveranstaltung und Pandemie vertragen sich nicht, weshalb das Schloßfest-Komitee bereits Anfang Dezember das Spektakel schweren Herzens abgesagt hat. Damals kündigte Friedhelm Lahn, Vorsitzender des Verkehrsvereins Freunde der Stadt Neuburg, mögliche Ersatzveranstaltungen an. Sind diese nun, einige Monate und eine weitere Corona-Welle später, umsetzbar?
Neuburger Schloßfest 2021 abgesagt: Das ist stattdessen geplant
Lahn und seine Mitstreiter hatten zwei mögliche Standorte für ein kleines „Corona-Schloßfest“ im Blick: den Schlosshof und den Garten des Stadtmuseums. Dort hätte man etwa Musik und Theater für eine begrenzte Zahl von Besuchern aufführen können. Gerade der Schlosshof hätte sich gut für eine solche Veranstaltung unter Pandemie-Bedingungen geeignet. Möglicherweise hätten dort hunderte Menschen mit Abstand an der frischen Luft zusammenkommen können, sagt Lahn. Doch daraus wird nichts. Das Schloss ist aufgrund der laufenden Sanierungsarbeiten wohl bis mindestens Oktober nicht verfügbar.
Und auch im Museumsgarten wird es keinen Schloßfest-Ersatz geben. Dort hätte unter Auflagen nur eine geringe Zahl an Besuchern Platz, sodass sich der Aufwand für die Beteiligten wohl finanziell nicht rechnen würde. „Wir müssen unser Geld für das nächste Schloßfest im Jahr 2023 zusammenhalten“, sagt Lahn. Deshalb habe sich das Schloßfest-Komitee einstimmig dafür ausgesprochen, in diesem Jahr keine Veranstaltungen zu organisieren – zumal unklar ist, wie sich die Infektionszahlen bis zum Sommer entwickeln. „Das ist schade, aber es würde keinen Sinn machen“, betont Lahn.
Ersatz für Neuburger Schloßfest 2021: Auch kein "Schloßfest to go"
Auch einem „Schloßfest to go“, das im Gespräch war, erteilte man eine Absage. Es wird also keine einzelnen Buden in der Altstadt mit Rahmflecken oder Schloßfest-Bier geben, aus Sorge vor Menschenansammlungen. „Die Leute werden sich in ihr Gewand werfen und kommen, um zumindest etwas Schloßfest-Feeling zu haben“, vermutet Lahn. „Wir wollen aber nicht diejenigen sein, die einen Hotspot verursachen.“ Schließlich müsste man als Veranstalter Sorge dafür tragen, dass die Auflagen eingehalten werden. Dies wäre jedoch schwierig, da die Schloßfest-Szene sehr aktiv ist. „Aus hundert werden schnell tausend Besucher, und dann haben wir ein Problem.“
Auch Vereine, die fester Bestandteil eines jeden Schloßfests sind, hatten nach der Absage im Dezember angekündigt, sich Gedanken über mögliche Ersatz-Veranstaltungen zu machen. Dass es angesichts der Umstände tatsächlich Aktionen in der Stadt geben wird, kann sich Lahn „fast nicht vorstellen“. Er glaubt, dass sich Schloßfest-Fans wohl damit begnügen müssen, im Sommer kostümiert essen zu gehen – sofern bis dahin Außengastronomie möglich ist. „Wir müssen da durch und werden das überstehen“, richtet sich Lahn an die Anhänger des Renaissance-Spektakels. Das nächste Schloßfest von 2023 auf 2022 vorzuziehen, will er aus Gründen der Fairness gegenüber anderen Vereinen nicht. Viele haben ihre Veranstaltungen mit Absicht auf ein Jahr ohne Schloßfest gelegt. „Denen würden wir das Wasser abgraben.“ Und sowohl 2022 als auch 2023 die Renaissance zu feiern, kommt ebenfalls nicht infrage. „Das würde sicher einigen gefallen“, ist sich Lahn bewusst. „Aber wir organisieren das ehrenamtlich neben der Arbeit. Zwei Jahre in Folge schaffen wir das nicht.“
Neuburg: Tourist-Info und Juliusbräu planen Aktionen als Ersatz für das Schloßfest
Komplett auf Schloßfest-Gefühle verzichten muss man jedoch auch heuer nicht. Die Neuburger Tourist-Info plant eine Ausstellung im Rathausfletz als Hommage an das historische Treiben. Dieses solle weder bei Einheimischen noch bei Gästen in Vergessenheit geraten, sagt Christiane Dusse, Leiterin der Tourist-Info. „Wir wollen ein Jahr ohne Schloßfest nicht einfach so verstreichen lassen.“ Schließlich habe das Fest eine immense Außenwirkung, der Stadt fehle eine Attraktion. Um dies zumindest etwas aufzufangen, plant die Tourist-Info in enger Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverein eine Ausstellung vom 20. Juni bis 11. Juli – ungefähr der Zeitraum, in dem Neuburg im Fest-Ausnahmezustand gewesen wäre.
Besucher sollen Bilder und historische Exponate zu sehen bekommen, etwa Gewänder, Instrumente und Waffen. Auch ein historischer Biertisch wird aufgebaut, berichtet Dusse. Außerdem wird der Schloßfest-Film zu sehen und Renaissance-Musik vom Band zu hören sein. So sollen alle, die das Fest lieben, in Erinnerungen schwelgen können, und Auswärtige das Event kennenlernen – auch als Werbung für die nächste Auflage im Jahr 2023. Dusse hofft, dass sich die Corona-Situation positiv entwickelt, sodass die Ausstellung zugänglich sein wird. Der aktuelle Trend stimme zuversichtlich.
Und auch Juliusbräu will es sich trotz der Umstände nicht nehmen lassen, Schloßfest-Bier zu brauen. Zwar in deutlich geringerer Menge als in normalen Festjahren, sagt Eigentümerin Gabriele Bauer. Doch sie ist sich sicher: Auch in diesem Jahr wird es Abnehmer dafür geben. Dazu startet die Neuburger Traditionsbrauerei zusammen mit dem Verkehrsverein eine Aktion. Schloßfest-Gruppen sind aufgerufen, bis Samstag, 19. Juni, lustige Fotos von sich zu machen und einzuschicken. Dann wird es vor Ort im Brauereihof des Juliusbräu ein kleines „Fest“ unter Corona-Auflagen geben, bei dem eine Jury die Bilder bewertet und die Sieger ermittelt. Sie erhalten Schloßfest-Bier und einen kleinen Geldpreis.
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