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Neuburg: Kann man sich im Englischen Garten in Neuburg bald beerdigen lassen?

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Kann man sich im Englischen Garten in Neuburg bald beerdigen lassen?

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    Oft sind es besonders markante Bäume, die sich die Menschen als letzte Ruhestätte aussuchen. Der Englische Garten in Neuburg hätte etliche davon zu bieten.
    Oft sind es besonders markante Bäume, die sich die Menschen als letzte Ruhestätte aussuchen. Der Englische Garten in Neuburg hätte etliche davon zu bieten. Foto: Winfried Rein

    Die Vögel zwitschern, die Blätter rauschen leise im Wind und die Sonne blinzelt durch die Äste der jahrhundertealten Bäume hindurch. Viele Neuburger haben einen Lieblingsplatz im Englischen Garten, vielleicht einen ganz besonderen Baum, dem sie seit vielen Jahren auf ihren Spaziergängen begegnen. Wie wäre es, später einmal genau unter diesem Baum beerdigt zu werden? Den Grabschmuck übernimmt die Natur mit Buschwindröschen, Farnen oder im Herbst mit bunten Blättern.

    Neuburg: Wird der Englische Garten zum Friedwald?

    Wenn es nach dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF) geht, soll dies im Englischen Garten schon bald möglich sein. Forstdirektor Peter Niggemeyer hat die Idee ins Spiel gebracht und in einem ersten Schritt dem Ältestenrat der Stadt vorgestellt.

    Der Zeitpunkt dafür scheint ungelegen, denn der WAF steht seit der Sperrung von sieben Hektar Wald im Englischen Garten im Kreuzfeuer der Kritik. Und nun kommt die Nachricht, dass das Naherholungsgebiet der Neuburger ein Friedhof werden soll. Doch Niggemeyer sieht die Sache positiv: „Ich bin froh, dass diese Diskussion angestoßen wurde.“ Denn so könne man die Chance ergreifen und darüber sprechen, wie die Zukunft für dieses Stück Land aussehen soll. Denn wirklich glücklich ist der WAF mit diesem Areal nicht. Der Stiftung gehört zwar der Englische Garten, aber ordentlich bewirtschaften und Geld damit verdienen kann sie kaum. „Das sieht man ja gerade an dem Bereich, den wir gesperrt haben, was dann los ist“, sagt Niggemeyer. Die Bürger hätten den Englischen Garten durch die Stadtnähe quasi zu ihrem Naherholungsgebiet erklärt. „Wir sind von der Bevölkerung schon vor vielen Jahrzehnten enteignet worden.“

    Friedwald: Was wird aus dem Englischen Garten in Neuburg?

    Ein Name, ein Psalm oder einfach ein letzter Gruß: Lediglich eine kleine Tafel wird an den Bäumen befestigt, an denen die Menschen bestattet sind.
    Ein Name, ein Psalm oder einfach ein letzter Gruß: Lediglich eine kleine Tafel wird an den Bäumen befestigt, an denen die Menschen bestattet sind. Foto: FriedWald GmbH

    Für ihn stelle sich also die Frage: Was tun mit diesen 65 Hektar Wald, für die der WAF trotzdem zuständig ist, die Verkehrssicherungspflicht hat und nach eigenen Worten jedes Jahr viel Geld hineinsteckt. Deswegen sei er auf die Idee mit dem Friedwald gekommen: „Auf diese Weise werde der Englische Garten zu einem naturnahen Park, der von den Menschen genutzt werden kann und der WAF nimmt durch den Verkauf der Gräber etwas Geld ein. Auf diese Weise haben alle etwas davon“, ist sich Niggemeyer sicher.

    Doch ob das die Neuburger genauso sehen, ist fraglich. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling findet die Idee, in Neuburg einen Bestattungswald zu errichten, grundsätzlich gut. Bisher müssten Neuburger, die auf diese Weise beigesetzt werden wollen, in weit entfernte Orte ausweichen, wie zum Beispiel ins fränkische Pappenheim. Aber ob der Englische Garten dafür der richtige Ort ist, müsse erst noch diskutiert werden. Denn auch wenn der Friedwald grundsätzlich für alle Menschen frei zugänglich bleibt, wird es Einschränkungen geben. Joggen und Radfahren auf den Wegen bleibt weitestgehend erlaubt, auch Hunde dürfen dort Gassi gehen, allerdings nur an der Leine. Lautstark grölende Jugendliche mit voll aufgedrehter Musik sind nicht erwünscht, wie Niggemeyer sagt. „Das ist Störung der Totenruhe und geht auf einem Friedhof nicht.“ Als solcher nämlich wird der Friedwald ausgewiesen, es gilt die von der Stadt erlassene Friedhofssatzung.

    Englischer Garten in Neuburg: Besucher sollen nicht viel vom Friedhof merken

    In einem Friedwald sind nur Urnengräber möglich.
    In einem Friedwald sind nur Urnengräber möglich. Foto: Timm Schamberger/ddp

    Die Bäume, die in einem Friedwald als Bestattungsplätze zur Verfügung stehen, sind durch farbige Bänder gekennzeichnet. Bäume, an denen bereits Menschen ihre letzte Ruhe gefunden haben, zieren häufig kleine Namenstafeln. „Ansonsten merkt der Besucher nicht viel vom Friedhof“, bekräftigt der Forstwirt. Die Asche der Verstorbenen ruht in biologisch abbaubaren Urnen. Die Beisetzungen beginnen üblicherweise an einem Andachtsplatz, der mit einem Holzkreuz oder Stelen und Sitzgelegenheiten ausgestattet ist. Die Gestaltung der Beisetzung bleibt den Wünschen der Verstorbenen und ihrer Angehörigen überlassen. Christlich begleitete sind ebenso üblich wie Bestattungen ohne geistlichen Beistand.

    Niggemeyer kennt die Bedenken der Bürger, wenn es um das Thema Bestattungswald geht, denn in seiner beruflichen Laufbahn hat er schon viele solcher Friedhöfe installiert: „Aber überall waren die Menschen danach begeistert und die Bestattungswälder wurden meist schon nach kurzer Zeit ausgeweitet.“

    Friedhof im Englischen Garten: Auch die Stadt Neuburg profitiere

    Auch die Stadt profitiere von einer solchen Einrichtung, denn die Menschen, die sich auf diese Weise bestatten lassen, kommen oft von weit her. „Die Angehörigen, die die Gräber besuchen, übernachten nicht selten in der Stadt oder treffen sich zum Familienessen“, berichtet Niggemeyer aus seinen Erfahrungen.

    Übers Kreuz brechen will der WAF die Errichtung eines Bestattungswaldes im Englischen Garten aber nicht. Die Idee stehe im Raum. Nun gehe es darum, sie zu diskutieren.

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